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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Glauben Sie mir.«
    Millicent schüttelte den Kopf. »Das arme Mädchen.«
    »Sie schläft jetzt. Ihr geht es gut. Sie hat sich mehr Sorgen um Stan gemacht als um sich selbst.«
    »Man sollte meinen, wenn man wie Stan oder Rosie ist, würde das Leben etwas behutsamer mit einem umgehen. Aber das stimmt nicht. Meistens ist es eher umgekehrt.«
    Ich gab ihr die Schlüssel des Datsun zurück und ließ sie in die blaue Flamme des Heizofens starren, während sie unablässig mit dem Stoff ihres Schals spielte.

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    Kapitel Neunundzwanzig
    Ich horchte die ganze Nacht nach Autos und rechnete jeden Augenblick damit, dass Polizisten mit einem Haftbefehl auf unserer Wiese aufkreuzten. Doch die Nacht verlief ohne Störungen, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, blieb ich noch eine Weile in der Hoffnung liegen, dass niemand je erfahren würde, welche Rolle wir bei dem Brand in der Lagerhalle gespielt hatten.
    Es war Samstag. Marla musste nicht zur Arbeit, und wir, bei Plantasaurus, hatten keine. Ich dachte, ich wäre als Erster aufgestanden, doch als ich auf die vordere Veranda hinausging, saß da bereits Stan in seinem Batman-Kostüm in einem Streifen Sonne. Er hatte die Augen hinter der Maske geschlossen und merkte nicht, dass ich da war. Das Gesicht hatte er der Sonne zugewandt, die rechte Hand auf dem Knie locker zur Faust geballt. Vor meinen Augen hob er langsam den Arm, bis ich sah, dass er einen großen, braunen Falter in der Hand hielt. Er steckte ihn in den Mund, kaute und verzog das Gesicht, während er sich zwang, das Insekt zu essen.
    »Was machst du denn da?«
    Er schluckte und erschauerte, dann schlug er die Augen auf, blinzelte und sah mich mit leerem Blick an.
    »Ich weiß nicht, Johnny.«
    »Herrgott, Stan … Hör mal, Alter, mach dir wegen letzter Nacht keine Sorgen. Jeremy Tripp hat es verdient. Du musst dich deswegen nicht mies fühlen.«
    »Warum geht nur alles schief? Ich war einmal glücklich, doch dann sind all diese schlimmen Sachen passiert. Ich verstehe das nicht, Johnny.«
    Ich hätte ihm sagen können, dass das Leben eben so war, dass das Gute und das Schlechte nie einzeln vorkamen, doch das hätte nicht der Wahrheit entsprochen. Alles Schlechte, das Stan zustieß, ließ sich auf ein einziges Ereignis zurückführen – dass Marla und ich im Wald für Bill Prentice gefickt hatten. Ich hatte nicht vorhersehen können, dass das so verheerende Folgen haben würde, ich hatte nicht die Absicht gehabt, jemandem damit wehzutun, aber genau das war passiert.
    »Es wird alles gut, Stan, ich verspreche es. Ich möchte nicht, dass du wegen irgendetwas beunruhigt oder verängstigt bist.«
    »Aber es ist nichts mehr hinter den Dingen, nicht mehr so, wie früher.« Dann sah er mich an, als wäre ihm plötzlich etwas klar geworden. »Fühlst du dich so, Johnny? Bin ich jetzt wie du?«
     
    Am frühen Vormittag legte Stan das Kostüm schließlich ab, benahm sich aber immer noch, als hätte er einen schlimmen Schock erlitten. Rosie kam zu ihm auf die Veranda, wo sie beide lange Zeit saßen und mit leeren Blicken über die Wiese sahen.
    Um ihn von seinem Elend abzulenken, erinnerte ich ihn daran, dass wir unseren geheimen Fluss noch nicht erkundet hatten. Es sah aus, als hätte er jegliches Interesse daran verloren, aber als ich eine Weile von Gold gesprochen hatte, wie viel Geld wir damit verdienen könnten und dass es ein echtes Abenteuer wäre, da riss er sich zusammen und willigte ein, mich auf eine Exkursion zu begleiten, um herauszufinden, was das unterirdische Flussbett enthielt.
    »Und wenn wir viel Gold finden, Johnny, dann können wir Jeremy Tripp vielleicht den Schaden an seiner Lagerhalle bezahlen.«
    Im Lauf der Jahre hatte mein Vater so ziemlich alles angeschafft, was ein Amateurprospektor so brauchte: Schaufeln, Drahtgitter, um Steine zu sieben, sogar eine moderne Aluminiumrinne. Wir hatten die gesamte Ausrüstung aus dem alten Haus mitgebracht und bewahrten sie in dem Schuppen hinter der Blockhütte auf. Stan und ich schnappten uns Pfannen, eine Schaufel, eine Spitzhacke und einen Erdhobel und kamen gerade um das Haus herum, als mir klar wurde, dass aus unserer kleinen Exkursion wohl vorerst nichts werden würde.
    Marla und Rosie standen dicht nebeneinander auf der Veranda und blickten erschrocken den Hang der Wiese hinauf. Ich folgte ihren Blicken und sah am oberen Ende des Weges, der zu unserer Hütte führte, einen roten Jaguar E-Type vor dem Hintergrund der Bäume stehen.
    Stan gab ein

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