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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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Wettbewerbsdenken ist nicht mein Ding. Kennen Sie Schumacher?«
    »Diesen Rennfahrer?«
    »Ökonom. Buddhistische Ökonomie. Hat das Modell einer Ökonomie des begrenzten Wachstums entwickelt. Sehr populär bei uns Grünen.«
    »Äh, wie auch immer … Ist das Ihre Firma?«
    »Nein. Ich habe mich da oben auf dem Berg gelangweilt. Jeremy Tripp ist der Besitzer. Ich glaube, Sie haben ihn kennengelernt.« Sie sah mich an, als sie das sagte. »Er hat mich gebeten, dass ich als Geschäftsführerin fungiere. Ich bin sehr gut darin, etwas ins Rollen zu bringen.«
    »Wann haben Sie eröffnet?«
    »Vor einer Woche.«
    »Viele Kunden?«
    »Einige. Aber bei den Preisen, die Jeremy verlangt, ist das kein Wunder. Sie sind viel zu niedrig.«
    »Kann ich eine Preisliste sehen?«
    »Natürlich.«
    Sie reichte mir ein gedrucktes Blatt, auf dem die Preise für verschiedene Pflanzenarrangements und deren Pflege standen. Wir boten unseren Kunden weniger aufwändige Arrangements an, aber wo immer ich Vergleiche anstellen konnte, stellte ich fest, dass Plantagion mindestens fünfundzwanzig Prozent billiger war als wir.
    »Wir haben Ihren Lieferwagen gesehen.«
    »Wir haben zwei. Jeremy hat sie eigens umspritzen lassen. Er sagte, dass sie auffällig sein sollen. Gut sichtbar.«
    »Sie haben
zwei
Lieferwagen?«
    »Zwei Lieferwagen, zwei Fahrer, einen Lagerarbeiter und mich.«
    Ich sah Stan an. Sein Gesicht war blass und verkniffen. Er sah aus, als wäre er gerade überfallen und ausgeraubt worden.
    »Ich will Sie nicht einschüchtern, aber Jeremy sagte mir, dass Sie uns gewiss besuchen würden und dass ich Ihnen ganz offen erklären solle, wie gut unser Geschäft dasteht.«
    »Eine seltsame Branche für jemanden wie ihn. Ich meine, damit lässt sich nicht gerade viel Geld verdienen.«
    »Er hat vor zu expandieren. Jeremy war ein ziemlich großes Tier da draußen in der Welt, wissen Sie.«
    Danach herrschte ein peinliches Schweigen. Stan brach es, indem er sich räusperte und zu einem Drachenbaum in der Ecke hinter ihr nickte. »Ihre Pflanze ist zu nass. Die Spitzen der Blätter sind abgestorben.«
    Vivian warf einen Blick darauf, doch dann läutete ihr Telefon. Als sie abnahm, gab ich Stan einen Stoß, woraufhin wir aufstanden und das Büro verließen.
    Draußen kam mir der Tag zu heiß und zu grell vor. Das richtige Klima für Wälder und Flüsse und Berge, aber nicht für dieses Areal mit seinem Asphalt und dem zusammengeschraubten Metall. Die Hitze wurde von den Wellblechwänden reflektiert und traf uns, als wollte sie uns umstoßen.
    Als wir um die Ecke der angrenzenden Halle bogen, rief jemand nach mir. Ich drehte mich um und sah Gareth, der sich dicht an die Metallwand presste. Der Schatten des Gebäudes verbarg ihn teilweise. Er winkte uns hastig zu sich, dann zog er uns um die Ecke, damit man uns von Plantagion aus nicht sehen konnte.
    »Ist er da drin?«
    »Wer?«
    »Tripp.«
    »Ich glaube nicht. Was machst du hier?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass da was läuft. Sie bumst mit ihm.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich spüre es.«
    »Und was willst du hier? Beweise suchen?«
    »Würdest du das nicht?«
    »Und was dann?«
    »Also, da bin ich noch nicht hundertprozentig sicher, John-Boy. Vielleicht gehe ich einfach weg. Vielleicht schneide ich ihm die Eier ab. Das würde helfen, glaubst du nicht? Die Konkurrenz neutralisieren, sozusagen.«
    »Wir müssen gehen.«
    »Wir sollten mal wieder zusammen abhängen. Ist ’ne Weile her.«
    Stan und ich entfernten uns. Wir waren gerade ein paar Schritte weit gekommen, da spürte ich Gareths Hand auf dem Arm.
    »Hast du über das Grundstück in Empty Mile nachgedacht? Ich bin immer noch interessiert, weißt du.«
    »Ich verkaufe es nicht.«
    »Aber ihr zwei könntet das Geld brauchen.«
    »Kann sein, trotzdem verkaufe ich nicht.«
    Gareth sah mich einen Moment stirnrunzelnd an, dann wandte er sich ab und ging ohne ein weiteres Wort zur Ecke der Lagerhalle zurück.
     
    Stan wollte nicht mehr essen gehen und bat mich, ihn nach Hause zu fahren. Dort angekommen saß ich mit ihm im Garten und betrachtete im nachmittäglichen Hitzeflimmern die Bäume, während er in seinem Sessel hing wie eine leblose Marionette. Erst als ich Anstalten machte, ins kühlere Haus zu gehen, raffte er sich auf. »Jeremy Tripp hat es auf uns abgesehen«, sagte er.
    Das stimmte. Jeder Geschäftsmann musste wissen, dass Oakridge keine zwei Pflanzenverleihfirmen haben konnte. Selbst wenn sie gleiche Preise hätten,

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