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Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen

Titel: Emotionen. Gefühle literarisch wirkungsvoll einsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Konrad
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die Trauer und Tod in den Alltag mit einbezogen. Sie sollten vor zu starker Individualisierung der Trauer und damit vor Vereinsamung schützen. Der französische Kulturwissenschaftler Philippe Ariès meint, dass der Tod in den Ritualen aufgehoben war und der Verlust des Einzelnen in der Gruppe relativiert werden konnte. So wurde der Tod »gezähmt«. Auch wurde der Tod personifiziert – wer kennt nicht den Knochenmann mit der Sense? – und bot so die Möglichkeit der direkten Auseinandersetzung. Dass die Trauer um den geliebten Menschen damals ebenso schmerzhaft war wie heute, belegt Der Ackermann von Johannes von Tepl aus dem späten 14. Jahrhundert, in dem ein Witwer seine Trauer um die geliebte Frau mit Worten beschreibt, die man auch heute noch nachfühlen kann: »Also jagt mich der Wind, ich treibe dahin durch des wilden Meeres Flut, die Wogen haben überhand genommen, mein Anker haftet nirgends.« Ackermann tritt in seiner Verzweiflung mit dem Tod in Dialog, der die Gegenposition vertritt, Schmerz und Trauer seien zu nichts nütze. Er beginnt seine Trauerbewältigung mit einer Abwägung zwischen seinem Standpunkt und dem des Todes.
    Man kann auch um die verlorene Jugend trauern, den Verlust der Schönheit, die vertanen Chancen im Leben. Doch die Urerfahrung des Verlustes ist der Tod eines geliebten Menschen. Erst in der Zeit der großen gesellschaftlichen Veränderungen, der Industrialisierung wurden Tod und Lebensalltag getrennt. Dadurch wurde die Trauer individualisiert als Erlebnis des Einzelnen und ist heute eng mit der Einsamkeit verbunden. Die gesellschaftlichen Rituale, die uns zum Trauern zur Verfügung stehen, offenbaren sich im Rückzug aus der Öffentlichkeit in den engeren Familienkreis.
    Zur Trauer gehört die Stille, die Nacht und die Erinnerung.
    In der Gegenwartsliteratur wird Trauer oft durch die Beschreibung von körperlichen und seelischen Zuständen vermittelt. Herrad Schenk schildert in ihrem Buch Das Haus, das Glück und der Tod (1998) die Zeit, in der sie und ihr Mann ein Haus gekauft und gemeinsam darin gelebt haben, bis er plötzlich gestorben ist. Einige Monate nach seinem Tod lebt sie nun im Haus allein, und sie beschreibt ihre große Einsamkeit: »Um mich herum ist eine große gesammelte Stille, in der sogar der Wind den Atem anhält. Die Schleiereule kommt erst später, zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens – und da fällt mir auf, dass ich sie schon einige Zeit nicht mehr gehört habe.« Der Text erzählt von den Wahrnehmungen der Nacht, der absoluten Stille, die dem Verlust gefolgt ist.
    Die Sprache der Trauer thematisiert den Verlust, das Fehlen des Menschen, um den man trauert. Tränen sind ein Ausdruck von Trauer, aber es gibt auch andere erzählerische Mittel, einen Zustand zu beschreiben, in dem die Lebenswelt aus den Fugen geraten, der Umgang mit dem Vertrauten tief erschüttert wurde. Die Sprache der Trauer ist leidenschaftlich; oft eruptive, hypersensible Wahrnehmung wechseln mit Stumpfheit und Gefühlstaubheit, alltägliche Wahrnehmungen lösen Verzweiflung und Schmerzempfindungen aus.
    So klingt die Schilderung der akuten Trauer in dem Beispiel von Michaela Seul in deren Buch Leben ohne Leander :
    »Wie träumend, stumpf, dumpf, wankend, balancierte ich durch die Wohnung. Stürzte mal links hinunter, dorthin, wo die Verzweiflung hauste, stürzte mal rechts hinunter, dorthin, wo die Dankbarkeit glühte. Spürte wenig. Überall Watte. Manchmal grelle Blitze. Aber sie prallten ab am Panzer der Starre. Nichts hatte mehr Gültigkeit.«
    Dagegen Herrad Schenk in Das Haus, das Glück und der Tod :
    »Es ist, als ob ein Vorhang reißt, der Vorhang vor dem Zentrum der Dinge, einen Augenblick schaut man in das glühende Innere der Welt, in die blendende Schneewüste des Nichts, und wird dann wieder zurückgeschleudert. Es sind riesige überbelichtete Bilder, die in meinem Bewusstsein aufbewahrt sind, in einem Zwischenreich.«
    Trauer scheint anfangs unüberwindbar, später ergeben sich sehr langsam doch Perspektiven. Die Trauerpsychologie kennt verschiedene Phasen:
    1.Der Schrecken des unmittelbaren Verlusterlebnisses.
    2.Der Moment des Schocks, des Nichtwahrhabenwollens.
    3.Die Phase des Zorns und des Grolls über den ungerechten Verlust.
    4.Die Phase der Einsamkeit und der Resignation.
    5.Ein Herantasten ans Leben, ein Neubeginn.
Anregung
    Schreiben Sie einen Text, der sich an diesen Phasen orientiert. Der Schrecken des Verlusts steht am Anfang, es folgt die Zeit der

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