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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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orientieren.«
    »Ach ja?«
    »Oh ja!«
    Armin greift nach der Aufschnitt-Gabel und lässt sie über der hübsch angerichteten Platte kreisen. Ich beobachte, wie sie hierhin und dorthin wandert, sich bedrohlich senkt, dann doch wieder weiterschwebt und schließlich mit plötzlicher Entschlossenheit auf eine zusammengerollte Scheibe Putenbrust niederstürzt.
    Dieses Gefühl in mir macht sich immer breiter. Mittlerweile ist es sogar zu definieren: Es ist Aufregung. Eine Aufregung, wie sie vielleicht Jäger kennen, die ihre Beute aufspüren. Oder Wissenschaftler, wenn sie kurz vor der Entdeckung eines wichtigen Zusammenhanges stehen. Oder unglücklich Verliebte, wenn sie plötzlich aller Vernunft zum Trotz doch einen Hoffnungsschimmer am Horizont auftauchen sehen.
    Moment mal!
    Ich denke doch nicht ernsthaft, dass an Armins Theorie etwas dran sein könnte?!
    »Weißt du was?«, sage ich. »Ich glaube, solche spinnerten Ideen kommen dir nur, weil du heilfroh wärst, wenn du die Gelegenheit hättest, Karin derart auszubooten. Kann das sein?«
    Armin schnaubt. »Erwartest du nach dem letzten Wochenende, das sie uns so gründlich versaut hat, dass ich jetzt etwas anderes antworte als ›Natürlich‹?«
    Ich seufze.
    Nicht Karin hat Armin das Wochenende versaut. Das ist mir klar. Aber sagen muss ich das nicht.
    Weil es Armin bestimmt auch klar ist.
    »Okay. Meinetwegen. Aber solche Machenschaften sind nicht mein Weg. Damit das klar ist.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher!«
    »Na gut. Aber es wäre eine Abwechslung gewesen, das musst du zugeben.« Armin leistet sich ein fettes Grinsen.
    Ich will noch etwas erwidern, aber da kommt Hannelore über den Flur und nimmt wieder ihren Platz ein. Als hätten wir uns abgesprochen, lassen Armin und ich das gerade noch heiß diskutierte Thema fallen.
    »Komm mit mir, diese tolle Wohnung besichtigen, Armin!«, dränge ich ihn. »Als es mir wegen der Trennung von Ramona und dem missratenen Start mit Frauke so schlecht ging, hast du auch immer gesagt, dass ich mich nicht daheim einstauben lassen soll. Du hast immer gesagt, dass ich rausgehen soll, um mich abzulenken.«
    »Ich weiß. Aber das hier ist anders.«
    »Ach ja? Wieso?«
    »Weil es mein Kummer ist«, erwidert mein Freund mit aller Selbstverständlichkeit.
    Ich blicke zu Hannelore, die meinen Blick amüsiert erwidert. »Was soll ich darauf noch antworten?«, frage ich sie. Aber sie zuckt nur die Achseln. »Ich würde sagen, du solltest dich nach einer anderen, angenehmen Begleitung umschauen. Warum fragst du nicht Lu? Sie würde bestimmt gern mitkommen und dein … Hobby kennen lernen.«
    Ich schnaube durch die Nase.
    »Du hast doch erlebt, wie sie ist!«
    Hannelore nickt. »Sie ist reizend. Absolut umwerfend.«
    Ich verdrehe die Augen gen Himmel. »Das ist der Beweis«, sage ich zu Armin, etwas zu laut, aber wild entschlossen, meine Einsicht zu teilen. »Offenbar kann also auch Hannelore in der Einschätzung eines Menschen völlig daneben liegen. Ihr vorschnelles Urteil über Lu zeigt es.«
    »Was ist denn an ihr so schlimm, Emma?«, hakt Hannelore nach. »Ich habe sie kennen gelernt als eine lebendige, freundliche, extrovertierte Frau, die außerdem auch noch wie ein echter Leckerbissen aussieht.«
    Ein tiefer Seufzer entringt sich meiner Kehle. Der Morgen geht nicht gerade ideal los, wenn ich so viel über Lu sprechen muss.
    Offenbar haben die beiden keine Ahnung.
    »Was du lebendig nennst, nenne ich aufgedreht. Sie ist nicht freundlich und extrovertiert, sondern aufdringlich. Und der Leckerbissen hat einen Ehemann am Bein. Also vergesst eure Verkupplungsversuche.« Die Tatsache, dass die verheiratete Lu auf der Frauenparty mit einer Wildfremden herumgeknutscht hat, lasse ich lieber unerwähnt. So was kommt schließlich öfter mal vor und muss gar nichts bedeuten. Es würde meine ohnehin schon geistig verwirrten Freunde nur auf eine falsche Spur locken.
    »Verkuppeln? Wer will dich denn verkuppeln?«, echot Armin heuchlerisch.
    Hannelore achtet nicht auf ihn. »Sei nicht so verklemmt, Emma!«, tadelt sie mich. »Ob lesbisch oder hetero, verheiratet oder ungebunden, es wird Zeit, dass du mal etwas Pfeffer in den Hintern gestreut bekommst, damit dein Leben Schwung bekommt. Ich vermute, Lu ist genau die Richtige für so eine Mission!«
    Na, so eine Einstellung meiner besten Freundin hat mir gerade noch gefehlt!
    »Vielen Dank für den Rat! Ich werde ihn auf keinen Fall befolgen«, brumme ich und sehe zur Uhr. »Ich glaube, ich muss

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