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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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Menschen setzt und sich die Birne zusäuft.
    Erst einmal überkommt mich eine riesige Welle Mitleid, als ich schon vom Eingang des Yellow aus die vertraute Gestalt vorn an der Bar hängen sehe.
    Hinter der Theke winkt Marcus mir zu und deutet mit einem schiefen Grinsen auf meinen Freund.
    Ich setze mich auf den Barhocker neben Armin.
    »Hey, was machst du denn hier?«, sage ich freundlich.
    Er schaut mich nur kurz an und dann wieder auf den Tresen.
    »Ich trinke«, lallt er.
    »Das sehe ich. Aber wieso bist du nicht im Flieger nach Mallorca? Oder betrinkst dich dort an der Hotelbar? Was ist mit Rolf?«
    »Der ha’ d’n Arsch offen!« Offenbar hat der Alkohol bereits seine Zunge gelähmt, aber nicht seinen Verstand.
    »Das ist mir nicht neu«, entgegne ich sanft und greife nach dem weiteren Glas, das Marcus gerade über die Theke schieben will.
    Mit einem Ruck stürze ich es hinunter. Und sehe Sternchen …
    »Was um Himmels willen ist denn das?«, keuche ich schließlich mit hochrotem Kopf.
    »Whischki«, antwortet mein Freund. Dann schaut er mich genauer an und brummt: »Wo issi hin?«
    »Bitte?«
    »Wo issi hin? Deine … kleine …«
    Ich versuche, aus seinem Gestammel schlau zu werden und in seinem Gesicht zu lesen.
    »Wen meinst du denn damit?«, frage ich, so wie ich ein Kind fragen würde, das sich bei Karstadt verlaufen hat.
    »Ich glaub, er meint mich«, ertönt hinter mir eine Stimme.
    Ich fahre herum.
    »Lu!«
    »Jau«, lacht sie laut auf und lässt sich schwankend auf dem Barhocker an Armins Seite nieder.
    »Deine …«, beginnt Armin wieder und beendet endlich seinen Satz: »Freundin? Ach, da isse ja.«
    An mich gewandt erklärt er: »Die Lu isn dufter Kumpel, Emma. Muss ich getz echt ma sagn.«
    »Lu, was ist passiert?«, will ich wissen.
    Wenn mich der Eindruck nicht täuscht, ist auch Lu nicht mehr ganz alkoholfrei.
    Aber wenigstens kann sie noch deutlich sprechen: »Rolfs Frau ist auf die glorreiche Idee gekommen, die Windpocken bei ihrer Freundin unterzubringen. Die hat selbst ein kleines Mädchen krank im Bett liegen und kümmert sich die Woche um die beiden.«
    »Raaaaabnmudda!«, kommentiert Armin diese Erklärung mit erhobenem Zeigefinger. »Läss ihr Kinn einfach allaaa … alleine inner Fremde!«
    »Und jetzt sitzt Rolf mit Karin auf Mallorca, und du guckst in die Wäsche?!«, ziehe ich das Fazit, das sich mir aufdrängt.
    »Gnau. Der ha’ d’n Arsch offen!«
    »Das sagtest du bereits.«
    »Is doch wahhhh! Maaacus? Noch n Drink!«
    »Nix da!«, entscheide ich und winke Marcus ab, der sowieso schon recht skeptisch dreinschaut. »Wir gehen jetzt nach Hause. Du schläfst deinen Rausch aus, und morgen sehen wir weiter.«
    »Ich will abba nich nach Hause!«, jammert Armin sofort los. Er hat auch eine weinerliche Seite, die in betrunkenem Zustand leicht durchschlägt. »Da bin ich so allaaaa … allein!«
    »Ich komm ja mit«, beteuere ich. Ich kann mir zwar Schöneres vorstellen, als die Nacht auf Armins unbequemer Couch zu verbringen, aber was tut man nicht alles für gute Freunde.
    »Nein!« Armin haut mit der Hand auf den Tresen. »Ich will zu Lu. Ich will mit den Hunn im Körbchn schlafen.«
    Ich sehe Lu an. »Hast du ihm den Floh ins Ohr gesetzt?« Alle Gedanken an Entschuldigungen und Vergebungsrituale sind wie weggewischt. Zumal Lu sich auch nichts dabei zu denken scheint, mir nach unserer letzten Verabschiedung ganz unverkrampft zu begegnen.
    Jetzt hebt sie nur die Schultern und grinst. Sieht ihr ähnlich, die Verantwortung abzugeben und nur dabeizusitzen und nichts zu tun.
    »O. k., dann machen wir uns jetzt auf den Weg. Marcus, muss noch was bezahlt werden?« Ich begleiche rasch die Rechnung, und dann hake ich Armin ein.
    »Komm, mein Alterchen. Ich bring dich heim.«
    »Neeeeeee!«, wehrt Armin sich, der auch im Vollrausch noch erstaunliche Kräfte entwickeln kann, wie ich feststellen muss.
    »Quatsch!«, sagt Lu. »Zu mir nach Hause. Ist doch gleich hier um die Ecke. Nur eine Treppe rauf …«
    »Gnau!«, nickt Armin und steigt umständlich von seinem Hocker.
    Ich resigniere seufzend. »In Ordnung, dann eben zu Lu. He, Vorsicht, Kleiner, ich bin zwar stark, aber du hast ein paar Kilo mehr Lebendgewicht, die du hier zum Einsatz bringst. Lu, hallo? Kommst du nicht mit?«
    Lu hatte mir von ihrer erhöhten Sitzposition aus interessiert zugesehen, wie ich Armin durch den schmalen Gang zur Tür zu bugsieren versuche.
    Ihr Blick ist verklärt und für einen kurzen Moment sehe ich sie im

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