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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Buchhandlung kam und eine Birkenfeige in einem runden Blumenkübel über den Bürgersteig schleppte. Stan entdeckte ihn zuerst und kreischte, dass ich mir das ansehen sollte.
    »He, Johnny, der stiehlt unsere Pflanze.«
    Im ersten Moment dachte ich dasselbe und fuhr sofort an den Bordstein. Dann sah ich, dass der Laden, aus dem der Mann gekommen war, nicht zu unseren Kunden gehörte.
    »Wie beliefern dieses Geschäft nicht.«
    »Was?«
    »Das ist nicht unsere Pflanze.«
    »Aber sie ist gemietet. Sieh dir den Kübel an.«
    Wir beobachteten den Mann, wie er die Pflanze auf dem Bürgersteig wenige Meter zu einem nagelneuen Lieferwagen schleppte, auf dem der Firmenname
Plantagion
und eine Telefonnummer unter einer orangeroten Sonne mit der Silhouette einer Palme prangten.
    Stan gab ein Winseln von sich und fuchtelte mit den Fäusten vor sich herum, als wollte er einen schrecklichen Angriff abwehren. »Das ist ungerecht! Das ist ungerecht! Es war meine Idee!«
    »Stan, beruhige dich. Das machen eine Menge Leute in einer Menge anderer Städte. Es ist nicht deine Idee.«
    »Aber mir ist es für Oakridge eingefallen. Damit ich Geschäftsmann sein kann.« Er kramte panisch in der Jeanstasche und holte die Streichholzschachtel heraus, in der er seine Falter aufbewahrte. Er schob sie auf, hielt sie an den Mund und atmete hechelnd ein und aus.
    »Was machst du da?«
    »Falteressenz. Ich muss mich aufladen.«
    »Lass das.«
    »Ich muss, Johnny. Die Verbindung wird schwächer. Die Kraft kommt nicht mehr durch. Darum passiert das alles.«
    »Herrgott, Stan!«
    Ich zog ihm die Hände vom Gesicht weg. Plötzlich blickte er furchtsam drein.
    »Johnny … verliere ich den Verstand?«
    Ich holte tief Luft und zwang mich selbst, ruhiger zu werden. »Du verlierst nicht den Verstand. Ich glaube nur nicht, dass irgendeine Kraft, die von irgendwo nicht durchkommt, etwas mit diesem Mann und seinem Lieferwagen zu tun hat.«
    »Warum ist er dann hier? Wir haben es überprüft. Niemand sonst in Oakridge vermietet Pflanzen.«
    Stan hatte recht. Bevor wir Plantasaurus gründeten, hatten wir im Branchenbuch nachgeschlagen, ob auch ganz sicher noch niemand in der Stadt Pflanzen verlieh. Wir hatten niemanden gefunden. Was bedeutete, Plantagion musste erst kürzlich angefangen haben.
    »Ich weiß nicht.«
    Aber eines wusste ich, wir hatten ein Problem – Konkurrenz würde unsere Firma schlicht und einfach nicht überleben. Und als ich Stan ansah, wurde mir klar, dass er das ebenso wusste wie ich.
    Während wir im Pick-up saßen und dem Mann von Plantagion zusahen, wie er auf seinem Lieferwagen Pflanzen und Säcke voll Blumenerde hin und her schob, überlegte ich, was es zu bedeuten hatte, dass diese neue Firma gerade jetzt auftauchte.
    Ich nahm das Handy und wählte die Nummer, die auf dem Lieferwagen stand. Eine Frau, deren Stimme mir irgendwie bekannt vorkam, meldete sich. Ich sagte der Frau, dass ich daran interessiert wäre, Pflanzen zu mieten, und fragte sie, wie ich zu ihnen kommen könnte. Sie nannte mir eine Adresse im Industriegebiet von Oakridge. Stan und ich verschoben das Essen.
    Das Industriegebiet von Oakridge war ein Viertel mit Lagerhallen und Werkstätten auf einem mehrere Hektar großen, asphaltierten Gelände fünf Autominuten vom östlichen Rand von Back Town entfernt. Umweltschützer hatten heftig dagegen protestiert, als es Mitte der achtziger Jahre erbaut wurde, doch es bot eine solide Basis für verschiedene kleine ortsansässige Herstellungs- und Dienstleistungsbetriebe.
    Plantagion war in einer Lagerhalle aus Wellblech am äußersten Rand eines Labyrinths ähnlicher Gebäude untergebracht. Eine verglaste Schiebetür in der Frontfassade führte direkt in einen Empfangsbereich. Kaum waren Stan und ich eingetreten, wurde mir klar, weshalb mir die Stimme am Telefon so bekannt vorgekommen war. Vivian, die Frau, die Gareth angeblich liebte, die Frau, der ich in Jeremy Tripps Schlafzimmer über den Weg gelaufen war, saß dort an einem Schreibtisch, vor sich die Gelben Seiten von Oakridge. Ich sah, dass einige Einträge durchgestrichen waren. Es schien, als würde sie sich auf der Seite von oben nach unten durcharbeiten. Sie wählte gerade eine Nummer, legte aber den Hörer weg, als sie uns sah, und zeigte auf zwei Stühle vor ihrem Schreibtisch.
    »Ihr wolltet bestimmt keine Pflanzen mieten.«
    »Wir wollten mal sehen, was die Konkurrenz so macht. Es ist doch klar, dass Sie Konkurrenz für uns sind?«
    »Natürlich, aber dieses

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