Emma
besonders selbstsicher in diesem
Moment.
„So
ungefähr, ja! Letzte Woche, als er mir anbot, seine Villa übers Wochenende zu
nutzen. Er hatte mit dir herkommen wollen, um das Fest hier zu feiern, ich
hatte die Karten besorgt, die Bootstour für morgen nach Venedig gebucht und
noch einiges andere mehr. Alles an diesem einen Montag, ehe ihm klar wurde,
dass du nicht mehr mitkommen würdest!“
Nun
lachte er, es klang wie ein bitteres Schnauben.
„Schön
für uns! Meine Frau und ich sind hier auf euren Spuren unterwegs.“
Wieder
hielt er inne, als müsse er abwägen, was er ihr noch alles sagen durfte oder
wollte.
„Er
hat es nicht verdient, dass du ihn so abserviert hast, hörst du? Du warst ihm
gegenüber eiskalt und rücksichtslos, dabei hätte er dich auf Händen getragen! Wie
konntest du nur!“
Nun
war es an ihr, verächtlich zu schnauben.
„Ach
weißt du, Antonio, ich bin eben eine Frau, die lieber selber geht! Ich lasse
mich nicht gerne irgendwohin tragen, wohin ich gar nicht will!“
„Wie
dumm du bist, Emma! Du hättest ihm nur zu sagen brauchen, wohin du wolltest!“
Nun
stand er kopfschüttelnd auf.
„Aber
lassen wir das! Ich möchte meine Frau wirklich nicht länger als nötig alleine
lassen für etwas derart Hoffnungsloses und du - du solltest dich wieder deiner
neuen Eroberung widmen! Hoffentlich wird er mit dir glücklicher!“
„Er
ist mein Cousin und mein Fitnesstrainer und ich kenne ihn schon seit einer
Ewigkeit!“ platzte sie zu ihrer Verteidigung heraus, aber sie erzählte das nur
noch seinem Rücken. Ohne sich zu verabschieden, ohne sie zurückzubringen, ohne
ein weiteres Wort ging Antonio achselzuckend davon und ließ Emma in einer
eiskalten Woge von Einsamkeit zurück, wo sie noch ein paar Augenblicke lang wie
geohrfeigt sitzen blieb.
Antonios
bittere Worte hallten in ihren Ohren nach. Mist, das verdarb ihr gehörig die
Laune an diesem Abend, der für sie ein so schöner und besonderer hätte werden
sollen! Gerade nach ihrem erfreulichen Erfolg gestern hatte sie so richtig Lust
gehabt, zu feiern und sich zu amüsieren und jetzt das!
Mühsam
schüttelte sie endlich ihre Beklemmung ab und raffte sich auf. Straffte die
Schultern. Zwang ihren Lippen ein strahlendes Lächeln auf, so wie sie es
gelernt hatte. Und kehrte zurück auf das Fest, um Tommaso zu suchen.
Tommaso!
Ihn brauchte sie jetzt, genau ihn!
Sie
bog um die Ecke und zögerte einen Moment, als sie die lebhafte, ausgelassene
Szenerie vor sich sah. Fröhliche, tanzende Menschen, laute Musik, lachende
Frauen und gestikulierende Männer, alle so gut gelaunt, alle so unbeschwert!
Was
zum Teufel tat sie eigentlich hier? Ihre gute Laune war wie weggewischt, ein
trüber Schleier schien sich über alles gelegt zu haben, was sich um sie herum
befand. Im Gegensatz zu all den anderen Menschen hier kam sie sich vor, als
hätte sie gerade eine Reise zu einem fremden Stern unternommen, auf dem jede
Art von Fröhlichkeit und Wohlgefühl ausgelöscht worden war!
Widerstrebend
setzte sie ihren Weg fort und fand Tommaso im Gespräch mit einem anderen ihrer
zahlreichen Cousins. Sie gesellte sich zu ihnen und hoffte, dass niemandem ihr
erzwungenes, mühsames Lächeln auffiel.
„Na?
Alles in Ordnung?“ Tommasos graue Augen richteten sich fragend auf ihr Gesicht.
Sie nickte lebhaft und bemühte sich, seinem offenen, strahlenden Blick
standzuhalten.
„Ja,
wir haben ein bisschen über die alten Zeiten geplaudert, weißt du? Schließlich waren
wir ja mal Kollegen! – Sag mal, wie lange möchtest du denn eigentlich noch
bleiben, was meinst du?“
Er
warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Meinetwegen können wir gerne gehen,
einverstanden?“
Emma
nickte wieder, dieses Mal aber ernsthaft erleichtert. „Ja, gehen wir!“
Nur
fort von hier, weit weg von der drohenden Gefahr, Antonio noch einmal über den
Weg zu laufen!
Sie
verabschiedeten sich von ihrer Gruppe und verließen das Gelände. Tommaso hatte
seinen Arm um ihre Hüfte gelegt und sie schmiegte sich betont eng an ihn in der
Hoffnung, das Gefühl wieder aufleben zu lassen, das sie beim Tanzen durchflutet
hatte, ehe es unter dem Schock von Antonios Auftauchen so abrupt erstickt war.
Bislang
leider ohne Erfolg.
Macht
nichts, tröstete sie sich, wenn wir erst mal von hier weg und alleine sind,
dann wird das schon wieder.
Als
hätte er ihre Gedanken gelesen, zog er sie auf dem Parkplatz eng an sich, ehe
er ihr die Autotüre öffnete. Sachte suchte seine Zunge ihre Lippen,
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