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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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als Hunde sind sie einfach oberspitze!«
    Ich kann als Antwort noch nicht einmal flüchtig lächeln.
    Meine Gedanken, die ganz sicher nicht schweigen, kreisen und strudeln wie wild.
    Ich bin dramatisch? Bis zum Gehtnichtmehr? Habe ich noch nicht gemerkt, dass große Dinge keine großen Worte brauchen?
    »Wie kannst du so was sagen? Ich meine, dass große Dinge keine großen Worte brauchen. Unsere Sprache ist so elementar wichtig. Wir kommunizieren über Sprache, wir verstehen einander durch Sprache, wir leben unsere Kultur durch Sprache«, sage ich schließlich.
    Lu streichelt das Moos, auf dem wir sitzen und betrachtet die einzelnen Fasern so genau, wie es aus dieser Entfernung eben geht.
    »Stimmt«, sagt sie schlicht.
    »Also …«, will ich fortfahren, doch sie unterbricht mich: »Und wir können lügen, wenn wir sprechen. Sprache kann uns in die Irre führen. Sprache kann Fehler machen. Wie viel mehr können andere Dinge sagen? Wenn ich eine Keramik mache, weißt du, dann können alle genau sagen, ob ich gut gelaunt bin oder ob es mir schlecht geht, ob ich in Trauer bin oder frisch verliebt. Wie viel sagt eine einzige Berührung?« Sie streckt den Arm aus und legt die Hand auf Jojos große Flanke. Jojos hebt den mächtigen Kopf, schnuppert kurz an Lus Hand, und dann fährt ihre gewaltige Zunge einmal, zweimal über die vertrauten Finger. »Und wie viel sagt ein einziger Blick?« Lu wendet sich mir zu und sieht mich an.
    Ich schaue in ihre dunklen Augen, in denen sich Lichtreflexe spiegeln.
    Ihr Blick ist mir vertraut.
    So viele Jahre kannte ich ihn.
    Aber so viele Jahre sind seitdem vergangen. Auch etwas Fremdes, etwas Neues und noch nicht Wahrgenommenes liegt in diesem Dunkel.
    »Tja«, sage ich und schaue fort. »Da hast du bestimmt Recht. Missverständnisse kann es auch geben. Aber nicht nur, wenn wir sprechen. Sondern auch in den Gesten kann man etwas falsch deuten oder in dem, was wir sehen und wie etwas uns erscheint. Nimm zum Beispiel den letzten Samstagabend …«
    »Ja?«, macht Lu.
    Ich starre so angestrengt auf einen sonnenbeschienenen Fleck vor mir auf dem Waldboden, dass meine Augen brennen.
    Wenn Armin mich jetzt sehen würde, würde er sich totlachen. Er meint immer, dass ich das größere Klatschweib von uns beiden bin.
    »Was war denn da?« Lu sieht ungefähr so neugierig aus, wie ich wahrscheinlich in ihren Augen aussehe. Aber nun habe ich schon mal damit begonnen, jetzt kann ich es auch zu Ende führen.
    »Na ja, diese Frau auf der Party … die, mit der du zum Schluss zusammengestanden hast. Kanntest du sie näher?«
    Lus Stirn legt sich in Falten.
    »Ich frag nur, um ein Beispiel zu geben. Dafür, dass auch das, was wir sehen missverstanden werden kann. Denn als ich dich da mit ihr stehen sah, da hatte ich einen – wahrscheinlich völlig falschen – Eindruck. Vielleicht dadurch, dass wir auf der Frauenparty waren und dass rund um mich herum lauter Frauenpaare standen und …« Meine Stimme wird immer leiser, und schließlich breche ich ab.
    Lu sieht mich nachdenklich an.
    »Blond?«, fragt sie dann.
    Ich nicke.
    »Die Haare so?« Sie macht eine Geste oberhalb der Schulter.
    Wieder nicke ich.
    »Oh, das war Gabriella.«
    Sie spricht den Namen nicht deutsch aus, sondern mit rollendem ›rrrr‹ und tanzendem ›el‹. Sie spricht es aus wie eine Spanierin. Und unverkennbar selbstverständlich.
    »Und wer ist Gabriella?«, hake ich nach – ihren Tonfall möglichst witzig imitierend.
    Lu öffnet den Mund, sieht mich an. Plötzlich wirkt sie verunsichert.
    »Gabriella«, sagt sie und schaut wieder weg. »Gabriella. Das ist meine Frau.«
    Ich weiß, dass selbst schöne Frauen ziemlich dumm aussehen können, wenn sie mit offenem Mund glotzen. Trotzdem kann ich in diesem Augenblick gerade nicht anders, als genau das zu tun.
    Was hat sie gesagt?
    »Du … du … hast eine … Frau? Eine Partnerin?«, stammele ich. »Ich meine, du lebst auch mit Frauen … du bist auch lesbisch? Genau wie ich?«
    Lu nickt schlicht. Sonst nichts. Ich kann es nicht fassen.
    Eine geraume Weile sagt keine von uns ein Wort. Wir starren beide vor uns hin. In meinem Hirn geht so vieles durcheinander, dass ich es gar nicht sortiert bekomme. Bilder von früher. Lu auf einer Kellerparty, wie sie eng umschlungen mit einem Jungen tanzt. Lu knutschend mit Thomas vor den Schultoiletten, Lu vor dem Fernseher, Die Profis, wie sie Lewis Collins anhimmelt. Lu beim Bruce Springsteen-Konzert, heulend in der ersten Reihe.
    Ich wäre

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