Ende (German Edition)
blassen Flecken des Gesichts und der Hände von der Dunkelheit verschluckt. Plötzlich flammt ein gelbliches Licht auf, und seine Silhouette zeichnet sich ab, als er die Türschwelle überschreitet. Er hat das Feuerzeug angezündet, und die von seinem Rücken verdeckte Flamme erzeugt einen gespenstischen Schattentanz. Dann wird das Licht schwächer, flackert kaum noch. Gedämpft durch die dicken Wände, ertönt Hugos Stimme.
«Wir haben tatsächlich keinen Strom», verkündet er laut, damit es alle hören.
«Hast du den Testknopf gedrückt?», fragt Ibáñez.
«Jetzt schlägt’s aber dreizehn!», regt sich Hugo auf. «Bist du jetzt ein Technikfreak wie Rafa geworden? Natürlich habe ich den Testknopf gedrückt.» Er kommt aus der Tür und lässt die Flamme erlöschen. «Es ist kein Leitungsproblem. Der Fehler liegt außerhalb.»
«Wir haben also keinen Strom», sagt jemand.
«So schlimm ist das auch wieder nicht», bemerkt Amparo mit ihrer unverkennbaren Stimme. «Wir wollten uns ja sowieso hier auf den Platz legen und die Sterne betrachten, oder? Und das können wir jetzt ungestört tun.»
«Das kann man wohl sagen», bestätigt Ibáñez, «wobei mir das fast zu viele Sterne sind.»
«Es ist wunderschön», sagt Maribel zu Amparo, «aber irgendwie müssen wir auch unsere Sache finden und in die Etagenbetten kommen. Mit einem Feuerzeug …»
Maribel hält sich am Rand der Gruppe. Alle nehmen an, dass Rafa, der noch immer kein Wort gesagt hat, bei ihr ist, vielleicht einen Arm um sie gelegt hat, aber da, wo sie steht, ist nur diffuses Dunkel.
«Wir brauchen Rafas Taschenlampe», drängt Ibáñez. «Am besten, er holt sie selbst. Oder Maribel.»
Plötzlich erklingt Hugos Stimme, die aus einer überraschenden Richtung kommt, von noch weiter weg als Maribel.
«Mein Handy funktioniert nicht», sagt er in einem Tonfall, der nichts Verächtliches mehr hat.
«Natürlich funktioniert es nicht!», mischt sich Amparo ein. «Wir haben hier ja keinen Empfang.»
«Das weiß ich doch», erwidert Hugo. «Ich wollte sagen, es lässt sich nicht einschalten.»
«Dann ist die Batterie alle», vermutet María. «Das passiert mir öfter.»
«Merkwürdig!» Hugo ignoriert alle Bemerkungen und drückt weiter auf den Tasten herum. «Nichts zu machen.»
«Leute», meldet sich Nieves zu Wort. «Meins geht auch nicht.»
«Du meinst, es lässt sich nicht einschalten?», fragt María. «Hat sonst noch jemand ein Handy dabei?»
«Ja, ich, aber es ist drinnen in meiner Tasche», sagt Cova. «Es hieß ja, wir haben hier keinen Empfang.»
«Unseres, das von Rafa, geht auch nicht», verkündet Maribel.
«Drei Handys gleichzeitig», grübelt Ginés. Aber plötzlich strahlt seine gerade noch träge Stimme Entschlossenheit aus. «Ein bisschen viel Zufall. Wir müssen reingehen und prüfen, ob die anderen Handys auch nicht funktionieren. Bei der Gelegenheit können wir auch die Taschenlampe suchen. Und weitere Feuerzeuge.»
«Sonst hat keiner ein Feuerzeug», sagt Nieves.
«Doch, ich», erwidert María, «aber es ist in meiner Tasche.»
«Rauchst du auch?», fragt Hugo.
«Gelegentlich.»
Hugo will etwas sagen, aber Ibáñez kommt ihm zuvor.
«Sag mal, María, ist dein Feuerzeug elektrisch oder mechanisch?»
«Mechanisch?», fragt María, als hätte man chinesisch mit ihr gesprochen.
«Ja», erläutert Ibáñez, «so eins mit einem gezahnten Rädchen, das an einem Stein schleift und Funken produziert. Bei den anderen Feuerzeugen wird der Funke elektrisch erzeugt.»
«Keine Ahnung», sagt María zögernd, «ich glaube, es ist elektrisch.»
«Ich weiß schon, worauf du hinauswillst», sagt Hugo, «aber meiner Meinung nach hast du zu viele Filme gesehen! Offenbar vermutet unser Ibáñez, dass irgendeine Art von mysteriöser Strahlung alle elektrischen Apparate außer Gefecht gesetzt hat. Gammastrahlen, was weiß ich. Und wir werden alle zu Superhelden: das Superteam. Mit ihm als Mastermind.»
«Und mit dir als menschlichem Schwamm», kontert Ibáñez und ruft Gelächter hervor. «Ich sage nur, dass der Stromausfall sich nicht auf diese Gegend beschränken kann. Das muss was Größeres sein. Früher, also vor fünfundzwanzig Jahren, sah man am Horizont einen Schimmer, die Lichter von Somontano vermutlich oder von der Hauptstadt.»
«Die Hauptstadt ist ewig weit weg.»
«Aber sie produziert jede Menge Lichtverschmutzung. Diese Gegend hier ist nicht völlig von der Welt abgeschnitten. Sie ist abgelegen, ja, aber sie ist
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