Emma
Rollstuhl sitze und es ist eine verdammte Tatsache, dass ich dich
nicht mehr sehen will!“
Wie
um seine Aussage zu unterstreichen, zog er heftig an einem der Reifen und
drehte sich abrupt von ihr weg.
„Davide!“
Emmas Stimme war rau, ihre Kehle fühlte sich an wie ein Reibeisen. Der Schmerz,
der nun zu guter Letzt doch in seinen Worten durchgeklungen hatte, machte sie
grenzenlos traurig. Nicht genug, dass sie all sein Leid verursacht hatte, nun
verwehrte er es ihr auch noch, wenigstens einen Hauch davon wiedergutzumachen!
„Nein,
Emma, du passt jetzt mal ganz genau auf, was ich dir sage!“ Er wandte sich
wieder zu ihr. „Ich werde nicht akzeptieren , dass du bleibst, hörst du?
Geh und such dir verdammt noch mal endlich einen ganzen Kerl, der dich im Bett befriedigt,
der dir einen Haufen Kinder macht und der mit dir laufen geht oder sonst
irgendetwas unternimmt, aber um Himmels willen, werde endlich vernünftig!“
„Ich
bin vernünftig, Davide! Ich bin sogar sehr vernünftig! Ich war in meinem ganzen
Leben noch nie so vernünftig! Und jetzt hörst du mir mal zu, verstanden? Ich
stehe schon lange nicht mehr auf deiner Lohnliste, also hör auf, mich
herumzukommandieren! Ich komme und ich gehe, wann ich es will und wie oft ich
es will und ich lasse mir von dir nicht vorschreiben, was ich tun soll. Ich bin
ein großes Mädchen, das selber weiß, mit wem es seine Zeit verbringen möchte und
rein zufällig will ich das mit dir, also schreib mir nicht vor, ob ich Kinder
kriegen und mit wem ich welchen Sport machen soll!“
Atemlos
hielt sie inne. Seine Miene war wie versteinert und er sah an ihr vorbei ins
Leere. Nur seine Kiefermuskeln zuckten, so als müsse er sich mühsam daran
hindern, ihr eine grobe Antwort zu geben. Schließlich, nach einer unerträglich
langen Schweigephase, nickte er langsam, doch sein Blick blieb hart.
„Also
gut, für den Moment hast du gewonnen, weil ich jetzt einfach zu müde bin, mit
dir zu streiten. Und jetzt geh endlich nach Hause, Sergio bringt mich rein!“
Für
den Moment, hatte er gesagt! Sie registrierte es mit einem schmerzlichen Gefühl
der Enttäuschung. Das hieß nicht, dass er nachgegeben hatte, sie hatte nur
etwas Zeit gewonnen. Wie viel, das wusste sie nicht.
Mutlos
entschied sie, dass sie wohl auch dieses Mal besser so tat, als ließe sie ihm
seinen Willen. Also hauchte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und
ging hinein. Sie nickte Sergio zu, der sie fragend ansah, nahm ihre Jacke,
schlüpfte in ihre Schuhe und eilte hastig in Richtung Aufzug.
Nach
Emmas Abschied vergingen etwa zehn Minuten, da traf Antonio bei Davide ein. Er
hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, am Abend hin und wieder bei ihm
vorbeizuschauen und ihn ein wenig zu unterhalten, vor allen Dingen an den
Abenden, an denen seine Frau ohnehin nicht zu Hause war, so wie heute.
Sergio
hatte Davide ins Wohnzimmer gebracht und da saß er nun und wartete, dass der
Butler ihm das Abendessen brachte. Antonio wusste bereits, dass etwas nicht
stimmte und ihn konnte Davides steinerne Miene auch jetzt nicht täuschen.
„Was
ist denn mit Emma los?“, fragte er, kaum dass sie sich begrüßt hatten, „hattet
ihr Streit?“
Davide
antwortete nicht sofort, sondern schluckte hart. Es fiel ihm sichtlich schwer,
die Fassung zu bewahren.
„Nicht
direkt“, presste er schließlich heraus, „warum fragst du?“
„Sie
sitzt unten in ihrem Auto und weint sich die Augen aus! Ich habe so getan, als
würde ich sie nicht bemerken, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen, aber sie
scheint mir ziemlich unglücklich zu sein!“
„Ich
habe sie weggeschickt! Diesmal endgültig!“
„Was?
Aber warum?“ Antonio machte eine vielsagende, fragende Handbewegung, die
Verständnislosigkeit ausdrücken sollte.
„Das
weiß sie so gut wie du, und nun lasst mich endlich mal in Ruhe!“, zischte
Davide gereizt.
„Nein,
das weiß ich eben nicht!“, bohrte Antonio nach, „was soll ich wissen? Sie hat
endlich begriffen, dass sie dich liebt, also was willst du eigentlich?“
Davide
wandte den Kopf und fixierte Antonio mit einem tödlichen Seitenblick, seine
Augen waren schwarz vor Zorn.
„Sie bildet sich ein , dass sie mich liebt!“, polterte er, „aber sie hat nur
ein schlechtes Gewissen und Mitleid! Und selbst wenn sie mich lieben würde,
glaubst du denn allen Ernstes, ich würde es zulassen, dass sie bei mir bleibt?“
„Und
warum nicht? Sie muss doch selber wissen, mit wem sie ihr Leben verbringen
will,
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