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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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trotzdem nicht immun gegen Lichtverschmutzung. In ganz Spanien gibt es nur drei Regionen, in denen absolute Dunkelheit herrscht, das habe ich neulich im Radio gehört. Die eine liegt bei Soria, die andere bei Burgos, glaube ich, und die dritte in der nördlichen Extremadura.»
    «Was war denn das für eine Sendung?», fragt Hugo. «Dieses Quatschprogramm Gomaespuma?»
    «Was Ibáñez sagt, ist kein Quatsch», schaltet sich Ginés ein, «aber es wäre nicht das erste Mal, dass in einer ganzen Provinz der Strom ausfällt. Irgendeine Panne …»
    «Und was ist mit den Wolken?», bohrt Ibáñez nach. «Warum haben die sich so plötzlich verzogen? Und dann die Sache mit den Handys.»
    «Macht mir keine Angst», beschwert sich Amparo. «Meine Nerven liegen sowieso schon blank! Allein der Gedanke, dass wir hier in der Wildnis übernachten müssen, mitten in den Bergen. Und jetzt kommt ihr noch mit eurem Gelaber von wegen Strahlungen!»
    «Ist ja gut», sagt Hugo bestimmt. «Spürst du etwa eine Strahlung? Irgendwas? Geht’s dir nicht gut?»
    «Mir ging’s noch nie so gut wie jetzt.»
    «Na also!»
    «Ich hab nicht gesagt, dass Menschen davon betroffen sind», stellt Ibáñez klar. «Ich hab nicht mal gesagt, dass …»
    «Ich weiß nicht, ob ich mich da einmischen darf», sagt María, «aber meint ihr nicht, ihr macht euch das Leben unnötig schwer? Ihr stellt die wildesten Theorien auf, dabei kann der Strom jeden Moment wieder zurückkehren. Und wenn nicht, auch gut, entspannt euch. Schließlich ist Wochenende. Manche Leute würden Geld dafür bezahlen, dass sie mal ein Wochenende nicht erreichbar sind.»
    «Ginés», sagt Hugo, «diese Frau ist ihr Gewicht in Gold wert. Wir ernennen sie …»
    «Diese Frau hat keine Kinder, die hundertfünfzig Kilometer entfernt sind.»
    Maribels Bemerkung war nicht so scharf gemeint, wie sie geklungen hat, aber der kritische Unterton war deutlich wahrzunehmen.
    «Krieg dich ein!», weist Hugo sie zurecht. «Schließlich hat man für solche Fälle die Großeltern.»
    «Wie das bei anderen ist, weiß ich nicht», lässt Maribel sich nicht beirren, «aber wir haben nur anderthalb Großmütter, wir können also nicht …»
    «Bitte», mischt sich Ginés ein, «konzentrieren wir uns auf das, was im Moment wichtig ist. Gehen wir rein und holen die Handys. Und die Taschenlampe. Maribel, kommst du mit?»
    «Ich geh lieber selber.»
    Rafas Stimme, die so lange nicht zu hören war, lässt alle verstummen. Sie hat neutral geklungen, vielleicht ein bisschen ernst, aber das lässt sich nur schwer einschätzen, weil man sein Gesicht nicht sieht.
    «Na dann, los», sagt Hugo und geht los. María und Ginés, Rafa und Amparo, auch Ibáñez folgen ihm.
    «Hugo», sagt Cova, nachdem sie einige Schritte zurückgelegt haben, «bringst du mir mein Handy mit?»
    «Wo ist es?»
    «In der Tasche, und die liegt auf dem Bord, gleich neben der Stereoanlage.»
    Die Abordnung setzt sich wieder in Bewegung.
    «Mach endlich das Feuerzeug an!», schimpft Amparo und hält sich an der Person fest, die ihr am nächsten ist: an María. «Sonst stolpert noch einer und fällt hin.»
    «Nix da», erwidert Hugo, «wir müssen sparsam mit dem Gas umgehen. Wer weiß, ob wir nicht tagelang mit diesem Feuerzeug auskommen müssen.»
    «Fick dich.»
    Auf dem Hof zurück bleiben Nieves, Maribel und Cova, Cova in der Mitte, die beiden anderen etwa gleich weit von ihr entfernt. Sie haben gesehen, wie der Rest im Schein der Feuerzeugflamme in der Herberge verschwunden ist. Jetzt stehen sie reglos da, ohne zu dem Gebäude zu blicken, von dem nur undeutlich vernehmbares Stimmengewirr zu ihnen dringt.
    «Maribel», sagt Nieves plötzlich. Ihre Stimme klingt warm und klar. «Verzeih mir. Ich habe mich ihm gegenüber unmöglich benommen, ich weiß auch nicht. Bei dem Streit vorhin habe ich mich so aufgeregt, dabei …»
    «Das musst du Rafa persönlich sagen», unterbricht Maribel sie. «Schließlich habt ihr euch gestritten. Und ganz unschuldig ist Rafa auch nicht, bei dem Thema steigert er sich immer so rein.»
    «Ich mich aber auch. Im Grunde bin ich gar nicht so extrem. Hinterher tut’s mir immer leid. Wenn ich könnte …»
    «Nimm’s dir nicht so zu Herzen. Er war ja auch nicht gerade zurückhaltend. Sag ihm, was du mir gerade gesagt hast, dann ist es gut.»
    «Werde ich, werde ich bestimmt.»
    Nach einem kurzen Schweigen ergreift Maribel das Wort.
    «Entschuldige, ich hab deinen Namen vergessen. Wie heißt du noch

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