Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
zwei Jahren. Offizielle Scheidung demnächst. Mein Facebook-Profil ist für die Außenwirkung und hat nicht unbedingt etwas mit meinem echten Privatleben zu tun. Ich will meine Kinder vor dummer Presse schützen.«
»Okay«, sagte ich lahm.
»Kurz und unkompliziert genug?«
Ich hob die Schultern.
»Meine Frau ist froh, dass sie mich los ist. Umgekehrt genauso. Unsere Zeit ist einfach vorbei, aber wir haben Kinder zusammen.«
»Verstehe.«
»Wirklich?«
»Nein.« Ich sah ihm in die Augen. »Warum hast du mir nichts von deiner Frau und den Kindern erzählt?«
Er verzog schuldbewusst das Gesicht. »Riesenfehler. Ich dachte, du interessierst dich nicht für einen Typen mit zwei Kindern. Ich wollte … Ich weiß auch nicht. Ich dachte, ich warte mal ab, irgendwann ergibt es sich, dass ich …« Er zögerte, dann lachte er selbst über seine Formulierung: »… dass ich ganz elegant die beiden Jungs ins Gespräch bringe.«
Ich schüttelte den Kopf. »Kein guter Plan.«
»Nein.«
»Du hast wirklich geglaubt, dass das funktioniert?«
»Gehofft. Ich hatte gar nicht mal vor, dir etwas zu verschweigen. Ich habe wohl nur sehr ungeschickt … ach, es ist furchtbar. Ich wollte, dass du erst mich in Ruhe kennenlernst, bevor …«
»Gehören deine Kinder nicht zum Kennenlernen dazu?«
»Doch. Alles falsch gemacht. Ich weiß. Es tut mir leid. Gibt es eine Chance auf Vergebung?«
Ich musste wider Willen lächeln.
»Ah! Ich glaube, es gibt eine!«, rief er. »Wie gut, dass ich hier noch mal vorbeigekommen bin.«
Jetzt lachte ich. »Sei dir nicht zu sicher.«
»Also bekomme ich keine Geburtstagsumarmung?«
Ich zögerte, blieb dann aber hart und sagte leichthin: »Wie lange bist du hier? Sophie gibt für mich heute Abend eine Abschiedsfeier, vielleicht hast du ja Lust …«
»Abschiedsfeier?«
»Ich fliege morgen.«
»Wohin?«
»Kommst du nun oder nicht?«, überging ich seine Frage.
»Ich hatte gehofft, dass wir noch ein wenig Zeit mit einander verbringen könnten, also ja, natürlich. Ich flie ge auch morgen. Ich wollte deinen Onkel fragen, ob er ein Zimmer für mich hat, und wenn nicht, ob ich noch einmal auf seine Couch darf. Mein Flieger über London geht nämlich verdammt früh. Aber für den Fall, dass du mich nicht hättest sehen wollen, wäre ich natürlich in eins der Flughafenhotels in Cork gegangen«, fügte er schnell hinzu.
Er war wunderbar, egal was er tat oder was er sagte. Ich fand ihn hinreißend. Aber ich wollte mich nicht noch mal in dieses Abenteuer stürzen. Ich brauchte Zeit für mich, und ich wollte nicht wieder auf jemanden Rücksicht nehmen müssen. Es war nur fair, es ihm zu sagen, und seine Antwort erstaunte mich.
»Warum solltest du auf mich Rücksicht nehmen? Denk an dich! Tu, was dir guttut!«
Ich sah in seine dunklen Augen, die heute nicht mehr grau, sondern tiefblau schienen. Wechselten sie die Farbe, oder hatte ich einfach vorher nicht so genau hingeschaut? War das möglich? Ich betrachtete sein Gesicht in der Morgensonne. Die tiefen Lachfältchen um die Augen, die wirkten, als könnten sie nie anders schauen als freun dlich. Der schöne Mund mit der schmalen Oberlippe. Die etwas zu langen Koteletten, die er sich in den vergangenen Wochen hatte stehen lassen, das etwas zu lange, wie immer verwuschelte dunkelblonde Haar … Konnte ich ihm glauben, was er gerade gesagt hatte, oder wollte ich es einfach nur? Es gab darauf keine Antwort. Ich sagte: »Dann wird es dich nicht stören, wenn ich jetzt reingehe und versuche, eine Runde zu schlafen.« Ich lächelte über seinen verwunderten Ausdruck, stand auf und ging zurück ins Haus, ohne mich noch einmal nach ihm umzusehen.
Als ich mich müde und glücklich ins Bett legte, dachte ich: Wetten, er wird morgen im selben Flieger sitzen wie ich. Wenn das mal kein Wink des Schicksals ist.
Nur Sekunden später schlief ich ein.
I ch schlief tatsächlich den ganzen Tag, und niemand wagte es, mich zu stören. Erst als es langsam Zeit für meine Feier wurde, klopfte Sophie an meine Tür.
»Probierst du einen neuen Biorhythmus aus?«, fragte sie. »So ganz kommt der aber noch nicht hin. Du solltest dich von Matt beraten lassen.«
Ich rieb mir die Augen und gähnte ausgiebig. »Hey, ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen. Das war nötig. Ist Matt noch da?«
»Noch? Wieder! Hat sich noch irgendwelche Sachen angeschaut. Irgendwas mit seinem Vater und der Lusitania und dem Friedhof, und ich weiß nicht was. Ihr habt übrigens denselben
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