Emma
Eintrittskarten für sie hinterlegt hatte.
„Für
die ‚Sana’?“, fragte Kiki atemlos, „Oh Mann, da wollte ich immer schon mal hin!
– Wir gehen doch, Emma?“
Sie
sah so bittend drein, dass Emma lachend zusagte.
Es
war zwar etwas weniger lustig, Nino zu beichten, dass sie gekniffen hatte und
ihn zu bitten, bei der Agentur anzurufen und den Termin abzusagen, aber er ließ
sie mit keinem Wort merken, dass er darüber ärgerlich war.
Er
war schließlich ein Menschenkenner. Er hatte es kommen sehen und hätte sich
über das Gegenteil aufrichtig gewundert.
„Kein
Problem“, antwortete er leichthin, „deine Gesundheit ist in jedem Falle
wichtiger als das. Also, dann viel Spaß morgen!“
Kiki
war schon fast wieder die Alte und als sie schließlich wieder zu Hause in Emmas
Wohnung ankamen, konnte sie bereits wieder lachen und Witze machen.
Sie
freute sich. Die Öko-Messe, die jährlich in Bologna stattfand, war ein Ereignis
und sie waren beide neugierig darauf.
„Ist
doch eine gute Idee, oder nicht? Wir takeln uns ein bisschen auf und machen uns
einen schönen Tag“, stellte sie Emma in Aussicht.
Die
lachte.
„Und
weißt du, was wir danach machen?“ Emma hatte eine vage Idee, womit sie Kiki
anschließend zumindest ein paar Tage beschäftigen konnte. „Danach fahren wir
nach Hause zu meinen Eltern! Bis ich mit dem ersten Auftrag anfange, habe ich
noch ein paar Tage Zeit und auf dem Hof ist gerade die zweite Lavendelernte, da
wird jede Hand gebraucht! Ich kann nicht die ganze Woche bleiben, aber wenn du
meinen Part übernehmen würdest, dann schlagen wir zwei Fliegen mit einer
Klappe: du bist erst mal von der Straße“, sie zwinkerte Kiki gutmütig zu, „und
meine Mutter hat jemanden, den sie herumkommandieren kann!“
Kiki
lachte. Der Gedanke gefiel ihr und sie hatte Emmas Eltern ohnehin schon seit
Jahren nicht mehr gesehen. Sie war außerdem sehr erleichtert, dass sie nicht
schon wieder zu ihren eigenen Eltern zurück musste. Das hätte sie als ihre
schlimmste Niederlage empfunden. Aber erst mal konnte sie sich ein wenig
nützlich machen und dann würde sie weitersehen!
Früh
am nächsten Vormittag fanden sie sich auf der Messe ein. Das Gedränge an den
Kontrollpunkten war groß, doch Nino hatte wie versprochen für sie zwei
Eintrittskarten am Infoschalter hinterlegt und so konnten sie die langen
Schlangen einigermaßen unbehelligt umgehen.
Es
war viel los. Langsam und neugierig schlenderten sie von Stand zu Stand, von
Pavillon zu Pavillon und von Halle zu Halle.
Es
schien als gäbe es nichts, was es nicht auch in Bio-Ausführung zu kaufen gab.
Lebensmittel ja sowieso, Süßigkeiten, Kleidung, Spielzeug, Möbel – ein Sessel
aus Wellpappe fesselte Emmas Aufmerksamkeit besonders, zumal die Sitzprobe
weitaus gemütlicher ausfiel, als der Anblick hatte erahnen lassen –
Urlaubsziele und natürlich Kosmetik, Nahrungsergänzungsmittel, Diäten und
Körperpflege, Musikinstrumente, Brillen, Duftöle – das Angebot war schier
unendlich.
Vor
einem der Stände lud sie ein junger Mann so hartnäckig ein, näher zu kommen,
dass sie schließlich nachgaben. Drinnen saßen vier verschleierte, dunkelhäutige
Frauen auf dem Boden, die seinen Worten nach aus Marokko kamen und die
Herstellung von Bio-Argan-Öl vorführten.
Fasziniert
sahen sie den Frauen zu.
Die
erste knackte die Nussschalen, die zweite zerrieb die Nüsse auf einem
Mahlstein, die dritte rührte und knetete und walkte die breiige Masse geduldig
und kraftvoll mit den Händen, und die vierte schließlich trennte die Maische
von dem klaren, goldfarbenen Öl.
Die
dritte deutete ihnen beiden, sie sollten näher herankommen und die Hände
ausstrecken. Das taten sie, und als sie der Marokkanerin ihre Hände
entgegenstreckten, träufelte diese ihnen ein wenig Öl auf die Haut und machte
die Geste des Verreibens. Gehorsam massierten sie das Öl in die Haut ein.
Emma
roch daran. Es duftete leicht nach Nuss und Schokolade.
„Riecht
gut! Das könnte mir gefallen“, meinte sie lächelnd zu dem jungen Mann. „Kann
man die Nüsse denn auch essen?“
Er
lachte.
„Das
fragen mich viele, doch leider – nein, kann man nicht. Aber wir haben außer dem
kosmetischen auch noch das Speiseöl, falls Sie das interessiert. Es wird aus
den gerösteten Nüssen gewonnen.“
Er
ließ sie an einer kleinen Flasche riechen. Hier kam der nussige Geschmack noch
viel stärker zur Geltung und Emma konnte nicht widerstehen. Lachend kaufte sie
einen Flakon
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