Ende (German Edition)
gekommen sind, sagt aber nichts. Statt seiner antwortet María: «Als wären sie auf der Flucht.»
«Scheiße!», fasst Hugo ordinär, aber treffend das Gefühl zusammen, das in der Gruppe herrscht, das Unbehagen, das dieser Gedanke bei allen weckt.
«Bestimmt nicht vor einem Hochwasser», sagt Amparo, «da müssten sie nämlich in die andere Richtung rennen.»
«Ist doch egal», sagt Ginés. «Wir dürfen uns nicht in Details verlieren.»
«Genau», pflichtet Hugo ihr bei, «ist ja nur ein Detail.»
«Wir müssen weiter», fügt Ginés hinzu, ohne Hugo auch nur eines Blickes zu würdigen, «einen Zahn zulegen und so schnell wie möglich raus aus dieser Schlucht.»
«Genau», sagt Amparo, «und beten, dass wir es beim nächsten Mal nicht mit Wildschweinen zu tun bekommen. Oder mit Bären.»
«Quatsch nicht so blöd daher», beschwert sich Maribel.
«Sag mal», meldet sich plötzlich Nieves zu Wort, die in die Richtung blickt, aus der sie gekommen sind. «Wo ist eigentlich deine Frau?»
«Cova?», sagt Hugo. «Da hinten, sie ist …»
Er verstummt mitten im Satz, dreht sich um.
«Sie war … Gerade war sie noch da», sagt er. Sein Ton fällt zum Satzende hin ab, auf seinem Gesicht macht sich Entsetzen breit. Er bricht in Hektik aus, blickt nach links und rechts, zum Wegstück, das vor ihnen liegt, dann wieder zu seinen Freunden, verstört, mit einem Funken Panik in den Augen. Schließlich sucht er sogar den Boden ab, sucht hinter den Freunden, zwischen ihren Beinen.
«Sie ist weg», sagt jemand.
«Aber ihr wart doch gerade noch zusammen, oder?», fragt Ginés.
Hugo bringt kein Wort heraus. Mit stierem Blick steht er da und nimmt nichts um sich herum wahr.
«Ich habe euch doch noch gesehen», betont Nieves, «kurz bevor die Ziegen aufgetaucht sind.»
Eine sprachlose Stille lastet auf der Gruppe. Keiner weiß, was zu tun ist. Die Blicke wandern von einer Seite des Wegs zur anderen, nur um festzustellen, dass sich nirgendwo etwas regt, dass nichts zu sehen ist von Covas weißem T-Shirt im Umkreis der hundert Meter, die die weite Biegung der Schlucht in beiden Richtungen zu überblicken erlaubt. Hundert Meter sind viel, zu viel, als dass jemand, der müde ist und Blasen an den Füßen hat, sie in so kurzer Zeit zurückgelegt haben könnte.
«Vielleicht ist sie abgestürzt!», ruft Ginés, und schon stehen alle am Geländer und blicken in die Tiefe, lehnen sich hinaus, ohne die Hände zu lösen, bilden einen fransigen Saum aus bunt gekleideten Menschen.
«Cova!», ruft Ginés, so laut er kann, und das Echo seines Schreis hallt von den Felswänden wider, vermischt sich mit Rufen, die nun auch aus den Kehlen seiner Freunde schallen. Bald erfüllt ein wirres Durcheinander aus Schreien die Schlucht.
«Seid mal ruhig! Wir hören es ja gar nicht, wenn sie antwortet!»
Die Echos verhallen augenblicklich, machen einer unheimlichen Stille Platz, die so schwer wiegt wie eine Steinplatte.
«Sieht jemand was?», fragt Ginés.
«Nein, aber wir können von hier aus auch nicht alles überblicken.» Ibáñez lehnt sich weit über das Geländer.
«Passt auf!», ruft Nieves. «Sonst stürzt ihr noch ab.»
«Wir müssen runterklettern», befiehlt Ibáñez. «Irgendwo gibt es bestimmt eine Stelle, wo das geht.»
«Bitte, tut das nicht!», sagt Maribel weinerlich.
«Wir müssen, verdammt! Sie könnte verletzt sein!», ruft Ibáñez.
«Wenn sie wirklich abgestürzt ist», stellt María fest, «müsste sie gleich hier liegen, am Fuß dieser Felswand. Alles andere ist unwahrscheinlich.»
«Und wenn sie vorher weggerannt ist?», sagt Nieves. «Hattet ihr Streit?»
Nieves’ Fragen richten sich an Hugo, der sich im Schockzustand befindet. Er steht mit offenem Mund und verlorenem Blick da und schaut von einem Gesicht zum anderen, ohne wirklich etwas zu sehen.
«Nein, kein Streit», bringt er schließlich hervor und sucht unter den Gesichtern nach dem, das die Frage gestellt hat.
«Los!», sagt Ginés. «Jemand muss den Weg ablaufen.»
«In welche Richtung denn?», fragt Nieves.
«In welche wohl?», antwortet Ginés. «Zurück natürlich. Vorwärts kann sie ja schlecht gegangen sein. Los jetzt!»
«Ich mach das», bietet sich Amparo an.
«Aber entfern dich nicht zu weit von uns», schluchzt Maribel wie ein kleines Mädchen.
«Dann geh mit ihr», sagt Ginés. «Ihr könnt ja in Sichtweite bleiben. Von da drüben werdet ihr trotzdem weiter sehen als wir von hier.»
«Gehen wir, Maribel.» Amparo nimmt ihre
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