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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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des Goldrausches anhand dieser Theorie erklären.
    Ich hatte noch nie etwas von tertiären Flüssen gehört, und die Idee kam mir interessant vor, aber Randolph gab einen derartigen Wortschwall von sich und wiederholte sich so oft, dass ich nach wenigen Minuten schon wieder darüber nachdachte, was ich im Supermarkt einkaufen musste.
    Am Ende döste ich ein. Als Marla mich anstieß, verließen Randolph und die anderen Mitglieder der Elephant Society bereits den Saal, während Chris Reynolds die weiße Tafel in eine Ecke schob. Die Frau an der Tür war fort. Marla und ich gingen zu Chris und verabschiedeten uns. Er lächelte etwas gezwungen und schüttelte mir die Hand.
    »Sie dürfen gern mal wieder zu einem der Treffen kommen.«
    Marla und ich hatten den Saal halb durchquert, als er sich noch einmal an uns wandte.
    »Ach, Johnny, ich habe keine Ahnung, ob Sie es wissen, aber es macht ein zweiter Pflanzenverleih die Runde und geht auf Kundenfang.«
    »Ja, Plantagion. Ich habe davon gehört.«
    »Der Inhaber kam vor ein paar Tagen in den Nugget Shooter und wollte mich anwerben. Ich sagte ihm, dass ich mit Plantasaurus sehr zufrieden wäre.«
    »Danke. Es wäre wirklich schlecht, wenn wir Kunden verlieren würden.«
    »Dachte ich mir. Komische Sache, das mit dem Typen. Wir haben uns eine Weile unterhalten, und weil ich ihn noch nie gesehen hatte, habe ich ihn gefragt, wie lange er schon in Oakridge ist. Wie sich herausstellte, ist er kurz nach dem Tod seiner Schwester hergezogen.« Chris machte eine kurze Pause. »Raten Sie mal, wer seine Schwester war.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Patricia Prentice. Bill Prentice’ Frau. Komisch, was?« Er winkte uns noch kurz zu und verschwand dann in seinem Büro im hinteren Teil des Saals.
     
    Ich bat Marla, nach Hause zu fahren. Ich saß auf dem Beifahrersitz des Pick-ups und hörte ein Rauschen in den Ohren, als würde ein heftiger Herbststurm nur um mich allein herum tosen. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Die Szene mit Jeremy Tripp vor unseren Kunden, der Einbruch in der Lagerhalle und die Zerstörung unseres Bestands, sogar Marlas erzwungene Prostitution und die Räumung aus ihrem Haus.
    Das alles war nicht zufällig geschehen. Es war auch nicht ungeplant geschehen. Es ging auch nicht darum, dass Jeremy Tripp ein Hotel auf dem Gelände der Lagerhalle errichten wollte, oder jedenfalls nicht in erster Linie. Der Grund für sein Handeln war denkbar altmodisch, man kannte ihn aus Filmen und Büchern, aber man kam gar nicht darauf, dass so etwas auch im wirklichen Leben passieren konnte. Jeremy Tripp wollte Rache nehmen.
    Jeremy Tripps Schwester war tot, durch ein Video in den Selbstmord getrieben. Und weil Marla und ich die Hauptdarsteller waren, gab er uns die Schuld an ihrem Tod. Ich war mir ganz sicher. Das bedeutete natürlich, er musste von dem Video wissen. Aber als Pats Bruder war er Bills Schwager, was für Bill vermutlich ausreichte, seine Schuldgefühle zu vergessen und den Amateurporno jemandem zu zeigen, der die Persönlichkeit besaß, Vergeltung für die Folgen zu suchen, die er angerichtet hatte. Ich erinnerte mich an die Nacht, als ich am Fenster von Bills Blockhaus mitbekam, wie sie sich etwas im Fernsehen ansahen. Ich erinnerte mich, wie niedergeschlagen Bill war, und an den verkniffenen Gesichtsausdruck von Jeremy Tripp.
    Jeremy Tripp glaubte, dass wir seine Schwester auf dem Gewissen hatten, und ließ es uns büßen. Er war kein Auftragskiller. Er war kein Gorilla mit einem Baseballschläger. Er war ein Firmenchef mit einer Menge Geld. Als ich ihm das erste Mal begegnet war, hatte er davon gesprochen, jemanden zu vernichten, ihm keinen körperlichen Schaden zuzufügen, sondern sein ganzes Leben zu zerstören. Und damit hatte er bei uns schon angefangen. Marla zahlte er es heim, indem er sie aus ihrem Haus hinauswarf. Uns beiden zahlte er es heim, indem er sie als Prostituierte bestellte und mich zusehen ließ. Und mir wiederum, indem er Plantasaurus zusetzte, aber nicht, weil er mich finanziell bluten lassen wollte, sondern weil er wusste, es würde Stan vernichten und mir damit weit schlimmere Qualen zufügen.
    Plantasaurus war noch nicht untergegangen. Wir hatten gerade noch genügend Geld, die vergifteten Pflanzen zu ersetzen, aber ich wusste, noch so einen Schlag würden wir nicht überstehen.
    Aber es
würde
ein weiterer Schlag kommen. Und dann noch einer, und noch einer, bis Plantasaurus nicht mehr existierte. Ich hatte gesehen, wie Jeremy Tripp Marla

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