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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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nachdenken. Entweder wir lassen es einfach wieder sein oder … ja, oder vielleicht sollten wir es einfach als eine Chance sehen? Wir können uns neu kennen lernen, oder?«, schlägt sie vor. »Du hast die Wahl.«
    Ich sollte lachen.
    Ich sollte sagen, was das denn nun für ein Unsinn sei und dass mein Gefasel vom Freisein doch Blödsinn war und sowieso der Gedanke allein, dass wir jetzt wieder auseinander rennen, um uns nie wiederzusehen, völlig kindisch ist.
    Aber ich lache nicht.
    Und ich sage: »Lass uns erst mal wieder reingehen. Die anderen machen sich am Ende noch Sorgen, was wir so lange hier draußen veranstalten.«
    Also stehen wir auf und gehen an der Straße entlang den Weg zurück zum Eingang.
    »Wenn du willst, werde ich dich von jetzt ab auch Lucimar nennen«, schlage ich ihr vor, während wir nebeneinander her schlendern.
    Während ich meinen eigenen Worten nachlausche, merke ich, dass sie wie eine Antwort auf ihre gerade noch gestellte, schwergewichtige Frage wirken.
    Lu sieht mich von der Seite aus an.
    Dann lacht sie plötzlich völlig unerwartet laut auf. Ein paar der Frauen, die an der Ecke stehen, sehen interessiert her.
    »Ach, Emma, du bist einfach nicht verbesserlich«, sagt Lu.
    Ich verzichte darauf, sie zu korrigieren. Aber das ist keine Antwort, oder?
    * * *
    Das Gespräch mit Lu hat meinen Abend verändert.
    Ich merke es erst nach und nach.
    Für die anderen in unserer Runde hat sich nichts getan. Emma war es grad nicht so gut, sie hat frische Luft geschnappt. Lu hat nach ihr geschaut. Gemeinsam kamen sie wieder.
    Alle schwatzen, trinken, lachen, tanzen, wippen im Takt mit dem Kopf wie vorher auch.
    Für mich ist es plötzlich anders. Und ich kann nicht sagen, wieso.
    Ich weiß nur, dass es mir mit einem Mal besser geht. Ich fühle mich nicht mehr wie ein Fremdkörper, wie eine, die einen Film anschaut, die außen steht und nur beobachtet, analysiert, während alle anderen im tatsächlichen Leben schwelgen.
    Ich ertappe mich bei einem herzhaften Lachen. Oder wie ich den Kopf herumwerfe, meine Haare dabei fliegen und ich das genieße. Blicke von hier und da begegnen meinen. Neugierde in ihnen, Blitze darin und vage, nicht ernst zu nehmende Versprechen. Blicke, die gut tun, endlich mal wieder.
    Es sind nur Kleinigkeiten, winzige Momente. Und doch.
    Die Stunden vergehen. Der Abend nähert sich seinem Ende. Schon leert sich der Partyraum, und die Frauen tröpfeln müde nach Hause.
    Ich sollte auch gehen. Mich in mein Bett kuscheln, lange schlafen, dann zum Telefon greifen und zuerst Hannelore und dann Armin anrufen.
    Als ich meinen Blick schweifen lasse, sehe ich Lu an der Treppe mit einer mir unbekannten Frau zusammenstehen.
    Sie stehen nah beieinander, und die Fremde sieht Lu unverwandt an, während sie miteinander reden.
    Ich stutze.
    Das sieht sehr vertraut aus. Ihre Gesichter sind sich sehr nah. Manchmal hebt Lu den Blick, und dann schauen sie einander in die Augen wie in einen Spiegel.
    Niemand hier würde bei diesem Anblick glauben, dass Lu einen Ehering am Finger trägt und erst gestern noch mit tellergroßen Augen mein kleines inoffizielles Coming-out bestaunt hat.
    Es sieht nämlich aus, als liefe zwischen Lu und der Fremden sehr viel mehr als nur eine Schwoof-Bekanntschaft.
    Sie müssen sich näher kennen, so eng wie sie beieinander stehen. Wieso ist mir die Frau vorher noch nicht aufgefallen? Hat Lu den ganzen Abend etwa noch nicht mit ihr gesprochen? Oder ist die Unbekannte gerade erst aufgetaucht – jetzt, wo alle anderen heimgehen?
    Wie die gehässigste aller Göttinnen es will, sieht die fremde Frau kurz an Lu vorbei und direkt in meine Augen. Rasch wende ich mich ab und starre in die Menge der Tanzenden.
    Dort liegen sich Michelin und Angela zu einem langsamen Lied in den Armen. Antonie bewegt sich allein mit geschlossenen Augen. Frauke, direkt neben mir, schaut ihr versunken dabei zu.
    »Das war ein schöner Abend«, sage ich zu ihr.
    Sie sieht mich an und lächelt. »Es ist wirklich schön, dich lachen zu sehen.«
    ›Oh, Frauke‹, denke ich. ›Sag doch bitte so was nicht!‹
    »Ich lache gern«, antworte ich.
    Rein zufällig gleitet dabei mein Blick wieder zur Treppe hinüber.
    Und bei dem, was ich da sehe, trifft mich der Schlag.
    Lu und die fremde Frau küssen sich!

7. Kapitel
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