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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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Marburg gefahren ist, sondern sich mit Frauen, die sie erst vor Kurzem kennen gelernt hat, in Lesbenfilmen rumtreibt?
    Ich glaube zwar, Lu von früher noch recht gut zu kennen, aber eins weiß ich gar nicht einzuschätzen: Wie steht sie eigentlich dazu, sich in bestehende Beziehungen einzumischen und mindestens eine der beiden ehemaligen Partnerinnen kreuzunglücklich zu machen?
    Es macht mich nervös, so ruhig hier zu sitzen und darüber nachzudenken. Also stehe ich auf und laufe ein bisschen in der Wohnung herum – so wie ich es heute Nachmittag auch schon getan habe.
    Die arme Frauke. Meine Güte, sie tut mir wirklich Leid. Sie liebt Antonie aufrichtig und ehrlich und dauerhaft, davon bin ich überzeugt.
    Ich weiß, ich selbst hätte es mir noch vor kurzem anders gewünscht. Ja, vor kurzem hätte ich eine Situation wie diese begrüßt und hätte mir wieder Hoffnungen gemacht, ob ich nicht vielleicht doch noch das Herz dieser wunderbarsten Frau von allen erobern könnte.
    Doch jetzt ist mir klar, dass ich das sowieso nicht könnte. Ich bin nicht die richtige Frau für Frauke. Wir sind beide so schwer und so pathetisch und dramatisch … ja, Lu hat es genau auf den Punkt gebracht, als sie sagte, dass ich viel zu dramatisch sei.
    Sie kennt mich. Sie kennt mich schon so viele Jahre und deswegen vielleicht besser als jeder andere Mensch in meinem Leben.
    Um ein Uhr bin ich völlig fertig mit den Nerven.
    Sie ruft nicht an.
    Wir hatten doch ganz fest verabredet, dass sie anrufen wird. Wieso ruft sie nicht an?
    Ich könnte … Nein, ich werde nicht noch einmal anrufen! Wir haben klar abgemacht, dass sie mich anruft, wenn sie wieder daheim ist.
    Sie! Ruft mich an! Nicht ich sie!
    Vielleicht hat sie es vergessen?
    Sie war mit Antonie im Kino, hat sich einen wunderbaren, romantischen, anregenden Film über zwei sich liebende Frauen angesehen und ist dann zu Hause einfach in die Kissen gefallen, ohne auch nur noch einmal an mich zu denken.
    Ja, so kann es gewesen sein.
    Wahrscheinlich ist es so.
    Um kurz vor zwei Uhr, also mitten in der Nacht, sitze ich am Küchentisch und beschließe, es wäre besser, selbst auch ins Bett zu gehen.
    Stattdessen denke ich intensiv über Hannelore nach.
    Ich wette, ihr wäre das nicht passiert.
    Ich wette, Hannelore wäre sich gleich klar darüber gewesen, falls sie Gefühle entwickelt hätte für eine Gleichaltrige, die zufällig im selben Haus wohnt und offensichtlich total verschossen ist in sie.
    Hannelore hätte wahrscheinlich keine Angst und keine Hemmungen gehabt und hätte sich voll darauf eingelassen. Vorausgesetzt, sie wäre wirklich verliebt gewesen, natürlich. Das immer vorausgesetzt.
    Und wenn eben jene Gleichaltrige nach zig Jahren durch puren Zufall – oder Schicksal, was auch der Fall sein könnte – wieder in ihr Leben getreten wäre, dann hätte Hannelore ganz sicher zugegriffen. Sie hätte nicht gewartet, bis diese Frau sich nach allen Seiten umsieht und feststellt, dass auch andere Mütter sexy Töchter haben.
    Diese Warterei scheint sowieso mein Schicksal zu sein. Andererseits. Sollte besagte, gleichaltrige Frau mir oder mich (in dem Fall ist es jetzt echt egal!) einen telefonischen Rückruf versprochen haben, dann sollte sie das auch einhalten.
    Und zwar um zwölf, wie verabredet. Und nicht um halb drei. Denn so spät ist es, als ich schließlich zum Telefonhörer greife.
    Aber bevor ich Lus Nummer wählen kann, klingelt es an der Tür.
    Ich stürze hin und drücke auf.
    Auf dem Treppenabsatz erscheint: Natascha aus dem Yellow.
    Ich gucke wie ein Uhu. Daher räuspert sie sich schnell und sagt: »Sorry für die späte Störung. So was mache ich normalerweise nicht, solltest du wissen. Es ist nur … Armin sitzt seit Stunden an der Theke und lässt sich voll laufen. Ich hab jetzt Schicht, und als ich hier vorbeikam, hab ich bei dir Licht gesehen. Da dachte ich, ich sag mal besser Bescheid.«
    Armin? Lässt sich voll laufen?
    Ich habe eine dumpfe Ahnung und greife rasch nach meiner leichten Jacke.
    »Lieb von dir«, sage ich, während ich in meine Schuhe schlüpfe. »Ich werd gleich mal vorbei gehen.«
    Natascha hebt die Hand zum Gruß und ist schon verschwunden. Und ich jogge über die Straße, um meinem besten Freund zur Rettung zu eilen.
    Ich habe da so einen Verdacht, was passiert sein könnte.
    Und wenn das tatsächlich zutrifft, dann werde ich Armin erst mal gehörig auszählen, weil er nicht sofort zu mir gekommen ist, sondern sich lieber in eine Menge fremder

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