Ende (German Edition)
ab.
«Und Rafa?», fragt Maribel.
«Ich bin hier», ertönt dessen Stimme von weiter hinten. «Die Batterien sind leer.»
«Die von der Taschenlampe?»
«Ja, ich hab sie rausgeholt.»
«Woher weißt du, dass sie leer sind?», fragt Amparo.
«Man hält die Zunge dran», erklärt Ibáñez. «Wenn sie geladen sind, kribbelt es unangenehm.»
«Wahrscheinlich hat er sie brennen lassen», folgert Amparo.
«Wer? Rafa? Da kennt ihr ihn aber schlecht», sagt Maribel, die offensichtlich allen Bemerkungen aufmerksam lauscht.
«Wir müssen uns jetzt konzentrieren, Leute», mahnt Ibáñez. «Wer kommt mit zu den Autos?»
«Zu den Autos?», fragt Hugo. «Willst du nach Hause?»
«Nein, aber es wäre eine gute Idee, mal zu überprüfen, ob sie noch anspringen.»
«Und wenn ja?»
«Ein Auto hat Scheinwerfer. Wenn wir eines hier die Rampe rauffahren und auf die Tür ausrichten, hätten wir Licht. Haben wir doch früher auch so gemacht.»
«Und was ist mit der Schranke?», fragt Nieves.
«Jetzt, wo du’s sagst», erklärt Ibáñez. «Rafa hat da so eine Idee. Vorhin habe ich ihn nicht ernst genommen, aber jetzt scheint mir der Gedanke nicht mehr so abwegig.»
«Wollt ihr etwa die Schranke rausreißen?», fragt Maribel. «Ihr spinnt wohl! Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir mal das Auto eines Freundes aus dem Dreck ziehen wollten. Das war vielleicht eine Sauerei!»
«Schlamm», erläutert Rafa.
«Typisch Frau!», spottet Ibáñez. «Hauptsache, das Auto wird nicht dreckig.»
«Hört mal zu», ergreift María das Wort. «Meiner Meinung nach machen wir uns zu viele Gedanken. Fakt ist doch nur, dass wir keinen Strom haben. Was wir hier veranstalten, ist blinder Aktionismus, im Sinne des Wortes, so dunkel, wie es hier ist. Denkt doch mal nach: In einigen Stunden geht die Sonne auf.»
«Stimmt, die Zeit arbeitet für uns.»
«Wie viel Uhr ist es eigentlich? Apropos … Gehen die Uhren noch?»
«Was für Uhren? Ich habe keine Uhr, dafür sind ja die Handys da.»
«Moment», mischt sich Hugo ein. «Lass sie doch erst mal ausreden. Lasst die Stimme der Jugend zu Wort kommen.»
«Das war’s schon. Bei Tageslicht sieht alles ganz anders aus. Warum legen wir uns nicht hin und nutzen den Rest der Nacht, um den prachtvollen Sternenhimmel zu betrachten? Wer weiß, ob wir so was noch mal zu sehen kriegen. Genau das hattet ihr doch vor, oder? Stattdessen wollt ihr jetzt im Dunkeln einen Ziegenpfad entlangstolpern, eine Schranke rausreißen und den Platz hier in Licht tauchen.»
«Die Frau hat recht», befindet Hugo.
«Ist ja auch eine Frau», stichelt Amparo. «Ihr Männer wisst einfach zu viel. Da kommt’s schon mal vor, dass man vor lauter Wissen den Überblick verliert.»
«Ohne dir widersprechen zu wollen», wendet sich Ginés an María, «und auf die Gefahr hin, als feiger alter Sack dazustehen …»
«Und Besserwisser», fügt Ibáñez hinzu.
«Genau», fährt Ginés lächelnd fort. «Ich finde: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Will sagen: Zwei oder drei von uns könnten zu den Autos gehen, ist ja nur ein Katzensprung. Das bedeutet ja nicht, dass wir diese Sternennacht nicht genießen können, diese angenehme Brise. Schließlich wird es noch einige Stunden dunkel sein. So schnell rennt die Zeit auch wieder nicht davon.»
«Dann geh du und nimm Ibáñez mit. Ganz ohne Männer kommen wir hier nicht aus», schlägt Maribel vor. «Ich meine zum Schutz. Nicht, was ihr denkt!», fügt sie hinzu, weil ihre Bemerkung erheitertes Gemurmel hervorgerufen hat. «Ich darf euch daran erinnern, dass sich hier Wildschweine rumtreiben. Und jetzt, wo der Strom ausgefallen ist …»
«Tja, Ginés», sagt Ibáñez, «da haben wir wohl die längeren Streichhölzer gezogen.»
«Ich würde eher sagen: die kürzeren», murmelt Hugo.
«Wie auch immer. Am besten ihr gebt uns alle eure Schlüssel», ergreift Ginés die Initiative. «Du, Hugo, Rafa …»
«Wozu?», protestiert Hugo. «Es reicht doch, wenn ihr ein Auto testet.»
«Die Autos sind alle unterschiedlich», erklärt Ibáñez, «Womöglich springt das eine an und das andere nicht.»
«Na gut», lenkt Hugo ein und kramt in seinen Hosentaschen. «Ist ja sowieso nicht mein Wagen. Wir haben den von Cova genommen.»
«Übrigens: Wisst ihr überhaupt, dass da noch ein anderes Auto war?», fragt Maribel.
«Ein anderes Auto?»
«Ja. Wir dachten erst, es ist das von Hugo, aber Hugo ist ja als Letzter gekommen.»
«Seid ihr sicher, dass ihr richtig gezählt
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