Emma
mir?“
„Emma,
sprich mit ihm! Bitte!“
Ihr
Herzschlag setzte einen Moment aus.
„Diesmal
funktioniert das nicht, Antonio, ich hätte schon beim ersten Mal nicht
nachgeben dürfen, diesen Fehler begehe ich bestimmt nicht wieder!“
„Spring
über deinen Schatten“, insistierte er, „nur ein einziges Mal! Er wird es nicht
dabei belassen, glaub mir!“
„Was
soll denn das heißen? Er hat bisher nichts getan, was soll er denn in Zukunft
wohl machen? Er kann mich ja wohl schlecht kidnappen, oder?“ Trotz ihrer
forschen Antwort spürte Emma, dass ihr ein Schauer des Unbehagens über den
Rücken lief.
„Das
meine ich auch nicht! Aber glaub mir eins, er hat bisher nur deshalb nichts
unternommen, weil er noch immer gehofft hatte, dass du zur Vernunft kommen und
dich von dir aus bei ihm melden würdest! Die Sache ist noch nicht ausgestanden,
denk an mich und sag nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“
„Willst
du mir drohen oder mir nur Angst machen, Antonio? Soll ich etwa um
Polizeischutz bitten oder was?“
„Emma,
weder das eine noch das andere, ich will einfach nur erreichen, dass du mit ihm
redest und ihm wenigstens eine einzige Chance gibst, die Sache zu verstehen.
Wenn er es versteht, fällt es ihm vielleicht leichter, es zu akzeptieren!“
Irgendetwas
an Antonios Stimme ließ sie plötzlich aufhorchen. Was wollte er ihr wirklich sagen?
„Antonio,
was ist los? Sag mir, was du loswerden willst oder lass es sein, aber du kannst
mir doch nicht weismachen, dass du nur ein schlechtes Gewissen wegen deiner
Kuppelei damals hast! Das ist Quatsch und du weißt es!“
Antonio
schwieg einen Moment und schien zu überlegen. Dann holte er tief Luft.
„Also
ich - ich kann ihm einfach nicht mehr dabei zusehen!“
„Davide?
Zusehen wobei?“ Wider Erwarten war ihr Interesse nun doch geweckt, und es ging
mit einem unangenehmen Kribbeln in der Magengegend einher.
„Er
flippt vollkommen aus!“
Sie
hörte Antonios Worte, konnte ihnen aber keinen Sinn zuordnen.
„Wie
meinst du das, er flippt aus?“
„Er
ist dabei, sich umzubringen, soviel ist sicher.“
„So
ein theatralischer Blödsinn!“ fauchte sie, doch das Adrenalin war ihr bis unter
die Kopfhaut geschossen bei dieser drastischen Aussage. „Hat er sich etwa
neuerdings eine Knarre gekauft?“
„Nein,
das nicht…!“
„Na
also!“
„Das
würde wenigstens schnell und schmerzlos gehen“, die bittere Ironie, die ihr
entgegenschlug, ließ sie nun endgültig ernsthaft zuhören, „aber er macht es auf
die langsame Tour. Er säuft und hurt sich langsam zu Tode, es ist so bitter,
das mit anzusehen! Das treibt er jetzt schon seit fast zwei Wochen exzessiv und
es ist der blanke Horror!“
„Er
säuft? Davide hat doch nie was getrunken!“
Emma
runzelte die Stirn. Dann und wann ein Glas Wein zum Essen oder ein Glas
Champagner zu besonderen Anlässen, mehr hatte sie ihn nie trinken sehen. Er
mochte ja viele Schwächen gehabt haben, aber Alkohol hatte sicher nie
dazugehört! Und Frauen – naja, das war nun wiederum nichts Neues!
„Nein,
hat er nie. Tut er aber jetzt! Liest du denn keine Zeitungen?“
„Nein,
wieso?“
„Er
hat Freitagnacht einen Wagen zu Schrott gefahren, allerdings war er dabei
merkwürdigerweise nüchtern. Und was glaubst du, welchen?“
„Du
meinst doch nicht etwa …“ ihr stockte der Atem.
„Doch,
genau den. Den kleinen schwarzen Geländewagen, den er für dich gekauft hatte.
Ist schon sonderbar, wie?“
„Und
er? Ist ihm was passiert?“ Emma hatte jetzt Mühe, überhaupt einen Ton
herauszubringen. Ihr war, als wäre sie plötzlich von allen Seiten dick in Watte
gepackt. In ihren Ohren rauschte laut und vernehmlich ihr eigenes Blut, pulsierte
schnell und heftig in ihrem Kopf.
Antonio
registrierte ihre Betroffenheit. Verdammt, wenn sie sich schon solche Sorgen um
ihn machte, warum kam sie dann nicht zurück zu ihm und fing ihn auf?
„Ein
paar Schrammen, mehr nicht. Aber sie haben ihn natürlich kräftig durch die
Mangel gedreht. In der Lokalpresse nennen sie ihn jetzt nicht mehr den ‚großen
Gandolfo’, sondern den ‚krassen Gandolfo’.“
Emma
schloss einen Moment lang die Augen. Ihre Finger umklammerten den Henkel der
kleinen Tasse, so als müsse sie ihn zerquetschen.
Ihm
war nichts passiert, zum Glück! Der Rest war ihr egal, auch Davide hatte es nie
gekümmert, wie man ihn nannte. Was sie schockierte, war die Tatsache, dass er
offensichtlich dabei war, den Halt zu verlieren.
„Das
tut
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