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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Wasser. Da ich im letzten Lager schon probeweise geschürft hatte, wusste ich um die reichen Vorkommen in diesem Teil des Flusses und war überzeugt, dass der Reichtum nur wenige Schritte von mir entfernt wartete. Aber ich wollte die beste Stelle des Flusses suchen und verweilte nicht. Am frühen Vormittag fand ich die Stelle, die ich gesucht hatte. Ich hätte keine Angst haben müssen, sie womöglich zu übersehen. Cooper’s Bend – eine Flussbiegung, die am rechten Ufer fast kreisrund eine Anhöhe umschließt. Ein hübsches Fleckchen Erde, doch ich gönnte mir kaum Zeit, es zu bewundern. Ganz gleich, ob der Trapper den Männern flussabwärts von dieser Stelle erzählt hat, dürfte ihr Weg sie so oder so bald hierherführen. Möglicherweise bleiben mir nur eine oder zwei Wochen. Vielleicht nur Tage. Diesen Vorteil muss ich nutzen.
    Ein Fluss mit einer derart ausgeprägten Biegung reichert das Gold für gewöhnlich am äußeren Ufer im Scheitelpunkt der Kurve an. Ich wollte unverzüglich zu der Stelle eilen und anfangen, doch ich habe gelernt, dass man keine treffsicheren Vorhersagen machen kann, wenn es um Gold geht, daher schien es mir ratsam, die gesamte Länge der Biegung zu prüfen, damit ich mir das reichhaltigste Vorkommen sichern konnte, bevor meine Konkurrenten eintreffen würden. Und so begann ich, wo ich mich befand, am flussabwärts gelegenen Anfang der Kurve auf der linken Uferseite. Heute freilich war mir das Glück nicht hold. Ich habe auf einer Strecke von einhundert Metern probehalber gewaschen, ebenso in der Flussmitte, da der Fluss so seicht ist, dass sich das mühelos bewerkstelligen lässt. Doch ich habe nichts gefunden. Nur sehr geringe Spuren, deutlich weniger als in anderen Abschnitten des Flusses, die ich schon abgesucht habe. Das ist mir Anlass für Enttäuschung und Sorge, denn auch wenn ich mich erst am Anfang der Biegung befinde, hatte ich größte Hoffnungen. Wie auch immer, es liegt noch ein großer Abschnitt des Flussbettes vor mir.
     
    19 . März 1849
    Zwei Tage habe ich mich zielstrebig flussaufwärts gearbeitet, von einem Ufer zum anderen, mit besonderem Augenmerk auf das Flussbett in der Mitte, damit ich ja nicht auch nur die geringste Ansammlung von Gold im Kies des Flusses übersehe, ganz gleich, wo es liegen mag. Aber liegt es überhaupt irgendwo? Ich habe nichts gefunden. Nichts! Ein klein wenig Goldstaub und ein kümmerliches Körnchen, als es bereits dunkelte. Noch nie habe ich eine so armselige Stelle an dem gesamten Fluss gesehen. Mir ist das unbegreiflich. An allen anderen Stellen des Swallow River, an denen ich bereits haltgemacht habe, habe ich wenigstens einen Tagesertrag eingefahren. Hier jedoch scheint mir, als müsse man verhungern, ehe man auch nur genügend zusammenbekommt, um Vorräte für eine Woche einzukaufen. Was für eine unglückliche Fügung, dass mein Weg und der dieses Trappers sich kreuzen mussten! Der Fluss ist breit, das Wasser fließt langsam, der Staub sollte hinabsinken und liegen bleiben, und es gibt reichlich Sand und Kies, die ihn festhalten können; dennoch scheint es, als hätte ein böser Berggeist bereits alles vor mir aufgelesen. Denn dass noch kein Mensch vor mir hier geschürft oder gewaschen hat, daran besteht für mich kein Zweifel. Demnach muss es die Natur allein sein, die mir diesen grausamen Streich spielt. Noch ein Tag liegt vor mir, bis ich den Scheitelpunkt der Biegung erreiche. Ich wage gar nicht, Spekulationen darüber anzustellen, was mich dort erwarten mag.
     
    21 . März 1849
    Verfluchter Fluss! Gestern erreichte ich die Stelle, an die sich meine größten Hoffnungen knüpften – den Scheitelpunkt der Kurve –, und ich habe den gestrigen und den heutigen Tag geschuftet, bis ich in der Dunkelheit nichts mehr zu sehen vermochte. Ich habe einen Sonnenbrand, an meinen Händen liegt nach dem unablässigen Gebrauch von Schaufel und Spitzhacke und wegen der ständigen Nässe das rohe Fleisch bloß, doch mein reiches Vorkommen habe ich nicht gefunden. Die Mitte der Biegung ist so bar jeglichen Goldes wie der gesamte Abschnitt, den ich bisher abgesucht habe. Es sind noch ein paar Hundert Meter, bis Cooper’s Bend wieder zum Swallow River wird, aber inzwischen glaube ich nicht mehr an einen Erfolg. Wieso sollte sich dieser Abschnitt von denjenigen unterscheiden, die ich bereits abgesucht habe? Aber die Möglichkeit besteht, gewiss, und an diese Hoffnung muss ich mich klammern, doch selbst wenn der Flusslauf sich noch ändern

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