Emma
starrte sie herausfordernd
an, doch Emma schwieg und wünschte sich nichts sehnlicher, als dieser unguten
Situation zu entfliehen. Hoffte auf eine Ablenkung von außen, auf irgendetwas,
das ihn dazu bringen würde, von ihr abzulassen, doch nichts passierte und sie
blieb stumm sitzen und sah an ihm vorbei in die Finsternis, hinter der sie die
Wellen leise an den Strand schwappen hörte.
„Findest
du nicht, dass er ein wenig mehr Fairness von deiner Seite verdient hätte?“,
bohrte Antonio gnadenlos nach.
Nun
reichte es ihr und sie erwachte endgültig aus ihrer Erstarrung.
„Wenn
du mir weiterhin nur Vorwürfe machen willst, dann kannst du dir das sparen, es
wird zu nichts führen und wenn du mir noch eine weitere dieser Fragen stellst,
dann stehe ich auf und gehe, war das deutlich?“
„Sehr!“,
bestätigte er trocken, „aber darauf wollte ich eigentlich nicht hinaus. Ich
mache mir einfach nur Sorgen, das ist alles! – Weißt du, Emma, ich habe ja
keine Ahnung, was zwischen euch beiden vorgefallen ist und es geht mich auch eigentlich
nichts an…“
„Stimmt,
also können wir das nicht einfach lassen? Was willst du damit erreichen,
Antonio? Ich werde nicht zurückkommen, auf gar keinen Fall! Für mich ist diese
Affäre aus und vorbei und an diesen Gedanken sollte auch er sich langsam
gewöhnen!“
„ Affäre ?
Emma, hörst du dich eigentlich selber reden? Du sprichst von einer Affäre? Für
Davide war das sehr viel mehr, verdammt noch mal!
„Genau,
du sagst es! Wir waren diesbezüglich nicht einer Meinung, deshalb war es gut,
das zu beenden, denn ganz offensichtlich hatten wir nicht gerade die gleiche
Wellenlänge!“
„Aber
auf der Party sagtest du mir doch …“
„Sagte
ich dir was ?“, unterbrach sie ihn gereizt. „Ich sagte dir, dass ich mich
nur deshalb auf ihn eingelassen hatte, weil er Gandolfo war, der Jäger und
Frauenheld und nicht etwa deshalb, weil er auf der Suche nach Signora Gandolfo
Nummer vier gewesen wäre!“
„War
er ja auch nicht!“
„Na
also!“
„Er
hat seine Meinung eben geändert, so etwas passiert im Leben nun mal!“
„Dann
ist das eben Pech für ihn, denn ich habe meine Meinung keineswegs geändert! Ich
wollte nichts weiter als Sex, ich wollte keine Geschenke und keine neuen Jobs
und auch sonst nichts von ihm. Nur ihn. Nein, nicht mal das! Ich wollte nur
sein bestes Stück, war das klar genug?“
Antonio
schluckte hörbar. „Klar und deutlich. Aber was ist so schlimm daran, dass er
mehr von dir wollte als nur Sex? Sag’s mir, ich versteh’s einfach nicht!“
„Dieses
‚mehr’ war so schlimm, Antonio, und ich bin weder bereit noch fähig, für einen
Mann wie Gandolfo meine Freiheit und mein Leben aufzugeben, auch wenn er mich
noch so anmacht!“
„Was
soll das heißen – für einen Mann wie Gandolfo ? Ist er denn ein
Ungeheuer?“
„Nein,
das nun nicht gerade, aber …“
Er
ließ sie nicht ausreden.
„Ein
Ungeheuer nicht gerade, aber beinahe, oder was? Für wen hältst du dich
eigentlich? Für die Königin von Saba? Er könnte an jedem Finger zehn haben,
wenn er wollte, und jede einzelne von ihnen würde alles tun, um nur die Hälfte,
ach was sage ich, ein Zehntel von dem zu bekommen, was er bereit war dir zu geben!“
„Dann
soll er doch bitte, bitte , eine von diesen Hundert nehmen und sie glücklich machen!“ Emmas Stimme hatte einen verzweifelten Klang angenommen.
„Und mich dafür endlich in Ruhe lassen!“
Antonio
zögerte einen Moment. Als er weiterredete, klang er zwar ruhiger als vorher,
aber nicht minder eindringlich.
„Er
wollte aber dich , Emma! Dich, nicht irgendeine andere, x-beliebige. Und
soll ich dir mal was sagen?“
Er
wartete ab, bis sie den Kopf wandte und ihn ansah.
Am
Rand der Terrasse entlang waren in regelmäßigen Abständen Laternen aufgereiht,
die ein angenehm diffuses, schummriges Licht verbreiteten. Es war gerade so
hell, dass er ihre angespannten Gesichtszüge sehen konnte.
„Ich
kann ihn sogar begreifen! – Missversteh mich jetzt bloß nicht, das ist keine plumpe
Anmache, aber du hast ihm verdammt noch eins wirklich sehr gut getan und hast
es nicht mal gemerkt. Bei dir hat er sich normal gefühlt, einfach als Mensch,
der nicht immer nur der Chef sein musste, sondern bei allem Geld und aller
Verantwortung eben auch mal der Mann sein durfte. Und für mich sah das
tatsächlich so aus, als würde er bei dir endlich wieder zur Ruhe kommen!“
„Hat
er das gesagt?“ Sie klang heiser und nicht
Weitere Kostenlose Bücher