Emma
hier!“
„Tut
mir leid, dass ich ihn euch in dieser Verfassung hier lasse“, meinte Antonio
schulterzuckend, als Merill ihn zum Aufzug begleitete, „aber irgendjemand
musste ihm endlich mal wieder die Meinung sagen! Seit diesem Unfall fassen ihn
alle nur noch mit Samthandschuhen an und er wird immer unerträglicher!“
Der
Butler seufzte leise.
„Schade,
dass die Signorina schon gegangen ist“, meinte er.
„Ja,
ich weiß. Der Boss hat sie weggeschickt“, grollte Antonio.
„Wie
traurig!“
Das
war alles, was er sich je an Kommentar über seinen Brotherrn erlauben würde,
doch Antonio verstand die Botschaft und nickte.
Kapitel 10
Als
Emma am nächsten Tag bei Davide eintraf, empfing Merill sie schon am Aufzug mit
einer schockierenden Neuigkeit.
„Signor
Gandolfo ist nicht mehr hier, Signorina. Er ist fort.“
Ungläubig
starrte Emma in das undurchdringliche Gesicht ihres Gegenübers. Sie konnte ihm
keinerlei Regung entnehmen, konnte nicht erkennen, ob der Butler die Wahrheit
sagte, oder nicht.
„Fort?
Wo ist er denn hin?“, bohrte sie entsetzt. „Gestern Abend habe ich doch noch
mit ihm gesprochen, warum hat er mir da nichts gesagt? Und wo ist Sergio?“
„Das
weiß ich nicht, Signorina, ich weiß nur, dass heute Morgen beide abgereist sind.“
„ Abgereist? “
Emma glaubte, sich verhört zu haben. „Und wohin soll er in seinem Zustand
gereist sein?“
„Soweit
ich weiß, ist er zur Kur gefahren“, gab der unerschütterliche Butler steif Auskunft.
„Ich
glaube Ihnen kein Wort!“, platzte Emma heraus, „das will ich mit eigenen Augen
sehen!“
„Bitte,
Signorina, gerne. Sie wissen ja, wo Sie suchen müssen!“
Ohne
weitere Umstände machte er ihr den Weg frei und ließ sie durch die Wohnung
streifen. Emma öffnete jede Tür, sah in jedes Zimmer – ohne Erfolg. Merill
hatte die Wahrheit gesagt, Davide war nicht da.
Als
sie schließlich nicht mehr weiter wusste, öffnete Emma sogar seine Schränke. Es
fehlte tatsächlich einiges an Wäsche und Kleidung, vor allen Dingen waren alle
seine Sportsachen verschwunden. Die Erklärung, er sei zur Kur gefahren, konnte
also wirklich zutreffen.
Aber
wohin war er gefahren?
Und
warum war er einfach abgereist, ohne ihr auch nur ein Sterbenswörtchen davon zu
sagen? Warum hatte er sie nicht informiert, warum hatte er sie nicht
mitgenommen?
Es
konnte ihm doch nicht wirklich Ernst damit gewesen sein, sie nicht mehr
wiedersehen zu wollen. Das war vollkommen unmöglich!
Verzweifelt
ließ sie sich auf sein Sofa fallen und kämpfte gegen ihre heißen Tränen. Nach
ein paar tiefen, kontrollierten Atemzügen schaffte sie es tatsächlich, sich
wieder in den Griff zu bekommen.
Danach
zog sie ihr Telefon heraus und wählte Davides Nummer. Es antwortete die
Mailbox, aber etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet, also versuchte sie
es bei Antonio. Mit demselben Ergebnis. Das war nun schon eher merkwürdig.
Sergios Nummer hatte sie nicht, fiel ihr siedendheiß ein. Wie dumm von ihr,
dass sie es versäumt hatte, sie sich beizeiten geben zu lassen!
Als
sie Merill danach fragte, verneinte dieser höflich, aber bestimmt, die Nummer
zu kennen oder sie ihr beschaffen zu können.
Emma
war mit ihrem Latein am Ende.
In
dieser Nacht blieb Davide wach. Sergio hatte er ins Bett geschickt, da er
wusste, er würde sowieso keinen Schlaf finden. Wieder einmal, wie so oft in
letzter Zeit.
Es
war Emma, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Nichts gerade Neues, dachte er,
und schnaubte übellaunig. Nur diesmal raubte sie ihm aus anderen Gründen den
Schlaf als noch vor wenigen Wochen.
Seitdem
er aus dem Koma erwacht war und seine Sinne wieder einigermaßen beisammen
hatte, beobachtete er sie nun schon. Er ließ sie nicht aus den Augen und
versuchte, aus ihr und ihrem Verhalten schlau zu werden und endlich eine
Entscheidung zu treffen. Sie verhielt sich absurderweise so, als hätte sie ihn
nie verlassen. Und noch mehr – sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Jetzt hatte sie ihm das gesagt, wo eigentlich ohnehin alles zu spät war! Hätte er ihr
denn dieses Mal trauen können? Er würde keinesfalls noch einmal über eine
solche Enttäuschung hinwegkommen.
Dann
schüttelte er über sich selber den Kopf – er war schon über das erste Mal nicht
hinweggekommen, korrigierte er sich mit einem ungeduldigen Seufzen, sehr viel
schlimmer als das hier konnte es also ohnehin nicht mehr werden!
Er
ließ reichlich ratlos den Kopf hängen.
Er
sollte endlich
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