Emma
einen
neuen Job! Wovon soll ich denn leben?“
Sie
konnte förmlich hören, wie Claudia am anderen Ende ratlos den Kopf schüttelte.
„Da
kann ich dir leider auch nicht helfen, da musst du schon Gandolfo selber
anrufen. Er wird dir schon den Kopf nicht abreißen! Soll ich dich gleich mit
seinem Sekretariat verbinden?“
„Ja!
Äh – nein! Lass es lieber – oder …ach, ich weiß auch nicht!“
Emmas
Handflächen waren schlagartig schweißnass geworden. Das Herz klopfte ihr bis
zum Hals und noch darüber hinaus, die vielen aus dem Nichts aufgetauchten
Flugzeuge in ihrem Bauch flogen heftige Loopings und ihre Knie zitterten so,
dass sie froh war, zu sitzen.
„Nein,
lass es!“, hörte sie sich schließlich krächzen, „ich muss mir das überlegen.
Vielleicht gibt es ja eine andere Lösung …“
„Wie
du meinst, ich kann sonst leider gar nichts für dich tun!“ Zumindest klang es
aufrichtig bedauernd.
„Schon
gut, danke! Immerhin warst du gerade sehr nett zu mir, das war nicht
selbstverständlich!“, mühsam versuchte Emma, Haltung zu bewahren. „Danke, das …
ich … also dann, ciao!“
Sie
krümmte sich unwillkürlich zusammen. Das also war es gewesen, was Antonio
angedeutet, aber nicht konkretisiert hatte. Wenn Gandolfo anfing, sie mit
solchen Bandagen zu bekämpfen, dann hatte sie umsonst eine große Lippe riskiert
mit ihrer Antwort, denn diese Strategie setzte sie mit einem einzigen Zug
schachmatt. Sie konnte höchstens noch auf Lohnfortzahlung bestehen, damit sie
wenigstens die nächsten vier Monate überstand, aber ihre Hoffnungen auf den
neuen Job oder überhaupt irgendeinen anderen konnte sie dann wahrscheinlich
begraben. Gandolfo konnte sie da draußen zweifellos überall unmöglich machen,
wenn er es nur wirklich wollte. Dann würden sich ihr die meisten Türen unweigerlich
verschließen. Sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er dazu in der Lage
wäre.
Sie
hatte nur nicht erwartet, dass er es auch tatsächlich tun würde!
Nach
Antonios Warnung vor drei Tagen hatte sie angefangen, mit irgendwelchen
Aktionen seinerseits zu rechnen, wie zum Beispiel damit, dass er sie mit
Anrufen bombardieren würde. Denn dass Nino ihm über kurz oder lang ihre Nummer
gegeben hätte, stand außer Frage. Sie hatte erwartet, dass er sie irgendwann
früher oder später irgendwo abpassen, dass er sie vielleicht sogar stalken
würde, nur um irgendwie an sie und ein Gespräch heranzukommen, aber sie sah nun
ein, dass sie ihn bei weitem unterschätzt hatte.
Davide
Gandolfo war kein grüner Junge, der sich mit solchen Kleinigkeiten abgab. Denen
wäre sie gewachsen gewesen, eine Zeitlang wenigstens. Irgendwann wäre sie
untergetaucht und hätte sich seinem Zugriff entzogen, das wäre nicht so schwer
gewesen. Sie wäre aus der Stadt verschwunden und hätte sich anderswo eine neue
Existenz aufgebaut. Aber er war Geschäftsmann durch und durch, solche Spiele
waren für ihn lächerlich. Er setzte den Hebel lieber gleich da an, wo es
richtig wehtat: an ihrer Existenz. Sie hätte es wissen müssen! Er machte keine halben
Sachen und was er wollte, das bekam er auch!
Was
sie sich absolut nicht erklären konnte war die Frage, woher er von den
Franceschinis und ElleBiVi wusste. Wie hatte er in so kurzer Zeit davon gehört?
Wenn er Nino angerufen hätte, dann hätte der sie sicher darüber informiert.
Aber woher sonst konnte er das erfahren haben?
Emma
spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte und sie bemühte sich hartnäckig, den
Drang zu weinen hinunterzuschlucken. Sie war so verdammt wütend und wusste
nicht, wohin mit ihrer hilflosen Wut! Sie konnte ja schlecht in sein Büro
stürmen wie ein Kerl und ihn mit der bloßen Faust niederschlagen, auch wenn es
das war, was sie jetzt am Liebsten getan hätte!
Als
ihr Zorn schließlich im Zenit stand, fühlte sie sich verzweifelt und wütend genug,
um endlich anzurufen.
Davides
Vorzimmerdame Paola nahm das Gespräch entgegen.
„Guten
Tag, Signorina Santini, was kann ich für Sie tun?“
Ihrer
Stimme war nicht im Geringsten anzumerken, dass an Emmas Anruf irgendetwas
ungewöhnlich sein könnte. Paola war Profi und klang so, wie sie immer geklungen
hatte, wenn Emma in der Leitung war.
„Ich
möchte bitte Davide sprechen!“, presste Emma leicht krächzend heraus.
„Natürlich
Signorina! Einen Moment, ich stelle Sie auf sein Mobiltelefon durch!“
Emma
hatte in Wahrheit halb gehofft, Davide könne vielleicht nicht zu sprechen sein,
schließlich hatte Antonio ja
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