Emma
und
hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen. Dennoch war sie wild entschlossen,
zu fahren.
Also
fuhren sie los. Emma drängte früher zum Aufbruch, als es eigentlich nötig
gewesen wäre, aber sie hoffte, wenn sie erst einmal im Auto säßen und Richtung
Parma führen, würde sie Kiki vielleicht ein bisschen ablenken können, so dass
sie sich entspannte.
Leider
funktionierte das nicht.
Kikis
Magen hörte auch unterwegs nicht auf, zu revoltieren, und als Emma zum dritten
Mal hatte anhalten müssen, obwohl sie schon nichts mehr hatte, was sie
ausspucken konnte, überlegte sie ernsthaft, ob sie überhaupt weiterfahren
sollten.
Kiki
nahm ihr schließlich die Entscheidung ab.
„Kannst
du an der nächsten Raststätte rausfahren? Bitte! Ich muss mit dir reden!“
„Ist
gut.“
Als
sie dann endlich vor einem Glas Cola und einem Zwieback saß, platzte Kiki
heraus.
„Wir
kehren um. Ich mache das nicht mehr, es hat keinen Sinn, Emma. Es ist vorbei.“
Plötzlich
klang sie ganz ruhig, fast souverän, und Emma sah sie verwundert an.
Kiki
war immer noch extrem blass und ihre Hände zitterten von der Anstrengung und
dem Verlust an Flüssigkeit, den sie seit dem Morgen erlitten hatte. Doch in
ihre Wangen stieg mit einem Mal wieder etwas Farbe und sie sah Emma aus großen,
grünen Augen ruhig und entschlossen an.
„Es
hat keinen Sinn, mir was vorzumachen, Süße“, meinte sie leise, „das ist einfach
nicht mehr mein Leben. Ich kriege die absolute Panik, wenn ich nur daran denke
und ich hab eine Scheißangst, dass das wieder so losgeht wie damals. Und ich
weiß ganz genau, dass ich das gleiche nicht noch mal schaffen werde. Unmöglich.
Das hat mich trotz deiner ganzen Hilfe so viel Kraft gekostet, dass ich einfach
keine Reserven mehr übrig habe.“
Emma
schwieg und ließ sie reden. In diesem Moment hätte sie keinem Menschen auf der
Welt vermitteln können, wie erleichtert sie war. Sie hatte Kiki nicht davon
abraten wollen, wenn diese überzeugt gewesen wäre, dass das Modeln ihr
Lebenstraum war. Dass es sich aber nun als ihr absoluter Alptraum entpuppte,
zeigte deutlich, dass es besser für sie war, sich eine andere Aufgabe im Leben
zu suchen.
„Bist
du mir jetzt böse?“ fragte Kiki sie mit einem nun wieder kleinen, unsicheren
Stimmchen.
„Warum
sollte ich dir böse sein?“ fragte Emma zurück und nahm Kikis Hand in die ihre.
„Naja,
ich werde dir jetzt dein Geld nicht so schnell zurückzahlen können und ich hab
dich fast bis nach Parma fahren lassen für nichts und wieder nichts. Nur um dir
fast das Auto voll zu kotzen und dich dann unverrichteter Dinge wieder umkehren
zu lassen.
„Lieber
jetzt als später. Ich bin so froh, dass du es eingesehen hast, das glaubst du
gar nicht!“
„Wirklich?“
Kiki schien es kaum fassen zu können.
„Ja,
wirklich! Ich sehe doch, wie sehr es dich quält und dass du es zwar versuchen
wolltest, aber nicht mit dem Herzen dabei warst. Du hast keinerlei
Verpflichtung, gegenüber niemandem, dass du diesen Beruf ausüben musst! Du
musst niemandem nacheifern und niemanden kopieren! Du bist Chiara, die Schöne
mit den grünen Augen, und du wirst deinen Weg schon noch finden, egal wo er
hingeht!“
Kiki
hatte Emma mit großen Augen zugehört, die sich dann gegen Ende hin auch noch
mit Tränen füllten.
Sie
blinzelte ein paar Mal und schluckte heftig. Dann nickte sie.
„Du
hast recht. Ich werde was anderes finden.“
„Wirst
du! Und jetzt hör endlich auf, dir dauernd solche Sorgen um das Geld zu machen!
Wenn ich dich einen so gravierenden Fehler machen lasse, dass du dieses Mal
vielleicht endgültig abnippelst, dann sehe ich von all dem überhaupt keinen
Cent mehr wieder!“
Sie
schaffte es tatsächlich, mit dieser gespielten Ruppigkeit ein Lächeln auf Kikis
Gesicht zu zaubern.
„Stimmt!
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht!“
„Ich
aber! Siehst du, ich bin gar nicht so selbstlos, wie du immer glaubst!“
„Und
wieder bist du mein rettender Engel!“
„Ach
komm, hör schon auf!“ Emma winkte unwirsch ab. „Lass gut sein jetzt, ich will
von alledem nun aber wirklich mal eine Zeitlang nichts mehr hören, hast du mich
da verstanden?“
„Verstanden,
Frau General!“
„Freches
kleines Ding!“ Sie lachten, zahlten und gingen.
Auf
dem Heimweg klingelte Emmas Handy. Sie deutete Kiki, den Anruf anzunehmen, was
diese gehorsam tat.
Es
war Pavone, der sie darüber in Kenntnis setzte, dass er, falls sie beide Lust
hätten, am Messeschalter zwei
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