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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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sie bezahlen. Und daher machte er in den Wochen nach seiner Hochzeit einen glücklicheren Eindruck als in den Anfangstagen von Plantasaurus. Er und Rosie tanzten jeden Tag vor ihrem Wohnwagen, und am meisten ergriff mich, dass er den Beutel mit seinen Faltern nicht mehr um den Hals trug.
    Mich erfüllte es mit Freude, ihn so zu sehen. Doch die Schuldgefühle wegen seines Unfalls vergingen nicht. Es machte den Schaden an seinem Gehirn nicht ungeschehen, so wenig wie die emotionale Verletzung, die ihm mein Abschied von Oakridge zugefügt hatte, aber besser würde ich diesen Teil meiner Vergangenheit nicht wiedergutmachen können. Er war glücklich. Er hatte eine Frau und ein eigenes Heim, es fehlte ihm an nichts. Das alles hätte ich nie für möglich gehalten, als ich vor sechs Monaten nach Oakridge zurückgekehrt war.
    Weniger erfreulich war, dass Marlas Verzweiflung wenige Tage nach Stans Hochzeit ein Ausmaß annahm, das es ihr unmöglich machte, weiter ihrer Arbeit nachzugehen. Deswegen kündigte sie ihren Job bei der Stadtverwaltung. Dieser Job war ihr immer so wichtig gewesen, und die Entscheidung traf mich völlig überraschend. Doch es zeigte aufs Deutlichste, wie unglücklich sie war, dass sie auf etwas verzichtete, für das sie sich früher prostituiert hatte, um es zu behalten.
    Derweil bauten wir die ganze Zeit weiter Gold ab, und jede Minute, die Gareth in Empty Mile verbrachte, war ich mir bewusst, dass ich mich in der Gegenwart des Mörders meines Vaters aufhielt. Wir redeten nur miteinander, wenn die Arbeit es erforderte, und am Ende eines jeden Arbeitstages verließ ich mit Stan den Fluss, bevor Gareth so weit war, damit wir nicht gemeinsam über die Wiese gehen mussten.
    Seine Nähe war schlimm genug, aber noch bitterer stieß mir die Tatsache auf, dass ich zu schwach und ängstlich war, etwas dagegen zu unternehmen. Obwohl Marla mich stets drängte und ich wusste, dass hier »Auge um Auge, Zahn um Zahn« galt, brachte ich es nicht fertig, zu der Waffe zu greifen und ihn zu töten. Mehr als beißende Bemerkungen über den Tod meines Vaters und Mutmaßungen, wie er gestorben sein könnte, brachte ich während der Arbeit nicht zustande. Gareth beachtete mich anfangs gar nicht. Aber irgendwann ritt ich offenbar einmal zu oft darauf herum.
    Gareth schaufelte gerade Schlamm in die Rinne. Mitten in meinen Worten hörte er auf, sah mich böse an und ballte die Fäuste so fest, dass seine Arme bebten. Stan saß nicht weit von uns am Flussufer und ruhte sich aus, stand jedoch auf, als er sah, was vor sich ging.
    Ich freute mich über Gareths heillose Wut, doch die Freude währte nicht lang. Denn Gareth nahm mir diese, indem er die Ereignisse einleitete, die meinen Bruder am Ende vernichten sollte.
    »Du bist ein undankbares Arschloch, Johnny. Ich wollte dein Freund sein. Ich habe dir das Leben gerettet, als diese Arschlöcher dich aufschlitzen wollten, ich habe deine ganze verdammte Welt gerettet, als Jeremy Tripp sie vernichten wollte. Ich hätte Nein sagen können, als du zu mir gekommen bist und um Hilfe gebettelt hast. Ich hätte dich zwingen können, mir dieses Land
ganz
zu überlassen. Aber was habe ich verlangt? Ein Drittel. Und jetzt muss ich mir das bieten lassen? Obwohl ich dir versichert habe, dass ich Ray nichts getan habe, musste ich dieses ›Oh, ich frage mich, wie er gestorben ist‹ und das ›Herrje, wenn ich doch nur wüsste, wo seine Leiche ist‹ über mich ergehen lassen. Kapier endlich, dass ich nichts damit zu tun habe, was immer Ray auch zugestoßen sein mag.«
    Das schien mir eine so dreiste Lüge zu sein, dass ich ohne nachzudenken darauf antwortete. »Du wolltest verhindern, dass er dieses Land bekommt. Willst du mir erzählen, dass du einfach aufgegeben hast, nachdem das mit dem Video nicht klappte? Blödsinn. Du hast ihn umgebracht.«
    Stan schrie, und mir wurde eiskalt, als ich begriff, was ich getan hatte.
    »Was? Johnny! Was?« Er hielt sich den Kopf mit beiden Händen und drehte ihn hektisch von einer Seite zur anderen. »Mein Hirn platzt gleich!«
    Ich versuchte, ihn zu beruhigen, aber er reagierte nicht mehr. Er hielt den Kopf still, doch dafür scharrte er mit einem Fuß wie ein Stier vor dem Angriff. Er hatte die Fäuste geballt, Speichel flog ihm von den Lippen.
    »Du bist ein böser Mensch, Gareth. Du elender, beschissener Dreckskerl!« Stan hob die Fäuste über den Kopf.
    Gareth hob die Schaufel und hielt sie vor sich. »Pass bloß auf, Einstein …«
    »Nenn mich

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