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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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doch als es lauter wurde, atmete ich aus und drehte den Kopf. Zwischen den Bäumen sah ich die Scheinwerfer eines Autos auf mich zukommen, das schon ein Viertel des Weges bergab zurückgelegt hatte.
    Wenn es die Kurve erreichte, musste der Fahrer nur einen Blick nach links werfen, und er würde die Schneise durch den Wald sehen, und an deren Ende das Auto selbst. Und wenn er das sah, würde er aussteigen, Jeremy Tripp lebend vorfinden, und irgendwann später würde Jeremy Tripp allen von mir erzählen.
    Ich drehte mich wieder zu dem Jaguar um und hielt das Rohr fester. Doch noch immer zögerte ich.
    Im nächsten Moment war Gareth da. Ich hatte ihn nicht kommen hören, sah ihn aber wenige Meter entfernt auf der anderen Seite des Autos, wo er Jeremy Tripp betrachtete, auf den ersten Blick sah, dass er nicht tot war, und wusste, was getan werden musste.
    Das Auto auf der Straße war nur noch Sekunden entfernt. Es blieb keine Zeit, dass Gareth auf diese Seite des Autos kam und mir die grässliche Arbeit abnahm.
    »Tu es, Johnny! Tu es!«
    Seine Worte machten den letzten Funken Anstand zunichte, der mich zurückgehalten hatte. Ich schwenkte das Rohr so fest ich konnte in einem sauberen, flachen Bogen. Es krachte perfekt in Jeremy Tripps Stirnverletzung. Sein Kopf prallte von der Kopfstütze ab, der Arm, der zur Tür hinaushing, zuckte in der Luft. Er gab ein lautes Niesen von sich; ein Schwall Blut schoss aus seinen Nasenlöchern. Dann sackte er in den Sicherheitsgurt und regte sich nicht mehr.
    »Beweg dich! Wir müssen weg!«
    Gareth winkte mir hektisch zu, dann lief er in die Richtung, aus der er gekommen war, in den Wald zurück. Ich schnappte mir den Rucksack, lief um das Auto herum und folgte ihm. Einen Augenblick später wäre ich beinahe über ihn gestürzt. Er kauerte hinter einem Gebüsch und sah gebannt zur Straße. Er zog mich nach unten, hielt einen Finger an die Lippen und beobachtete zusammen mit mir die Scheinwerfer. Das Auto kam die letzten Meter des Hügels herunter, bremste vor der Kurve und beschleunigte hinter der Stelle, wo Jeremy Tripps Jaguar zwischen den Bäumen stand. Das Auto hielt nicht an. Es fuhr weiter bergab, passierte die Stelle, wo wir warteten, und verschwand in der Nacht, bis die Scheinwerfer nicht mehr zu sehen waren. Wer immer der Fahrer sein mochte, er hatte nicht gesehen, was Jeremy Tripp zugestoßen war.
    Gareth grinste und hielt die Hand zum Abklatschen hoch. Als ich nicht reagierte, nahm er mir den Rucksack ab, holte einen Plastikmüllsack heraus und hielt ihn mir mit der Öffnung hin, damit ich das Rohr hineinwerfen konnte. Er rollte den Sack sorgfältig zusammen und verstaute das Rohr wieder im Rucksack. Wir warteten noch eine Minute, bis wir sicher waren, dass das Auto nicht zurückkommen würde, dann standen wir auf und gingen so schnell wir konnten am Waldrand entlang, weit genug von der Straße weg, damit man uns nicht sah, aber nahe genug, dass wir ihr bis zu dem Waldweg folgen konnten, wo Gareth parkte.
    Wir redeten erst, als wir im Jeep saßen und Richtung Back Town fuhren.
    »Wo warst du?«
    »Ich kann nichts dafür, Johnny. Ich habe ihn angerufen und ihm gesagt, dass er erst in einer Stunde kommen soll. Es ist nicht meine Schuld, dass er sofort in sein Scheißauto gesprungen ist. Egal, es hat ja alles geklappt.«
    »Nur musste ich erledigen, was du eigentlich tun wolltest.«
    »Und du hast es mit Bravour erledigt, Mann.«
    Er sah mich mit aufrichtiger Bewunderung an – und vielleicht sogar mit einer Spur Sympathie –, aber ich fragte mich unwillkürlich, wie lange er schon auf der anderen Seite von Jeremy Tripps Auto gestanden hatte, bis ich ihn bemerkt hatte. Oder welchen Zeitpunkt genau er Jeremy Tripp für das vorgebliche Treffen genannt hatte.
    In der Altstadt parkte Gareth hinter meinem Pick-up. Als ich aus dem Jeep aussteigen wollte, hielt er mich auf.
    »Johnny, das war saubere Arbeit. Der spuckt uns beiden nicht mehr in die Suppe, und jeder wird es für einen Unfall halten. Hast du die Vorderseite des Autos gesehen? Von den Bremsleitungen dürfte nicht mehr genug übrig sein für eine Untersuchung, selbst wenn jemand misstrauisch wird. Er hatte einen Autounfall, er hat sich den Kopf gestoßen und ist gestorben. Nicht einmal, wenn du allein bist, solltest du etwas anderes denken. In ein, zwei Monaten wird es uns vorkommen, als wäre es nie passiert. Wichtig ist jetzt, dass wir, nur um ganz sicher zu gehen, die nächsten zwei Wochen keinen Kontakt miteinander

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