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Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Titel: Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Konrad
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Also, sagte er. Also, sagte sie. Durch dieses Hin und Her hatten sie zu der Lautstärke gefunden, die für sie beide die richtige war. Jetzt konnte er anfangen. Er fing an mit dem zweiten Ferientag, als er im Bad vor dem Spiegel stand, das Rasieren hinter sich hatte, aber nicht aufhören konnte, sein Gesicht mit einer unauflöslichen Mischung aus Missgunst und Genuss zu betrachten.« (Martin Walser, Brandung )
    »Einer geht fort, dachte er, und einer kommt. Und er trank noch einen Grappa und freute sich auf Marietta und das Kind.« (Elke Heidenreich, »Richard«, Kolonien der Liebe )
    »Unter freiem Himmel ein Fußballspiel oder Feuerwerk anzugucken, das wäre jetzt das Richtige, und so habe ich keine Tasche mitgenommen, in der Jeans aber alle meine Sachen verteilt, Hausschlüssel, Zigaretten, Feuerzeug, ein paar Euro, einen Hühnergott.« (Jana Hensel, Zonenkinder )
Anregung
    Denken Sie an ein Ereignis, das sie in letzter Zeit besonders erfreut hat. Schildern Sie es mit den literarischen Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen (zum Beispiel Blick aufs Detail, Spannung zwischen positiven und negativen Gefühlen). Aber achten Sie darauf, dass die positiven Gefühle die vorherrschende Atmosphäre in Ihrem Text behalten.

Sehnsucht
    Sehnsucht hat ein Ziel, sucht Erfüllung und damit Zufriedenheit. Sehnsucht zu beschreiben, macht den Leser neugierig, denn er teilt das Verlangen des Protagonisten und bangt mit ihm, ob seine Sehnsucht befriedigt wird.
    Charakteristisch für die Sehnsucht ist
    •ein starkes Verlangen;
    •die Abwesenheit einer Person, eines Ortes;
    •Unruhe, Rastlosigkeit;
    •Wiederholung bestimmter Handlungen;
    •fehlendes Interesse für die gegenwärtige Umgebung.
    Ernste Literatur thematisiert oft die Unvollkommenheit des Menschen und seiner Lebensbedingungen und damit seine Schmerz- und Mangelgefühle, seine Erfahrungen von Einsamkeit und Isolation. Erfüllung, Liebe und Freude sind selten, doch sie sind das Ziel der Sehnsucht. Im Zeitalter des Idealismus gehörten die Sehnsucht als Gefühl und das Streben nach höheren Idealen zusammen. So glaubten Friedrich Schiller und auch Goethe an die ideale Vollkommenheit, der das Kunstwerk entsprechen sollte. Doch im Zuge der Säkularisierung und Industrialisierung nahmen diese Vollkommenheitsansprüche ab. Sehnsucht ist ein bleibendes literarisches Motiv, aber seine Darstellungen ändern sich. In ernster Literatur wird die Sehnsucht selten erfüllt. Meist steht am Ende der Verzicht und die Einsicht, dass die Sehnsucht ein ständiger Begleiter bleibt.
    Ein klassischer Text, der die Sehnsucht zweier Liebender zum Thema hat, ist die Erzählung Das Erdbeben von Chili , die Heinrich von Kleist 1807 zuerst in Cottas »Morgenblatt für gebildete Stände« unter dem Titel »Jeronimo und Josephe« veröffentlicht hat: Die Nonne Josephe, die ein uneheliches Kind erwartet, soll enthauptet werden. Jeronimo, ihr Geliebter, ersehnt die Rettung: »Er warf sich vor dem Bildnisse der heiligen Mutter Gottes nieder, und betete mit unendlicher Inbrunst zu ihr, als der einzigen, von der ihm jetzt noch Rettung kommen könnte.« Überraschend findet sein Verlangen Erfüllung, denn ein Erdbeben, das die Stadt erschüttert, verhindert die Hinrichtung. Aber noch weiß er dies nicht, sondern macht sich auf die Suche nach der Geliebten: »Jeden Berggipfel, auf dem sich die Menschen versammelt hatten, besuchte er, auf allen Wegen, wo sich der Strom der Flucht noch bewegte, begegnete er ihnen; wo nur irgendein weibliches Gewand im Winde flatterte, da trug ihn sein zitternder Fuß hin: Doch keines bedeckte die geliebte Tochter Asterons.« Die Sehnsucht wird erfüllt: »Er durchlief, unschlüssig, was er tun sollte, die einzelnen Gruppen derselben und wollte sich schon wieder wenden, als er plötzlich, an einer Quelle, die die Schlucht bewässerte, ein junges Weib erblickte, beschäftigt, ein Kind in den Fluten zu reinigen. Und das Herz hüpfte ihm bei diesem Anblick: Er sprang voll Ahndung über die Gesteine herab und rief: O Mutter Gottes, du Heilige! und erkannte Josephen, als sie sich bei dem Geräusche schüchtern umsah. Mit welcher Seligkeit umarmten sie sich, die Unglücklichen, die ein Wunder des Himmels gerettet hatte.«
    Aber die Sehnsucht findet nur kurzfristig Erfüllung. Jeronimo und Josephe sterben am Schluss der Geschichte. Sie werden als Sünder und Verursacher des Erdbebens verflucht, und es kommt zu einem chaotischen Massaker, das die Erlösung wieder aufhebt.
    Ein

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