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Emma

Emma

Titel: Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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dass du wiederkommst!“
    Der
Satz traf sie wie ein Schlag. Sie starrte ihn an und hoffte inständig, dass sie
sich verhört hatte. Nun war es also so weit! Er hatte in all dieser Zeit seine
Meinung tatsächlich nicht geändert?
    „Hast
du mich verstanden?“, nun erst sah er sie an.
    Emma
sank fassungslos auf den Stuhl neben ihm. Sie weigerte sich, zu nicken oder
irgendwie zu reagieren, ihm in irgendeiner Form zu zeigen, dass sie bereit war,
ihm seinen Willen zu erfüllen. Sie war in keiner Weise dazu bereit, wurde ihr
schlagartig bewusst. Sie war überhaupt nur deshalb darauf eingegangen, weil sie
felsenfest davon überzeugt gewesen war, dass er seinen Standpunkt im Laufe der
Zeit ändern würde. Er konnte doch unmöglich aufgehört haben, sie zu lieben!
    „Emma!“
Davide blieb hartnäckig und sie hob schließlich die Augen zu seinem Gesicht.
Seine Miene war ausdruckslos. Sie konnte nichts darin lesen. Das war ihm in der
letzten Zeit zur zweiten Natur geworden – dieses Pokerface, dem kein Schmerz,
keine Freude, keine Langeweile anzumerken war, nur eine gelegentliche
Anspannung und die Strapazen der Physiotherapie.
    „Warum?“,
brachte sie schließlich hervor. „Warum willst du mich jetzt wegschicken?“
    Davide
seufzte. „Ach, Emma, mach es uns doch bitte nicht schwerer als unbedingt nötig!
Du weißt genau, dass das Bestandteil unserer Abmachung war, oder? Du durftest
bleiben, solange ich im Krankenhaus war und seit ich hier bin, hast du noch ein
paar zusätzliche Tage herausgeschlagen. Ich bin zuhause, ich bin gut versorgt,
ich habe mich wieder eingelebt und es geht mir den Umständen entsprechend gut.
Was also sollst du noch hier, kannst du mir das sagen?“
    „Dir
Gesellschaft leisten zum Beispiel!“, versetzte sie heftig. „Bei dir sein! Mit
dir reden, mit dir Zeit verbringen!“
    „Ach,
Emma!“, nun holte er tief Luft. „Was willst du denn jetzt noch von mir? Ich
konnte dich nicht halten, als ich vor Gesundheit strotzte, meinst du, das würde
ich jetzt als Krüppel versuchen?“
    Die
Bitterkeit in seiner Stimme schnitt Emma ins Herz und sie brachte es nicht über
sich, seinem Blick zu begegnen. Hatte er nicht recht? Sie war gegangen, als er
im Vollbesitz all seiner Kräfte war, warum sollte er annehmen, dass sie jetzt
bleiben wollte, wo er im Rollstuhl saß?
    Also
hatte sie es in all dieser Zeit tatsächlich nicht geschafft, ihn durch ihr
Verhalten vom Gegenteil zu überzeugen! Sie schloss einen Moment lang die Augen
und versuchte krampfhaft, die Verzweiflung hinunterzuschlucken, die ihr die
Kehle eng werden ließ.
    „Lass
mich bleiben, Davide, bitte! Schick mich nicht weg! Sei nicht so hart zu mir,
ich möchte doch einfach nur bei dir sein!“
    Er
lachte auf. Es klang wie ein Schnauben und war wie seine Stimme vorher voller
Bitterkeit.
    „Emma,
sieh mich an!“ Er wartete, bis sie ihm gehorchte, dann erst sprach er weiter.
„Du verstehst gar nichts, meine Schöne, aber das macht nichts! Ich bin nicht
hart zu dir , ich bin hart zu mir ! Denkst du denn wirklich, ich
würde dir dabei zusehen, wie du deine Zeit hier mit mir vergeudest, wo dir da
draußen die Welt offen steht?“
    „Ich
will diese Welt nicht, Davide, ich will dich!“
    „Das
sagst du jetzt, aber was wird später sein? In einem halben Jahr, in zwei
Jahren? Ich will dein Mitleid nicht, Emma, darauf kann ich verzichten und ich
will dich ab morgen nicht mehr hier bei mir sehen!“
    „Ich
bin doch nicht aus Mitleid hier!“ platzte sie heftig heraus und starrte ihn
fassungslos an.
    „Warum
denn dann?“
    „Ich
bin hier, weil ich dich liebe, Davide!“
    Sein
Gesicht zeigte keinerlei Regung und Emma verwünschte inzwischen diese neu
erworbene Fähigkeit, niemandem mehr zu zeigen, was wirklich in ihm vorging.
    „Du
verwechselt da meiner Meinung nach Mitgefühl mit Liebe, das sind aber zweierlei
Dinge, Emma! Und ich werde es auf keinen Fall zulassen, dass du dich hier an
einen alternden Krüppel verschwendest, nur weil du deine eigenen Gefühle nicht
richtig einordnen kannst!“
    Nun
war seine Stimme etwas lauter geworden, fast klang Leidenschaft in ihr durch.
Nur war es die falsche Leidenschaft. Er schien ein geradezu morbides Vergnügen
dabei zu finden, sich selbst als Krüppel zu bezeichnen.
    „Sag
das nicht, es gefällt mir nicht, wenn du so redest!“
    „Ob
es dir gefällt oder nicht, es sind Tatsachen! Es ist eine Tatsache, dass ich
ihn nicht mehr hoch kriege, es ist eine Tatsache, dass ich hier in diesem
beschissenen

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