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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Anteil an der Frau besitzen.«
    »Hast du den Verstand verloren?«
    »Herrje, ich hoffe, du hast dieses Rohr nicht vergessen.«
    »Gareth, wir teilen uns Marla nicht, du kommst nicht einmal in ihre Nähe.«
    »Schon gut, du bist wütend und kannst nicht klar denken. Aber hör gut zu, John-Boy, morgen werde ich unserer Schönen mal einen Besuch abstatten.« Gareth grinste mich an, hob eine Schaufel Erde und kippte sie in die Rinne.
    Auf dem Rückweg zur Blockhütte holte ich Stan und Rosie aus dem Wohnwagen. Wäre es um etwas anderes gegangen, hätte ich versucht, Stan da rauszuhalten, es schien mir nicht nötig, ihn mit Sorgen zu belasten, gegen die er doch nichts tun konnte. Aber ich wusste, wir durften Gareth nicht seinen Willen lassen, und offener Widerstand hätte ernste Folgen für uns alle. Es schien mir nur recht und billig, dass ich Stan ins Vertrauen zog, zumal auch seine Zukunft auf dem Spiel stand.
    Marla, Stan und Rosie saßen mir gegenüber im Wohnzimmer. Marla und Stan wirkten besorgt. Rosie hielt den Blick gesenkt.
    Ich erzählte ihnen, was Gareth wollte, und erklärte ihnen, warum er mich in der Hand hatte. Niemand sagte etwas. Stan sah aschfahl aus, drückte die Knie mit den Händen und gab sich große Mühe, nicht zu weinen. Zu spät fiel mir ein, dass er sich jetzt nicht nur dafür verantwortlich fühlen musste, dass ich Jeremy Tripp ermordet hatte, sondern auch dafür, dass Gareth mich deswegen ins Gefängnis bringen konnte.
    »Keine Angst, Stan, diesmal geben wir nicht nach. Wir müssen uns ihm widersetzen, sonst geht das ewig so weiter.«
    »Aber, Johnny, ich will nicht, dass du ins Gefängnis kommst«, sagte Stan heiser krächzend.
    »Ich komme nicht ins Gefängnis. Ich glaube nicht, dass Gareth wirklich zur Polizei geht.«
    Marla schnaubte verächtlich. »Wie kommst du darauf?«
    »Er müsste erklären, wie er zu dem Rohr kommt, und damit wäre er ebenso schuldig wie ich.«
    »Er schickt es anonym, du Idiot.«
    »Dann erzähle ich der Polizei alles über ihn. Außerdem glaube ich, dass mehr an der Sache ist. Auf eine abartige Weise will er nicht ohne mich und ohne dich sein. Er braucht seine Spielsachen.«
    »Und wenn du dich irrst?«
    »Ich weiß nicht, aber wir müssen wenigstens versuchen, uns von ihm zu befreien. Wenn nicht, nimmt diese ganze Scheiße niemals ein Ende.«
    Marla machte mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole und drückte sie an ihrem Kopf ab. »Meine Methode wäre besser, Johnny.«
     
    Sollte ich mit meinem Widerstand gegen Gareth scheitern und würden wir gezwungen sein zu kapitulieren, wäre Marla diejenige, die am meisten unter ihm zu leiden haben würde. Dennoch machte ich mir im Augenblick mehr Sorgen um Stan. Ich fühlte mich ohnmächtig, da ich nichts gegen sein Unglück tun und ihm in keiner Weise helfen konnte. Aus Verzweiflung fragte ich ihn in dieser Nacht, ob wir mal wieder zelten gehen wollten. Als Kinder waren wir oft zelten gewesen, und ich hoffte, die Erinnerungen daran und unsere Nähe würden ihm helfen, seine Schuldgefühle wenigstens teilweise abzuschütteln.
    Es sollte keine große Expedition werden, nur ein Zelt, ein wenig zu essen und ein Ausflug am Nachmittag, hinauf auf das Felsplateau, das an die Wiese angrenzte – dieselbe Route wie damals, als wir die Luftaufnahme meines Vaters mit der Landschaft verglichen hatten.
    Wir bauten das Zelt zwanzig Meter vom Rand des Plateaus auf. Als wir fertig waren, hatten wir noch eine Stunde Tageslicht vor uns. Wir bewunderten in Pullover und Mäntel gehüllt die Aussicht. Die Berge erstreckten sich in versetzten Reihen bis in die Ferne; im Licht der untergehenden Sonne sahen die Kämme kupferfarben aus, während die Täler dazwischen längst im Schatten lagen und sich mit Nebel füllten.
    Es wurde bald so kalt, dass wir rasch unser Lagerfeuer entfachten, und solange wir noch einen kleinen Rest Helligkeit hatten, bereiteten wir uns ein Abendessen aus Würstchen, Bohnen und Brötchen zu. Stan wurde still, als die Nacht kam. Als wir gegessen hatten, rückten wir dichter an das Feuer. Ich hoffte, er würde ein wenig aus sich herausgehen und der Panzer seiner Depression endlich Risse bekommen. Doch zwischen unseren kurzen Unterhaltungen blickte er nur in die Flammen und schwieg.
    Einige Meter vom Feuer entfernt hatten wir eine Gaslaterne aufgestellt, gegen deren hell erleuchtetes Glas ständig Falter prallten. Ich ging hin, fing ein paar und gab sie ihm in der Plastiktüte, in der die Brötchen gewesen

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