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Ende (German Edition)

Ende (German Edition)

Titel: Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Monteagudo
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gelb flackert. Es beleuchtet kaum mehr als die Gesichter der sieben Personen, die darumsitzen, -knien oder -liegen, eng geschart wie eine Herde, deren Mitglieder Angst haben, sich von der Gruppe zu entfernen.
    Das Licht kommt von einer Butangaslampe. Der Glühstrumpf ist gerissen, die Leuchtkraft gering. Die Flamme flackert, züngelt immer wieder von dem Strumpf weg, der sich dann rötlich färbt und erlischt wie Kohle, bis bläuliche Flämmchen wieder die Ränder der Löcher umspielen wie die Kochfelder eines Gasherds. Grillen zirpen, ihr ohrenbetäubendes Krikri erfüllt die Nacht, scheint in den Schläfen zu pochen. Es ist nicht kalt. Die Wärme wäre sogar unangenehm, wenn es feucht wäre oder windstill. Aber die Luft ist trocken wie der von der Sonne erhitzte Stein. Es weht ein leichter Wind, sanft streichelt er die Oberfläche der Erde.
    «Wir hätten in dem Haus bleiben sollen», jammert Nieves und starrt in die züngelnden Flammen.
    Niemand antwortet. Niemand sagt etwas. Allen ist die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben, alle starren nur die Flammen an, lassen sich widerstandslos in ihren banalen Bann ziehen. Hugo hat die Arme um die Knie geschlungen und starrt ebenfalls die Lampe an. Nur wer ihn aufmerksam mustern würde, aus der Nähe, würde bemerken, dass sein Blick nicht auf der Flamme ruht, nicht gedankenversunken durch sie hindurchgeht, sondern sie stur anvisiert, finster, stumpf, als wohne ihr eine Bedeutung inne, die er nicht zu entschlüsseln vermag.
    Nur Amparo lässt sich von der Flamme nicht hypnotisieren. Sie ist barfuß, liegt auf dem Rücken: Ihre Füße sind mit Schrammen und aufgeplatzten Blasen überzogen. Man könnte meinen, sie schläft, aber ihre Augen sind geöffnet. Von Zeit zu Zeit atmet sie etwas tiefer ein und dreht den Kopf von einer Seite auf die andere, wortlos, als ginge ihr die übertriebene Pracht des Sternenhimmels auf die Nerven.
    «Ich hab ja gleich gesagt, dass wir es heute nicht mehr bis Somontano schaffen.»
    Wieder ist es Nieves, die das Schweigen bricht. Wieder antwortet ihr keiner oder würdigt sie auch nur eines Blickes. In ihrer Stimme liegt kein Ärger, kein Vorwurf; vielmehr klingt sie wie das Eingeständnis einer Niederlage, nach Selbstmitleid. Schließlich, als ihre Bemerkung längst vergessen scheint, antwortet ihr doch noch Ginés.
    «Wir haben es gemeinsam beschlossen», erinnert er sie müde. «Das Haus war verrammelt, also haben wir beschlossen, so schnell wie möglich nach Somontano zu wandern. Wir alle!»
    Ginés ist zum Ende hin lauter geworden, als wolle er seinem Ärger Luft machen, aber er zieht damit nur den einen oder anderen apathischen Blick auf sich.
    «Wir hatten auch gesagt, wir würden Feuer machen», beschwert sich Maribel. Sie will den kleinen Zwist nutzen, um ihre eigenen Vorwürfe loszuwerden.
    «Ja, Maribel, haben wir», bestätigt Ginés und schließt die Augen.
    «Es ist aber nicht kalt», mischt sich Ibáñez ein, mit tonloser Stimme, ohne seinen Blick von der flackernden Flamme zu lösen.
    «Jetzt vielleicht nicht, aber im Morgengrauen frischt es bestimmt auf, und wir haben keine warmen Sachen mit», eilt María Maribel zu Hilfe. «Dir geht’s mehr um die Tiere, oder?»
    «Ich hab das gesagt, weil wir es gesagt haben», antwortet Maribel mürrisch.
    Wieder tritt Stille ein. María mustert die anderen. Sie wirkt gefasster, wacher als sie, visiert einen nach dem anderen an, aber als sie bei Maribel anlangt, wendet sie ihren Blick ab, weil Maribel sie ihrerseits mit beunruhigender Intensität ansieht. Auch Maribel ist wach, nur ist es eine nervöse, fiebrige Wachheit, die sie zur wahrscheinlichsten Kandidatin für den ersten Nervenzusammenbruch macht. Wie es um Maribels Füße bestellt ist, weiß man nicht. Sie trägt leichte, tief ausgeschnittene Schuhe mit kleinen Absätzen, die das Wandern zu einer Qual gemacht haben. Erst bei Einbruch der Dämmerung hat sie aufgehört zu jammern. Jetzt trägt sie sie immer noch, will sie partout nicht ausziehen.
    «Ich brauche eine Dusche», bricht Nieves erneut das Schweigen. «Ich kann mich selbst nicht mehr riechen.»
    «Morgen kriegst du deine Dusche», beruhigt Ginés sie. «Morgen im Dorf kriegen wir alle unsere Dusche. Und jetzt hör bitte damit auf! Wir mussten es versuchen!»
    «Was?», fragt Maribel.
    «Es bis Somontano zu schaffen.»
    Ginés’ Stimme klingt traurig und unendlich müde. María, die neben ihm sitzt, legt ihm ihren Arm auf die Schulter, streichelt sanft seinen Nacken, als

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