Emma
Salfiore-Pavillon.
Als
sie um die Ecke bogen, hörte Emma bereits Kikis belustigtes Gelächter, und als
sie schließlich in Sichtweite kamen, blieb sie überrascht stehen.
Kiki
unterhielt sich noch immer mit Paltrinieri und sie schienen sich ausgezeichnet
zu verstehen. Eine ganze Menge an Tiegeln und Tuben stand auf dem kleinen
Tischchen zwischen ihnen und daneben, darunter und teilweise auch darüber lagen
unzählige Prospekte und Informationsblätter zu den Produkten.
„Entschuldigt,
dass es so lange gedauert hat“, begann Emma verlegen, doch Kiki winkte ab.
„Macht
nichts! Du, ich finde das hier alles so rasend interessant, ich könnte Renzo
stundenlang zuhören!“
Sie
waren schon beim Du gelandet? Emma traute ihren Ohren kaum. Ihre nervöse,
sensible Kiki schien an Paltrinieri einen Narren gefressen zu haben und dieser
wiederum bedachte sie mit einem warmen, väterlichen Lächeln, das noch
nachwirkte, als er nun aufstand und sich Emma zuwandte.
„Signorina
Santini!“
Nun
erst kamen sie dazu, ein paar Worte zu wechseln. Vorher war Emma viel zu
unangenehm überrascht und verdutzt gewesen.
Sie
schenkte Davides Geschäftspartner ein Lächeln, das leider ein wenig misslang.
„Antonio
hat mir erzählt, dass es momentan nicht so gut läuft“, trat sie die Flucht nach
vorne an, „tut mir sehr leid, das zu hören!“
„Ja,
leider ist das so.“ Das Lächeln verschwand aus Paltrinieris Gesicht. „Ich wäre
froh, wenn ich Ihnen diesbezüglich widersprechen könnte, aber ...“, er
ließ den Satz unvollendet.
Emma
sah nun doch zu Boden. Das Bedauern in Paltrinieris Stimme verstärkte ihr
Unbehagen.
„Davide
hatte mir an dem Abend, an dem er uns vorgestellt hat, einen Lieferanten für
Biolavendel in Aussicht gestellt“, wechselte er nun das Thema, „aber er hat mir
nicht gesagt, um wen es sich dabei handelt. Sie wissen da nicht zufällig mehr?“
Nun
riss sie die Augen auf.
„Ist
das Ihr Ernst?“
„Durchaus.
Eine Lavendelserie fehlt aktuell in meinem Sortiment, weil ich bisher nicht die
Zeit gefunden habe, mir einen zuverlässigen und vertrauenswürdigen Lieferanten
zu suchen. Einen, der nicht nur Bio anpreist, sondern auch Bio produziert!“
„Nun
ja“, Emma zögerte, „ich bin mir da nicht ganz sicher. Mit mir hat er nicht
darüber gesprochen, aber er weiß, dass meine Eltern auf unserem Hof Lavendel
anbauen. Ob er uns gemeint hat und ob wir genügend ‚bio’ für Sie sind, kann ich
natürlich nicht sagen.“
„Das
ist ja interessant!“ Paltrinieri musterte sie eindringlich. „Kann man sich das
Ganze denn auch mal vor Ort ansehen?“
Im
ersten Augenblick wollte sie spontan abwehren. Sie hatte weder mit Gandolfo
noch mit irgendeinem seiner Geschäftspartner je wieder etwas zu tun haben
wollen, erkannte aber schlagartig, wie egoistisch diese Haltung war. Hier
konnte sie vielleicht etwas für ihre Eltern und die Existenz des Hofes tun und
da musste sie andere Schwerpunkte setzen!
„Aber
natürlich! Es sei denn“, Emma biss sich auf die Lippen, fuhr aber dann doch
fort „es sei denn, Sie wollen nun mit mir oder meiner Familie nichts mehr zu
tun haben.“
„Und
warum sollte ich das nicht wollen?“
„Immerhin
gehöre ich nicht mehr zu Davide und es sieht fast so aus, als ob das weit
reichende Folgen haben könnte!“
Kopfschüttelnd
ließ er sich einen Moment Zeit mit der Antwort.
„Wissen
Sie, Emma – es stört Sie hoffentlich nicht, wenn ich Sie Emma nenne?“, sie
schüttelte den Kopf, während er weiterredete, „manche Dinge muss man voneinander
trennen, wenn sie funktionieren sollen. Ich bedaure es sehr, dass Sie
offensichtlich nicht mehr als das neue Gesicht der Linea Perla Grigia zur
Verfügung stehen und ich verstehe und respektiere das. Aber das betrifft Sie
persönlich, wohingegen ich andererseits einen Lieferanten suche, und auch wenn
das Ihre Eltern sein sollten, so würde es keineswegs Sie direkt persönlich
betreffen. Auch mich nicht.“
Er
sah sie fragend an und Emma nickte zustimmend.
„Ich
schlage also vor, dass Sie mir erlauben, nach dieser Messe hier Ihren Eltern
einen Besuch abzustatten. Sie selbst müssen auch gar nicht persönlich anwesend
sein, wenn Sie es nicht möchten. Ich lasse mit Ihren Eltern einen Termin
vereinbaren und behandle die Angelegenheit so sachlich, wie ich es mit jedem
anderen Zulieferer auch tun würde. Wäre das für Sie so in Ordnung!“
Dagegen
gab es nichts einzuwenden und sie nannte ihm die Telefonnummer ihrer Eltern,
die
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