Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
Vom Netzwerk:
nachsehen.
    In der Mitte zwischen dem Gartenzentrum und unserer Lagerhalle stand ein Mann und betrachtete das Gelände gründlich. Er musste uns zweifellos gesehen haben, reagierte aber zuerst nicht. Stattdessen ließ er den Blick weiter über die Gebäude schweifen, als würde er Inventur machen. Hinter ihm, auf dem Parkplatz, spiegelte sich die Sonne im roten Lack eines Cabrios – ein Jaguar E-Type.
    Als er mit seiner Inspektion fertig war, kam der Mann zu uns. Als er mich sah, huschte kurz ein Ausdruck des Hasses über sein Gesicht, dann lächelte er, der Ausdruck verschwand, und er streckte die Hand aus.
    »Jeremy Tripp. Sie sind Johnny Richardson. Und du bist Stan.«
    Stan gab einen Laut der Verwunderung von sich. »Woher wissen Sie das?«
    Jeremy Tripp machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wenn man in eine neue Stadt zieht, muss man seine Hausaufgaben machen.« Er sah zu den Bäumen am Straßenrand. »Das ist eine sehr schöne Ecke hier.«
    Vor der Lagerhalle standen zwei Holzbänke, die den Wellblechschuppen vermutlich durch ein wenig ländlichen Charme aufwerten sollten. Jeremy Tripp setzte sich auf eine, lehnte sich gemütlich zurück und sah uns an. Er war Ende vierzig und von mittlerer Statur. Strähnchen schmückten sein blondes Haar. Er war zwar nicht dick, dennoch schien es, als wäre er mehr durch Fett als durch Muskeln gepolstert. Er sah aus, als wäre er es gewohnt, Leute herumzukommandieren. Er zeigte zu der anderen Bank.
    »Setzt euch, es ist ein schöner Tag.«
    Ich fand sein anmaßendes Benehmen beleidigend, aber da wir gerade dabei waren, ein Geschäft zu eröffnen, schien es ratsam, nicht gleich beleidigt zu reagieren. Stan und ich setzten uns, und ich zwang mich, ein wenig zu plaudern.
    »Sie sind also neu in der Stadt?«
    »Hmm, gestern angekommen. Ich hab ein Haus in den Slopes.«
    »Was führt Sie nach Oakridge?«
    Er sah mich gelassen an und ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich überlege, ob ich hier ein kleines Hotel bauen soll.«
    »Oh? Wo denn?«
    »Ich bin noch nicht sicher, aber mir schwebt da schon etwas vor.«
    »Ist das Ihr Job, Hotels bauen?«
    »Ich leitete eine Telekommunikationsgesellschaft. Jetzt mache ich gerade frei. Ich habe mich gelangweilt. Die meisten Herausforderungen in dieser Welt sind wirklich nicht besonders aufregend. Aufsichtsratssitzungen sind öde. Ich will etwas Konkretes schaffen. Wir sind wie Kinder, John, unser Leben lang wie Kinder. Wir müssen nur ständig die Wände unserer Laufställe verschieben. Ohne das kommen wir nicht weiter.«
    »Kann gut sein.«
    »Sie hören sich nicht wie jemand an, der auf seine Vernunft vertraut. Das sollten Sie aber. Die Vernunft ist unsere mächtigste Waffe. Ein großer, starker Kerl kann jemanden zusammenschlagen. Aber ein kluger Mann kann ein ganzes Leben zerstören.«
    »Wenn er will.«
    »Wenn die Person es verdient hat, wäre es eine Befriedigung, glauben Sie nicht auch? Ereignisse manipulieren, um dieses Ergebnis zu erzielen.«
    Gegen allen guten Geschäftssinn überlegte ich, ob ich aufstehen und ihn mit seinen salbadernden Sprüchen einfach sitzen lassen sollte, aber er lachte und schüttelte den Kopf.
    »Beachten Sie mich gar nicht. Dauernd gehen mir die verrücktesten Gedanken durch den Kopf, und ich plaudere sie einfach aus. Sie dürfen mich nicht zu ernst nehmen. Was machen Sie hier, John?«
    Stan platzte dazwischen, bevor ich antworten konnte. »Wir gründen eine Firma.«
    »Wirklich, Stanley? Erzähl mir davon, ich bin ganz Ohr.«
    »Wir bringen Zimmerpflanzen in Geschäfte und Häuser von Leuten.«
    »So etwas kenne ich.«
    »He, Sie könnten unser erster Kunde sein. Ist Ihr Haus groß?«
    »Das ist es.«
    »Mit ein paar Pflanzen darin würde es besser aussehen.«
    »Gut möglich. Wie sehen eure Verträge aus? Eine Einmalzahlung und danach Monatsraten für die Pflege?«
    Stan warf mir einen nervösen Blick zu, und ich tat so, als hätte ich wenigstens ein bisschen Ahnung, was wir hier machten, und antwortete Jeremy Tripp mit einem nachdrücklichen: »Genau.«
    Stan führte ihn in die Halle und zeigte ihm die Ausstellungsstücke, die wir vorbereitet hatten. Als sie wieder herauskamen, sagte Tripp uns, wie viele Kübel er wollte, dann schüttelte er Stan die Hand und setzte sich wieder.
    »Abgemacht.«
    Ich dachte, Stan würde vor Glück platzen. »Mann, das ist unglaublich! He, Mr Tripp, kann ich mir Ihr Auto ansehen?«
    »Das ist kein Auto. Das ist ein Jaguar E-Type V 12 . Ja, du kannst ihn dir

Weitere Kostenlose Bücher