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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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nicht Einstein!«, kreischte Stan. »Ich schlag dir den Schädel ein!«
    »Das lässt du schön bleiben,
Einstein,
du bleibst da stehen und beruhigst dich. Ich habe es deinem Bruder gesagt und sage es dir: Ich habe euren Vater nicht getötet. Aber wir haben anscheinend einen Killer unter uns.«
    Gareth sah mich mit blitzenden Augen an, und ich spürte, wie die Welt unter mir wegkippte. Ich wusste, was jetzt kam. Ich machte einen Schritt vorwärts, doch Gareth streckte mir die Schaufel entgegen und schüttelte den Kopf.
    »Du kannst nicht gewinnen, John-Boy.«
    »Ich hasse dich!«, brüllte Stan ihn an.
    »Stanley, erinnerst du dich an Jeremy Tripp? Weißt du noch, wie du seine Lagerhalle angezündet hast?«
    Dieser plötzliche Themenwechsel brachte Stan aus dem Konzept. Scham und Verwirrung verdrängten seinen Zorn. »Ja …?«
    Ich wollte Gareth aufhalten, ihn brüllend übertönen, ihn anflehen, das nicht zu tun. Aber er wartete einfach, bis mir die Puste ausging, und fuhr dann fort.
    »Was meinst du, warum du deswegen nie Ärger bekommen hast?«
    Stan sah mich unsicher an. Es brach mir das Herz. Ich wusste, danach würde nichts mehr zu retten sein.
    »Weil ich es gar nicht wollte. Und dann hatte er einen Autounfall und starb.«
    Gareth nickte. »Ja, er hatte einen Autounfall, nicht? Aber weißt du was? Der hat ihn nicht umgebracht. Gestorben ist er trotzdem, weil Johnny an der Stelle gewartet hat, wo er den Unfall hatte, und als er sah, dass er noch lebte, nahm Johnny ein großes Metallrohr und schlug ihm damit den Schädel ein.«
    »Nein!«
    »Doch. Vielleicht zeige ich dir das Rohr eines Tages. Es ist überall voller Blut.«
    Stan stöhnte und fing an zu weinen. »Johnny …«
    Er streckte die Arme nach mir aus wie ein kleines Kind, und ich drückte ihn an mich, während er schluchzte. Obwohl nichts mehr zu sagen blieb, sagte Gareth es trotzdem.
    »Und weißt du, warum er das getan hat? Er hat es getan, um zu verhindern, dass Jeremy Tripp der Polizei erzählt, wie du seine Lagerhalle angezündet hast.«
    Stan hob den Kopf und blinzelte durch die Tränen wie ein Mann, der versucht, durch Rauch zu sehen. Das Grauen, das sich in diesem Moment in seiner Seele eingenistet hatte, stand ihm deutlich ins verzerrte Gesicht geschrieben.
    »Was? Was, Johnny? Meinetwegen? Du musstest es meinetwegen tun?«
    Sein massiger Körper sackte gegen mich. Ich stolperte, packte ihn unter den Armen und ließ ihn behutsam zu Boden gleiten.
    Gareth warf die Schaufel hin und stapfte davon. Als er an mir vorbeikam, sagte er leise: »Warum zum Teufel konntest du nicht einfach Ruhe geben?«
    Als er fort war, bildete Stans Schluchzen das einzige Geräusch auf der Welt. Er lag schlotternd am Boden und krümmte sich, als würde er unter grässlichen Bauchschmerzen leiden. Ich legte mich neben ihn und versuchte, ihn festzuhalten, mit Worten zu beruhigen, die sich selbst in meinen Ohren sinnlos anhörten. Aber es half nichts. Stan weinte immer weiter, bis ihn schließlich die schiere Erschöpfung übermannte und ich spürte, wie sein Körper kühl und starr an meinem ruhte.
    Lange Zeit später setzten Stan und ich uns von einer großen inneren Leere erfüllt am Flussufer nieder, sahen blicklos dem fließenden Wasser nach, und ich gab mir größte Mühe, den schrecklichen Riss zu kitten, der meinen Bruder zu zerstören drohte.
    »Hör zu, Stan. Hör mir zu. Was ich mit Jeremy Tripp gemacht habe, musste getan werden. Er war ein böser Mann. Das macht es nicht richtig, aber es bedeutet, dass es auch nicht ganz so schlimm ist. Und es hatte nichts mit dir zu tun.«
    »Aber wenn ich das Feuer nicht gelegt hätte, wäre immer noch alles in Ordnung.«
    »Nein, das stimmt nicht. Er hätte nie damit aufgehört, uns zu schaden. Früher oder später hätte ich es tun müssen. Dein Feuer spielt dabei nicht die geringste Rolle.«
    »Aber du fühlst dich wegen allem schlecht, Johnny. Selbst wegen Kleinigkeiten. Und ich bin schuld, dass du jemanden getötet hast. Das ist das Schlimmste, das überhaupt irgendwem passieren kann.«
    »Stan, ehrlich, ich denke nicht einmal mehr daran.«
    Natürlich glaubte er mir nicht. Er saß mit hängenden Schultern da, sodass sein Bauch sich wie ein Ballon unter den Rippen wölbte, und sein Elend schien so groß zu sein, dass es den Anschein hatte, als würde er unter der Last im Flussufer einsinken. Er schwieg eine Weile, dann fragte er mich, ohne den Kopf dabei zu drehen, was ich damit meinte, dass Gareth unseren Vater

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