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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Männern in Overalls wimmelte, die alles, was nicht niet- und nagelfest war, auf Lastwagen verluden. Rachel zeigte uns die Pflanzen, die Bill Stan zugesagt hatte. Es waren vierzig verschiedene Grüngewächse, alle um die anderthalb Meter hoch – Drachenbäume, Birkenfeigen, Kentia-Palmen und so weiter –, zehn große Kästen mit kleineren subtropischen Pflanzen und eine Palette Blumenerde.
    Wir brauchten zwei Stunden, bis wir Pflanzen und Erde in unsere Lagerhalle geschafft hatten. Als wir fertig waren, fuhren wir zu einem Copyshop in Oakridge. Am Vormittag hatten wir einen Entwurf für die Handzettel gemacht, mit denen wir werben wollten – ich hatte eine detaillierte Beschreibung der Dienste verfasst, die wir anbieten wollten, und darüber hatte Stan einen grinsenden Comic-Brontosaurus mit einer großen Blume im Maul gemalt. Wir besprachen den Entwurf mit dem Mann am Kopierer und bestellten fünftausend Stück.
    Danach fuhren wir nach Burton. Dort befand sich eine Firma für Plastikteile, die Behälter hatten, wie wir sie als Pflanzkübel für die Auslage brauchten, die Stan vorschwebte.
    Die einstündige Fahrt kam uns wie ein Abenteuer vor – es war ein wunderschöner Tag, und wir hatten eine Mission und zogen in die Welt hinaus, um unseren Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Stan zappelte vor Aufregung.
    »He, Johnny, findest du, wir sollten auch das Auto bemalen lassen?«
    »Mit einem Dinosaurier?«
    »Ja, und dem Namen, damit die Leute gleich wissen, wer wir sind, wenn sie uns sehen.«
    »Dieses Auto?«
    »Es würde cool aussehen.«
    »Brauchen wir dann auch die Blume dazu?«
    Stan lachte. »He, Johnny, weißt du was? Ich bin total aufgeregt.«
    Burton war doppelt so groß wie Oakridge, daher brauchten wir eine Weile, bis wir die Fabrik gefunden hatten, die die Blumenkübel herstellte. Dann kauften wir von den Modellen, die wir wollten, so viele, wie in den Wagen passten – zylinderförmige Trommeln und lange, rechteckige Tröge – und gaben eine Großhandelsbestellung für weitere auf, die am nächsten Tag geliefert werden sollten.
    Es war früher Nachmittag, als wir wieder zu unserer Lagerhalle kamen. Die Arbeiter im Gartenzentrum waren fort, der ganze Komplex abgeschlossen und bereits von einer Aura der Einsamkeit umgeben. Als wir unsere Blumenkübel in die Halle getragen hatten, zeigte mir Stan, wie ich ein Ausstellungsstück anlegen musste.
    Ich befolgte seine Anweisungen, wie hoch ich die Kübel mit Erde füllen, welche Pflanzen ich verwenden und wo ich sie platzieren sollte, damit sie gut aussahen und einen harmonischen Eindruck vermittelten. Bei den runden Töpfen war es leicht. Eine Schicht Bimsstein, mehrere Zentimeter Blumenerde, die Plastikverpackung der Wurzel einer Palme oder von einem Drachenbaum entfernen, mittig im Topf ausrichten und dann den Rest mit Blumenerde auffüllen.
    Als wir einige davon fertig hatten, wandten wir uns den Trögen zu. Stan bezeichnete sie als »Visitenkarten«, und sie erforderten mehr Zeit, da mehrere Pflanzen so angeordnet werden mussten, dass eine symmetrische Anordnung entstand, die langsam von den äußeren Seiten des Kastens bis zu einem höchsten Punkt in der Mitte anstieg.
    Es war eine angenehme Beschäftigung. Der Duft der dunklen, feuchten Erde und die grüne Feuchtigkeit der Pflanzen gaben einem das Gefühl, ehrliche, gute Arbeit zu verrichten. In den zwei Stunden, die wir damit beschäftigt waren, bestand kein Anlass, allzu gründlich über irgendetwas nachzudenken.
    Dennoch verspürte ich immer wieder Anflüge eines vagen Unbehagens. Ich musste Bill Prentice die ersten drei Monatsmieten im Voraus geben, und auch wenn er uns einen guten Preis gemacht hatte, waren zusammen mit unserer heutigen Bestellung bereits die Hälfte meiner Ersparnisse draufgegangen. Wir hatten immer noch Stans Geld, aber es galt, noch mehr Pflanzen und Erde zu kaufen, und irgendwann würden Rechnungen ins Haus flattern – Strom, Versicherung, die Kosten für den Pick-up …
    Am frühen Nachmittag, während wir noch am Arbeiten waren, hörte ich ein Auto vorfahren. Kurz darauf hatte ich den Eindruck, dass jemand jenseits der Wellblechwände unserer Lagerhalle auf dem Gelände des Gartenzentrums herumlief. Ich dachte mir, es wäre jemand, der Gartenartikel kaufen wollte und wieder gehen würde, wenn er feststellte, dass der Markt geschlossen hatte. Aber als wir die Geräusche fünf Minuten später immer noch hörten, gingen Stan und ich nach draußen,

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