Empty Mile
weshalb unsere Firma den Bach runtergegangen war, und es stieß mir sauer auf, dass sie uns Verbindlichkeiten abnehmen mussten, denen wir nicht mehr nachkommen konnten. Aber auf diese Weise ließen wir wenigstens die Kunden nicht im Stich, die uns die Treue gehalten hatten.
Stan war still, während wir mit dem Anwalt zusammensaßen, den Vivian bestellt hatte, und verschiedene Dokumente unterschrieben. Auf dem Heimweg im Pick-up schwieg er ebenfalls. Mir fiel nichts anderes ein, um ihn aufzumuntern, als ihm zu versichern, dass das Gold, das wir in dem Flussbett finden würden, alles in den Schatten stellen würde, was er als Geschäftsmann je hätte verdienen können.
Das schien ihn nicht besonders zu beindrucken. Bevor wir in Empty Mile aus dem Pick-up ausstiegen, drehte er sich zu mir um. »Das weiß ich, Johnny, aber ich habe mir Plantasaurus
ausgedacht.
Es war meine Idee. Es kam aus meinem Kopf.«
Am späten Vormittag rief ich Bill an und sagte ihm, dass wir von dem Mietvertrag der Halle zurücktreten würden, wenn er das immer noch wollte. Ohne Jeremy Tripp hatte er keinen Käufer mehr für das Gartenzentrum, aber vermutlich dachte er sich, dass er es früher oder später doch verkaufen würde und dass das ohne Mieter einfacher wäre, denn er schickte uns die Vertragsauflösung noch am selben Nachmittag per Kurier. Ich unterschrieb und gab sie dem Fahrer wieder mit, und am nächsten Tag, einem Samstag, fuhren Stan und ich zu der Halle und räumten den kümmerlichen Rest aus, der sich noch dort befand. Wir ließen die Schlüssel in dem Gebäude und kehrten nie wieder dorthin zurück.
Jetzt, da Plantasaurus Geschichte war, hatten Stan und ich alle Zeit der Welt, uns ganz dem unterirdischen Fluss zu widmen. Am Sonntag nahmen wir unsere Pfannen und Schaufeln und gingen hinunter zu den Bäumen am unteren Ende der Wiese, um herauszufinden, ob wir tatsächlich reich werden würden.
Die ersten zwei Stunden schaufelten wir Erde aus dem Loch, das Stan schon erweitert hatte, und trugen sie mit Eimern zum Flussufer. Obwohl es kühl war, schwitzten wir, als wir einen Berg aufgeschüttet hatten, der groß genug war, dass er für einen Tag reichte. Danach saßen wir mit unseren Pfannen am fließenden Wasser, bis uns Schultern und Rücken schmerzten.
Ein erfahrener Goldwäscher wäscht bis zu einem Kubikmeter Erde am Tag. Um die Mittagszeit hatten Stan und ich zusammen nicht annähernd so viel geschafft, hatten aber dennoch ein halbes Erdnussbutterglas voll Konzentrat zusammen. Anscheinend befanden wir uns tatsächlich auf unberührtem Land, das womöglich unser Leben märchenhaft verändern würde. Wir hatten eine dieser verrückten, unverdienten Chancen auf Reichtum, wie Leute, die in der Lotterie gewannen oder an einem afrikanischen Strand einen Riesendiamanten fanden. Wir mussten nur Sand in eine Pfanne schaufeln und im Fluss waschen.
Mit ansehen zu können, wie sich unser Glas stetig mit schwarzem Sand und Goldstaub füllte, weckte Stans Lebensgeister, die in den vergangenen Wochen so sehr gelitten hatten. Die Arbeit am Fluss würde ihn vielleicht nie mit dem Stolz erfüllen, den er während der Arbeit für Plantasaurus empfunden hatte. Doch jetzt schien ihm allmählich zu dämmern, welche Möglichkeiten das Gold bot, um sich einen angesehenen Platz in der Gesellschaft zu erobern, denn immer wieder wog er das Glas in Händen und betrachtete die Schlieren gelben Staubes darin.
Wir machten eine Mittagspause mit Sandwiches und Cola auf den Felsen am Flussufer, wo die Sonne kühle, helle Flecken warf. Ich aß und betrachtete den dahinströmenden Fluss. Es war ein wunderschönes Fleckchen Erde an einem wunderschönen Tag, und es sah aus, als wäre der Geldsegen zum Greifen nah. Ich hätte mich über unser neues Glück freuen sollen, doch es wollte mir nicht so recht gelingen.
Drei Tage nach Tripps Unfall suchte ich einen Makler in der Stadt auf und unterschrieb die Dokumente, mit denen ich Gareth ein Drittel von Empty Mile überschrieb. Die Tatsache, dass unsere zweiwöchige Kontaktsperre morgen zu Ende ging, sowie das Gefühl, dass er so viel über das Gold in Empty Mile wusste wie ich, machten es für mich zur Gewissheit, dass alles Gute, das uns der Fluss bringen mochte, bald durch Gareths Anwesenheit beschmutzt werden würde.
Stan wusste von Jeremy Tripps Tod, aber nicht, dass Gareth und ich etwas damit zu tun hatten. Für ihn war es ein Verkehrsunfall, nicht mehr und nicht weniger. Um ihn darauf vorzubereiten,
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