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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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gehen.«
    Rosie hob ruckartig den Kopf. »Ich will nicht, dass sie es erfährt. Sie wäre am Boden zerstört.«
    »Kommst du damit klar?«
    »Ich fühle mich nicht viel anders als vorher.«
    Sie stand auf, ging zur vorderen Treppe der Blockhütte, wo wir sie durch das Fenster mehrere Minuten sahen, wie sie über die Wiese blickte, dann setzte sie sich auf die Bank an der Wand.
    Stan sah so verwirrt aus, als hätte er Angst. »Johnny, das ist schlimm.«
    »Ich weiß.«
    »Was soll ich nur tun?«
    »Du musst gar nichts tun.«
    »Doch, Johnny, aber ich muss sicher sein, dass ich mich richtig verhalte. Für Rosie. Ich will nicht, dass sie enttäuscht ist. Wenn ich nicht die richtigen Worte sage oder nicht tue, was ich tun sollte, könnte sie immer daran denken.«
    Marla meldete sich von der Couch zu Wort. »Rosie möchte jetzt nur, dass du bei ihr bist.«
    Stan sah sie unsicher an, als wäre er sicher, dass mehr erforderlich war, ging aber nach einem Moment hinaus und setzte sich neben Rosie. Wenig später, als sie aufstanden und zu Millicents Haus gingen, schüttelte Marla angewidert den Kopf.
    »So ein mieses Schwein. Was hat Rosie damit zu tun?«
    »Er hatte es nicht auf Rosie abgesehen.«
    »Aber sicher auch nicht auf Stan?«
    »Auf mich. Wenn er Rosie wehtut, tut er Stan weh, wenn er Stan wehtut, tut er mir weh. Es hat gar nichts genützt, dass wir ihm Gareths Namen geliefert haben.«
    Marla und ich gingen früh ins Bett. Gegen Mitternacht weckte mich Millicent, die an die Eingangstür klopfte. Sie trug eine Taschenlampe und hatte einen Schal um die Schultern. Sie sah gebrechlich und besorgt aus.
    »Stan und meine Rosie sind mit dem Auto weggefahren. Ich habe sie reden gehört. Er wollte, dass sie ihn irgendwo hinfährt.«
    »Wohin sind sie?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe ihn gefragt, aber er rückte nicht damit raus. So habe ich ihn noch nie gesehen. Er war wütend. Ich denke, Sie sollten ihnen nachfahren.«
    »Das mache ich.«
    »Er hat nämlich den Kanister Kerosin mitgenommen, mit dem wir den Heizofen betreiben, und ich habe keine Ahnung, wieso er das gemacht hat.«
    Marla und ich sahen Millicent nach, wie sie den Hang hinauf zu ihrem Haus zurückkehrte. Wir nahmen Marlas Auto. Ich fuhr. Ich wusste, wohin Stan gefahren war. Kerosin und Wut ließen nur einen logischen Schluss zu.
    Ich schaffte es in nicht einmal zwanzig Minuten zum Industriegebiet von Oakridge. Zu diesem Zeitpunkt war das Feuer bereits ausgebrochen.
    Rosies Datsun parkte vor der Lagerhalle von Plantagion. Die verglaste Eingangstür war aufgebrochen. Im Inneren sah ich, durch eine zweite Tür hinter Vivians Schreibtisch, den Widerschein der Flammen – wie ein Abendrot im Dunst der Lagerhalle.
    Marla und ich liefen hinein. Ich hoffte bis zuletzt, es würde sich um ein kleines Feuer handeln, das man löschen könnte, bevor es einen nennenswerten Schaden anrichtete. Aber als wir die Halle betraten, sah ich auf den ersten Blick, dass wir zu spät kamen. Die Lagerhalle war größer als unsere. Unsere war inzwischen so gut wie leer, aber die hier war vollgestopft mit allem, was man im Pflanzenverleih so brauchte. An einer Wand standen Töpfe und Kübel in Hochregalen, ordentlich aufgestapelte Säcke mit Blumenerde und Paletten mit kleineren Pflanzen, die als Dekoration um die größeren herumgruppiert waren. An der Wand gegenüber standen Birkenfeigen, Drachenbäume und Kentia-Palmen, zum Teil in Zwölferreihen.
    Rosie stand nicht weit von der Tür entfernt auf dem Mittelgang, der zwischen den Pflanzen und dem Regal verlief. Sie drehte sich um, als wir eintraten, und zeigte wortlos zum anderen Ende des Gebäudes. Dort stand Stan wie erstarrt vor einer Ansammlung größerer Pflanzen und beobachtete reglos vor Schrecken, wie das Feuer sie nach und nach erfasste.
    Ich rief, aber er rührte sich nicht, und so rannte ich bis ans andere Ende der Halle. Stan stand stocksteif da. Doch als ich ihn fortziehen wollte, drehte er sich nur zu mir um und wimmerte. Er hörte gar nicht mehr auf damit. Als wäre er kein körperliches Wesen mehr, nur noch dieses Wimmern – ein Klagelaut, der direkt aus seiner Seele zu kommen schien. Das Unkontrollierbare daran machte mir Angst, und ich schüttelte ihn, damit er endlich aufhörte. Am Eingang der Lagerhalle riefen Marla und Rosie uns zu, dass wir herauskommen sollten.
    Die Temperatur wurde langsam unerträglich; der Rauch, den die grünen Blätter der Pflanzen erzeugten, ließ mich würgen. Ich packte Stan am Hemd und

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