Emma
auszurüsten, aber bisher war das ja noch nicht
notwendig gewesen. Und die Verbindung war hier, praktisch am Ende der Welt,
sowieso immer Glückssache, rief sie sich in Erinnerung.
Mit
klopfendem Herzen checkte sie am Donnerstagabend ihr Postfach, doch da war
nichts. Die Agentur hatte ihr noch immer nichts geschickt, dabei lag ihr
Gespräch nun schon zwei Wochen zurück und sie hatte keine Erklärung dafür.
Wenn
sie bis Montag immer noch nichts bekommen hätte, entschied sie schließlich,
dann würde sie dort einmal anrufen und sich erkundigen müssen. Für sie hatte es
schließlich so ausgesehen, als wären die beiden Franceschinis sehr seriöse
Geschäftsleute gewesen, auf deren Aussage man sich verlassen konnte. Daher war
dieser Umstand eher verwunderlich.
Als
sie sich bei Nino erkundigte, versuchte der sie zu beruhigen. Das sei völlig
normal, er habe schon erlebt, dass so etwas bis zu einem Monat dauere. Wichtig
sei, dass sie rechtzeitig ihren ersten Einsatztermin mitgeteilt bekäme. Dann
könne sie immer noch unterschreiben.
Also
geduldete sie sich.
Sie
hatte viel zu tun an diesem Abend, die letzten Tage waren turbulent gewesen und
es war außer einem Berg Geschirr auch viel Wäsche liegen geblieben. Sie
ertappte sich dabei, wie sie mit einem bedauernden Seufzen an Davides
Haushälterin dachte.
„Dumme
Kuh!“, schalt sie sich, „gerade das hat dich doch so gestört an seiner Wohnung,
also hör jetzt auf zu jammern!“
Stirnrunzelnd
hielt sie inne. Als ihr plötzlich Antonios Warnung wieder in den Sinn kam,
schluckte sie hart. Sie würde sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, entschied
sie, und schob wütend das Kinn vor.
Mit
grimmiger Beherztheit holte sie den Staubsauger hervor und ließ etwas Dampf ab.
Als sie endlich zufrieden und wohl auch müde genug war, um schlafen zu können,
war es weit nach Mitternacht.
Sie
erwachte vom Klingeln ihres Telefons. Schlaftrunken tastete sie danach und sah
stirnrunzelnd auf das Display.
Es
war eine Nummer, die sie nicht kannte, also setzte sie sich auf, räusperte sich
mehrmals, und meldete sich.
„Pronto?“
„Signorina
Santini?“
„Ja,
ich bin am Apparat!“
„Hier
spricht Leonardo Franceschini von ElleBiVi. Wie geht es Ihnen?“
Emma
erkannte die sympathische Stimme auf Anhieb wieder.
„Danke
gut! Und selber?“
Sie
fühlte sich urplötzlich mulmig. Ihr Magen kribbelte und ihre Hände wurden
feucht. Vor dem Hintergrund der noch immer fehlenden Unterlagen konnte dieser
Anruf kein gutes Zeichen sein! Was war passiert?
„Danke,
auch hier alles bestens! Hören Sie, Signorina“, kam er gleich zur Sache, „wir
konnten Ihre Verträge leider noch nicht abschließend vorbereiten, und da es mir
ein großes Anliegen ist, dieses Problem schnellstmöglich zu klären, dachte ich
mir, ich rufe Sie am besten selber an und bespreche das mit direkt Ihnen.“
„Was
denn für ein Problem?“ Sie spürte, wie eine beklemmende Nervosität ihre Kehle
hochstieg.
„Nun
ja, wie formuliere ich das am diplomatischsten? Sagen wir mal so, es ist eine
Diskrepanz zwischen Ihrer Verfügbarkeit und unserem Bedarf aufgetreten!“
„ Was ?“
Himmel noch mal – Franceschini war ja nun wirklich ein toller Typ, dachte sie,
aber konnte er sich denn nicht so ausdrücken, dass normale Menschen ihn auch
verstanden? „Was meinen Sie damit?“
„Als
Sie sich bei uns vorstellten, sagten Sie uns, Ihr früheres Arbeitsverhältnis
bei Ernesto Moda, oder besser gesagt, der Gandolfo S.p.A. sei rechtskräftig
beendet. Haben wir das richtig verstanden?“
„Ja,
das ist auch richtig so!“
„Wir
haben Ihnen unter anderem auch deshalb eine Zusage gegeben, weil wir einen
Interessenten haben, auf dessen Vorgaben Sie sehr gut passen würden. Die
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Sie im September zur Verfügung
stehen.“
„Das
ist kein Problem, auch nicht das Gewicht! Ich habe bereits ein paar Kilo zugenommen!“
Emma
kam sich plötzlich unerwartet kläglich vor. Noch immer verstand sie nicht, was
da gerade passierte.
„Nun,
wir hatten einen Anruf von Ihrem früheren Arbeitgeber, der uns darüber in
Kenntnis setzte, dass Sie erst ab dem ersten Januar des kommenden Jahres einen
neuen Vertrag eingehen dürften. Sie hätten zwar gekündigt, aber ohne die
Kündigungsfrist einzuhalten und ohne freigestellt worden zu sein!“
„Das
ist doch nicht möglich! “ Emma war
nicht bewusst, dass sie es auch laut gesagt und nicht nur stumm gedacht hatte.
Sie musste sich
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