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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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Irgendwann, wenn meine Schwangerschaft weiter fortgeschritten war, würde ich ihm etwas erzählen müssen, aber so weit war es noch nicht. Ich las in der Trauerazeige, wann Brians Asche dem Meer übergeben werden sollte. »Im engsten Familienkreis« stand dabei. Zusammen mit meiner Kollegin überlegte ich, was ich tun könnte, um mich von ihm zu verabschieden.
    Die Kollegin sagte: »Musst du denn wirklich unbedingt hingehen?«
    Ich sagte: »Ja, ich brauche diesen Abschied.«
    Sie schlug mir vor, einfach in Begleitung ihres Mannes zum Hafen zu kommen. Ein Paar würde weniger Aufmerksamkeit erregen.
    Wir kamen zu spät. Das Schiff war bereits ausgelaufen, und ich stand traurig und wütend zugleich am Hafen. Als ich sah, dass es nach kurzer Zeit zurückkam, riss ich mich zusammen. Ich erkannte dich, als du an Land kamst. Ich sah, wie du zusammenbrachst. Der Schock, dass du seine Ehefrau warst, ließ alle Gefühle in mir erfrieren. Ein Mann, der ebenfalls vom Schiff gekommen war, ging an uns vorbei. Es war dein Onkel Ralph, aber ihn erkannte ich nicht sofort. Ich fragte ihn, wessen Bestattung gerade gewesen sei, und sagte sogar, du kämst mir bekannt vor. Ich hielt mich aufrecht, bis wir im Auto saßen und zurück zum Haus meiner Kollegin und ihrem Mann fuhren. Sie versuchten bis tief in die Nacht, mich zu trösten. Doch diesmal weinte ich nicht nur wegen Brian. Ich weinte wegen unserer Freundschaft, die ich endgültig und unwiderruflich verraten hatte.
    Ich bekam eine schlimme Depression. Mein Vater glaubte, es seien die Nachwirkungen meiner Ehe, von Indien, der Enttäuschung durch Sanjay. »Du hast schlimme Dinge durchgemacht«, sagte er und wusste nicht, wie recht er hatte. Vor Weihnachten dachte ich darüber nach, nach England zu gehen und das Kind abzutreiben. Noch war es möglich. Aber ich schaffte es nicht. Ich konnte mich nicht aufraffen, einen Termin in einer Klinik zu machen, einen Flug zu buchen, irgendetwas zu tun. Ich wollte nur einfach, dass alles vorbei war … Und so entschied ich mich, den allerletzten Ausweg zu nehmen.
    Es war der dritte Januar. Mein Vater war an dem Tag zu Besuch bei einer meiner Schwestern. Ich wusste, er würde meine Leiche finden, aber meine Verzweiflung war zu groß, der Schmerz zu übermächtig, als dass mich dieser Gedanke von meinem Vorhaben abbringen konnte. Ich legte mich in die Badewanne und schnitt mir die Pulsadern auf. Ich hatte eine Flasche Wein getrunken und ein paar Schlaftabletten genommen.
    Ich dachte, hoffte, nun sei endlich alles vorbei.
    Mein Vater kam viel früher zurück und fand mich. Vielleicht haben wir wirklich eine starke Verbindung. So wie er damals wusste, dass ich es sein würde, die an meinem 25. Geburtstag anrief. Ich wurde gerettet, aber man behielt mich noch ein paar Tage in der psychiatrischen Abteilung, damit ich es nicht wieder versuchen würde. Danach kam ich direkt in die Gynäkologie zur Beobachtung, denn wie es aussah, arbeitete meine Plazenta nicht richtig. Mein Kind wuchs langsamer, als es sollte. Es war aber nicht kritisch. Nur eben etwas, auf das geachtet werden musste.
    Ich hatte nun Angst, durch die Einnahme der Tabletten und den Alkohol das Kind geschädigt zu haben. Und da wusste ich, wie wichtig mir dieses Kind war, das ich vor wenigen Tagen noch hatte töten wollen. Das Kind und mein Leben. Ich wollte beides.
    Meinem Vater sagte ich, ich sei auf einer Party mit einem flüchtigen Bekannten im Bett gelandet, er hätte einen Autounfall gehabt und sei mittlerweile verstorben. Mehr Wahrheit brachte ich nicht über die Lippen, weil ich mich so unglaublich schämte. Dad brachte mir die kleine Ganesha-Statue, die mir Sanjay geschenkt hatte, mit in die Klinik. Ich hatte ihm erzählt, dass sie Glück bringen sollte. Sie stand von da an jeden Tag neben meinem Bett, erst in der Klinik, dann zu Hause, und als ich im April wieder ins Krankenhaus musste, nahm ich sie wieder mit. Bis zur Geburt meiner Tochter begleitete sie mich jeden Tag, wachte jede Nacht über meinen Schlaf. Jetzt steht sie im Kinderzimmer und wartet darauf, dass Kaelynn nach Hause kommt.
    Kaelynns Geburt wurde Anfang Mai eingeleitet, um mich und sie nicht zu gefährden. Sie war winzig, selbst für ein Frühchen. Erst nach vier Wochen konnte ich halbwegs sicher sein, dass sie sich gut und normal entwickelte. Wir hatten offenbar einen Schutzengel.
    Kate, ich musste dich danach einfach sehen. Ich fuhr zu Brians Haus, aber da wohnte bereits eine andere Familie. Ich beschloss, bei

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