Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
wusste nicht, wie ich das, was sich in mir abspielte, in verständliche Worte fassen sollte, und brauchte einen Moment. »Es geht darum, dass ich für sie da sein möchte.«
»Für Kaelynn?«
»Für Emma.« Ich hatte Matt alles über ihre Affäre mit Brian erzählt und darüber, wie ich es erfahren hatte.
»Du … hast ihr verziehen? Vergeben und vergessen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Es geht darum, eine Freundin zu sein. Für sie und auch für Sophie. Sophie hat so viel für mich getan, und jetzt übernimmt sie es auch noch, Emma Händchen zu halten, was meine Rolle wäre. Oder? Jedenfalls ist es eher meine als ihre Rolle. Und Emma …« Ich seufzte. »Nein, ich hab ihr nicht verziehen. Ich weiß nicht, ob und wann ich ihr gegenübertreten kann, ohne an Brian zu denken und dass er mich betrogen hat und dass Kaelynn sein Kind ist … Wahrscheinlich kann ich es nie. Aber Kaelynn kann nichts dafür, was geschehen ist. Und Emma braucht jemanden, der ihr hilft. Und Kaelynns Vater ist nicht mehr da. Ich bin da. Ich tu es wohl auch für Brian. Ich …« Hilflos schüttelte ich den Kopf. »Keine Ahnung. Am Ende tu ich es wohl für mich. Weil es sich richtig anfühlt.«
Matt legte den Arm um mich und zog mich an sich. Ohne ein Wort zu sagen, hielt er mich einfach fest.
Sophie stand vor dem Krankenhaus und rauchte. Als sie uns sah, zeigte sie mit der freien Hand auf die Zigarette. »Die Nerven. Wobei es echt nichts Traurigeres gibt als Raucher vorm Krankenhaus, was?«
Ich umarmte sie. »Wie sieht’s aus?«
»Sie wetzen gerade die Messer für dich.« Sophie zog eine Grimasse und trat die Kippe ihrer Zigarette auf dem Boden aus. »War mir übrigens klar, dass du kommst. Ihr.« Sie nickte Matt zu. »Gehen wir rein. Eine Frau Doktor Soundso erwartet dich schon.«
Die Ärztin klärte mich darüber auf, welche Möglichkeiten der Knochenmarkspende es gab: eine einwöchige Hormonbehandlung, durch die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut gelangen, wo sie mittels der sogenannten Stammzellapherese herausgefiltert und dem Patienten transplantiert werden konnten. Oder eine klassische Knochenmarkspende, die unter Vollnarkose entnommen wurde. Anschließend würde ich ein bis zwei Wochen brauchen, um mich von dem grippeähnlichen Zustand zu regenerieren.
»Wann genau nach der Spende kann ich fliegen?«
Die Ärztin blinzelte verstört. »Fliegen?«
Ich nickte.
»Das hängt davon ab, wie schnell Sie sich erholen. Fliegen ist natürlich immer eine Belastung für den Körper, und wenn man nicht ganz …«
»Okay. Das sehen wir dann. Wann können wir anfangen?«
Sie hob die Augenbrauen. »Ms. Riley, wir müssen erst warten, bis Kaelynn so weit ist. Sie bekommt die nächsten drei Wochen Chemotherapie, um das eigene kranke Knochenmark zu zerstören und das Wachstum der entarteten Zellen zu stoppen, und erst dann können wir die Transplantation vornehmen. Hat man Ihnen das nicht gesagt?«
Doch. Sophie hatte es versucht, mir zu erklären. Ich hatte nicht richtig zugehört. Oder nicht richtig nachgedacht. Ich war genauso überstürzt zurückgetreten, wie ich den Flug nach New York geplant hatte. Ich verstand erst jetzt, was sie damit gemeint hatte, dass meine Entscheidung Zeit hatte.
Ich ging raus auf den Krankenhausflur, wo Matt und Sophie auf mich warteten. Gespannt sahen sie mir entgegen.
»Drei Wochen noch«, sagte ich.
»Ich habe dir gesagt, es hat Zeit«, sagte Sophie und zuckte mit den Schultern.
Matt sagte nichts. Er sah mich nur an. Ich setzte mich neben ihn.
»Es tut mir leid«, sagte ich zu ihm. »Aber jetzt habe ich Zeit, noch ein paar Dinge hier zu erledigen. Ich … muss Abschied nehmen.« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Sophie – erstaunlich dezent – zurückzog.
»Du hast dich doch verabschiedet. Du hattest sogar eine Abschiedsparty. Ich verstehe nicht …«
Ich legte einen Finger auf seinen Mund, damit er aufhörte zu reden. Dann küsste ich ihn sanft. »Ich muss mich noch von ein paar anderen Dingen verabschieden. Sonst bringe ich … zu viel Gepäck mit nach New York. Verstehst du?«
»Du meinst Brian.«
Ich nickte. »Wenn ich jetzt gleich gehe, dann laufe ich nur weg. Wenn ich bleibe, habe ich die Chance, mit einigem endgültig abzuschließen.«
Er schwieg.
»Ich war gerade dabei, über seinen Tod hinwegzukommen. Ich war auf einem sehr guten Weg, und ich konnte mich sogar verlieben.« Matt lächelte, als ich es so direkt aussprach. »Ich konnte mir eingestehen, dass unsere Ehe am Ende nicht
Weitere Kostenlose Bücher