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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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keinen Erfolg gehabt mit deiner Abschleppe?«
    »Was?«, macht Lu.
    »Kannst es ruhig zugeben. Wenn ihr gestern und heute zusammen unterwegs ward, dann hat das doch was zu bedeuten, oder? Hast du dich deswegen betrunken, weil du bei der sexy Tierärztin nicht landen konntest?«
    Lu sieht mich, an Armin vorbei, kurz und konzentriert an und schüttelt dann den Kopf. »Emma, du spinnst!«
    Ich schnaube.
    »Du brauchst jetzt gar keine Ausflüchte zu suchen. Wenn du mir sagen darfst, dass ich angeblich Liebesbeziehungen fürchte, dann darf ich dir ja wohl auch die Wahrheit sagen, oder? Im Übrigen …« Ich werde noch etwas lauter, weil Lu bereits den Mund öffnet, um etwas zu erwidern. »Im Übrigen habe ich jahrelang eine gut funktionierende Beziehung mit Ramona geführt. Während du lediglich eine Scheinehe mit einer blonden Brasilianerin auf die Reihe bekommen hast.«
    Lu grunzt, was unschön klingt, ihr Missfallen aber ausgesprochen deutlich zum Ausdruck bringt. »Ja, sicher. Ramona hat dich so geliebt, dass sie nicht mal bereit war, ihren popeligen Job in Köln aufzugeben und mit dir eine richtige Beziehung zu führen anstelle dieses Wochenendgeschangels, was ihr jahrelang hattet. Wenn es euch ernst gewesen wäre, dann hättet ihr diesen Zustand doch gar nicht ertragen. Stattdessen habt ihr euch gut damit abgefunden und so gelebt bis irgendwann alles im Sande verlaufen war.«
    Ich muss schlucken.
    Die Wut steigt mir den Nacken herauf und sammelt sich dort. Ein brennendes, brodelndes Zentrum, das Widerspruch findet in dem plötzlichen Schmerz in meiner Körpermitte. Ich lege die freie Hand dorthin. Mein Magen tut weh. Die Worte tun weh.
    So sehr, dass ich nichts erwidern kann.
    Ich sage nichts. Ich sehe nicht zu ihr hin. Wann ist denn endlich ihre Tür erreicht? Dann werde ich Armin hochbringen, ihn irgendwo ablegen, wo er bis morgen früh liegen bleiben kann – meinetwegen tatsächlich zu Jojo ins Körbchen – und dann werde ich heimgehen, ohne ein weiteres Wort.
    »Froooiiiiii …!«, beginnt Armin da gerade in unser Schweigen hinein extrem laut und mit erhobenem Zeigefinger.
    »Ssssscht!«, kommt es wieder von uns, und er senkt seine Stimme: »Frooinde sin doch dazu da, eim ma die Meinung zu sagn. Das mussu abba auch ertragn, Emma.«
    »Lu ist nicht meine Freundin!«, versetze ich scharf.
    »Nein«, stimmt Lu zu, indem sie betont mit dem Kopf schüttelt. »Nein, wir sind keine Freunde und auch nie gewesen. Wir haben nur unsere halbe Jugend miteinander verbracht, in der Schule nebeneinander gesessen, zusammen Gitarrenunterricht genommen, waren miteinander tausend Mal im Kino, in Konzerten, auf Partys, Schützenfesten und Beerdigungen, haben beide Diarys geführt, uns aus unseren Tagebüchern vorgelesen, für Boy George und Brook Shields geschwärmt, hatten das gleiche Leibgericht und eine Vorliebe für die Farbe Rot. Aber befreundet waren wir auf keinen Fall.«
    Als sie ihre alberne Rede beendet hat, sind wir gerade an ihrer Haustür angekommen.
    Ich muss also nichts antworten, weil Lu mit Schlüsselsuchen beschäftigt ist und Armin gerade beginnt, an die Hauswand gelehnt einzuschlafen.
    Was sind wir nur für ein jämmerlicher Haufen. Ein unglücklich liebender Mann. Eine grundlos grausame Frau. Und ich, die hier eigentlich gar nichts verloren hat. Ich hoffe nur, dass niemand uns beobachtet.
    Endlich hat Lu den Schlüssel in einer ihrer vielen Hosentaschen gefunden und schließt auf.
    Armin die Treppe hinaufzubringen kostet uns einiges an Kraft.
    Oben öffnet Lu rasch die Wohnungstür, und wir stolpern über die Schwelle, wo uns drei Hunde aufgeregt empfangen.
    »Sekunde«, sagt Lu, huscht voraus ins Wohnzimmer, wo ich sie kurz rumpeln höre. Dann ist sie wieder zurück, greift sich erneut ihren Teil von Armin und wir schleppen ihn gemeinsam auf die rote Ausziehcouch, auf der er zusammenbricht wie ein gefällter Baum.
    Er bleibt auf dem Rücken liegen und seine Füße baumeln von der Couch, als ich ihm die Schuhe ausgezogen habe.
    »Du kanns bei mi schlafen!«, lallt mein bester Freund und umarmt mich innig. »Nich dass ihr zwei Mädels noch im selbm Bett lannet …«
    »Schon gut«, beschwichtige ich ihn und löse mich mühsam aus seiner Umklammerung. Seine Fahne ist unerträglich. »Wir passen schon auf.«
    Im nächsten Moment ist er eingeschlafen.
    Lu und ich stehen einen Augenblick vor ihm und betrachten ihn.
    Dann wendet Lu sich rasch ab und murmelt: »Die Hunde müssen noch mal Pippi«, und ist

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