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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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wollte. Und der Käufer wollte keine Mieter haben. Darum musste es Jeremy Tripp mit seinen verrotteten Pflanzen gegangen sein – ein erster Schritt, unserer Firma Schaden zuzufügen, damit wir die Lagerhalle am Ende nicht mehr brauchen würden. Bills Besuch und seine absurde Forderung, dass wir die Halle räumten, die sich unmöglich durchsetzen ließ, musste auf Tripps Mist gewachsen sein.
    Und das führte mich zwangsläufig zu einer weiteren Schlussfolgerung: der Möglichkeit, dass auch Jeremy Tripps Vorgehen gegen Marla – dass er sie aus dem Haus warf, sie als Prostituierte bestellt hatte – Bestandteil dieses Plans war. Stellte sie auch nur eine Möglichkeit dar, mich anzugreifen, war sie Teil eines Zermürbungskrieges, mit dem ich gezwungen werden sollte, Plantasaurus zu schließen?
    Plötzlich kam mir die Gefahr, dass Stan und ich unsere Firma verlieren könnten, höchst real vor. Unser Mietvertrag war hieb- und stichfest, solange wir die Miete pünktlich bezahlten, aber wenn zwei reiche Männer uns ins Abseits manövrieren wollten, würde es hart werden für unseren kleinen Betrieb. Und mir kam der schreckliche Gedanke, dass sie uns nicht einmal aus dem Geschäft drängen müssten, um uns leiden zu lassen. Die Vorstellung, dass Tripp das Gelände kaufte und wir einen Vermieter bekamen, der Marla auf seiner Veranda fickte und mit einem Langbogen Kaninchen abschoss, könnte unser Geschäft wahrlich in einen Albtraum verwandeln. Welche Hindernisse würde er uns in den Weg legen?
    Dass ich mit Bill redete, kam jetzt nicht mehr infrage. Aber da ich schon mal da war, wollte ich wenigstens versuchen,
irgendetwas
in Erfahrung zu bringen, das uns im Kampf gegen diese beiden Männer von Nutzen sein konnte.
    Die Blockhütte ließ nicht darauf schließen, dass ihr Besitzer besonders wohlhabend war. Sie sah aus wie die meisten Hütten hier in den Bergen – aus Rundstämmen gefertigt, mit einem gemauerten Kamin an einem Ende, zwei Schlafzimmern und einem Wohnbereich und einem Regenwassertank. Der Strom kam von einem zwanzig Meter entfernt aufgestellten Generator. Die Vorhänge der vorderen Fenster waren zugezogen, aber auf der Seite, wo Bills SUV parkte, befand sich ein weiteres Fenster. Es war klein, ohne Vorhänge und lag ungefähr in Schulterhöhe. Ich zwängte mich in den engen Zwischenraum zwischen Hütte und Auto und tastete mich vorsichtig an der Wand entlang, bis ich zur Fensterkante kam. Dort duckte ich mich, dann kam ich langsam wieder hoch, bis ich über den unteren Rand des Fensters sehen konnte.
    Ich blickte in das Wohnzimmer der Hütte. Der Raum war spartanisch eingerichtet, die Wände schmucklos, der Boden kahl und ohne Teppiche. Ich sah einen Küchentisch aus Holz mit Stühlen, davor ein Sofa mit Beistelltisch. Bill Prentice und Jeremy Tripp saßen an entgegengesetzten Enden des Sofas, und man sah deutlich, dass sie keine Zeit mit müßigem Geplauder verschwendeten.
    Ein großes Blatt Papier lag ausgebreitet auf dem Beistelltisch. Es war weiß gefleckt, dünne Linien und Rechtecke waren darauf zu sehen. Genau erkennen konnte ich es nicht, aber es sah mir ganz nach Bauplänen aus. Tripp hatte ganz offensichtlich gerade etwas gesagt und wartete mit vor Zorn steinerner Miene auf eine Antwort. Bill blickte reglos zu Boden. Einen Augenblick später sagte Tripp wieder etwas, und als Bill erneut nicht reagierte, machte er eine ruckartige, wütende Bewegung und riss eine Fernbedienung von dem Beistelltisch. Er zeigte in eine Ecke des Zimmers, die ich nicht sehen konnte, wo bläulich flackerndes Licht auf die schmucklosen Holzdielen fiel. Tripp verfolgte mit verkniffener Miene, was sich da auf dem Bildschirm abspielte. Bill beugte sich vorwärts und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Ich wartete noch ein paar Sekunden, doch die Szene blieb unverändert. Aus Angst, ich könnte entdeckt werden, kehrte ich dem Fenster den Rücken und ging die Zufahrt entlang zu meinem Auto.

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    Kapitel Neunzehn
    Eine Woche später, als Stan und ich gerade gefrühstückt hatten, läutete ein Mann mit Bart und Sonnenbrille an unserer Tür. Er hielt mir einen Umschlag und eine Liste auf einem Klemmbrett hin, wo ich unterschreiben musste. Die Bündchen der Ärmel seiner Windjacke waren ausgefranst; bei dem Auto, das hinter ihm am Straßenrand stand, handelte es sich um einen Mittelklassewagen mit abblätternder Lackierung. Ich dachte mir, dass er ein hiesiger Kurier sein müsste, der als Subunternehmer für UPS

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