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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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    Danke, sagte sie lautlos … und zog sich zurück.
     
    Zur Stunde der Morgendämmerung ging die Sonne über dem Berg auf, der das Rückgrat der Insel bildete, so daß der Himmel schon hell war, lange bevor irgendwelches Sonnenlicht die Bäume unmittelbar berührte. Der Wind vom Meer her hatte sie in der Nacht erfrischt. Peter erwachte mit der in die Krümmung seines Körpers geschmiegten Wang-mu neben sich, wie Garnelen, die an einem Marktgestell aufgereiht waren. Ihre Nähe fühlte sich gut an; sie fühlte sich vertraut an. Aber wie war das nur möglich? Er hatte nie zuvor so dicht bei ihr geschlafen. Handelte es sich um irgendeine rudimentäre Ender-Erinnerung? Er war sich nicht bewußt, derartige Erinnerungen zu besitzen. Tatsächlich hatte es ihn sogar enttäuscht, als es ihm bewußt wurde. Er hatte gedacht, daß er vielleicht zu Ender werden würde, wenn sein Körper völlig von seinem Aiúa Besitz ergriffen hatte – er würde eine Lebensspanne echter Erinnerungen statt der fadenscheinigen, nachgemachten besitzen, die zusammen mit seinem Körper auf ihn gekommen waren, als Ender ihn erschuf. Aber da hatte er wohl Pech gehabt.
    Und dennoch erinnerte er sich daran, wie es war, neben einer an ihn gekuschelten Frau zu schlafen. Er erinnerte sich daran, den Arm über sie gelegt zu haben wie einen beschützenden Zweig.
    Aber er hatte Wang-mu niemals auf diese Weise berührt. Es war auch nicht richtig von ihm, es jetzt zu tun – sie war nicht seine Frau, nur seine … Freundin? War sie das? Sie hatte gesagt, daß sie ihn liebe – war das nur eine Methode gewesen, um ihm dabei zu helfen, den Weg in diesen Körper zu finden?
    Dann plötzlich spürte er, wie er von sich selbst wegfiel, spürte, wie er sich von Peter zurückzog und zu etwas anderem wurde, etwas kleinem und hellem und verängstigtem, das in die Dunkelheit stürzte, hinaus in einen Wind, der zu stark für ihn war, um sich dagegen zu behaupten –
    »Peter!«
    Die Stimme rief ihn, und er folgte ihr, zurück entlang der beinahe unsichtbaren philotischen Stränge, die ihn verbanden mit … wieder ihm selbst. Ich bin Peter. Ich kann nirgendwo anders hingehen. Wenn ich so weggehe wie gerade, werde ich sterben.
    »Bist du okay?« fragte Wang-mu. »Ich erwachte, weil ich – es tut mir leid, aber ich träumte, ich spürte , ich würde dich verlieren. Aber das stimmte nicht, denn du bist ja da.«
    »Ich war dabei, mich zu verirren«, sagte Peter. »Das konntest du spüren?«
    »Ich weiß nicht, was ich gespürt habe oder nicht. Ich – wie kann ich es beschreiben?«
    »Du hast mich aus der Dunkelheit zurückgerufen«, sagte Peter.
    »Wirklich?«
    Beinahe hätte er etwas gesagt, doch dann hielt er inne. Dann lachte er, unbehaglich und erschrocken. »Ich fühle mich so merkwürdig. Noch vor einem Augenblick wollte ich etwas sagen. Etwas sehr Schnoddriges – darüber, daß es schon für sich genommen Dunkelheit genug sei, Peter Wiggin zu sein.«
    »O ja«, sagte Wang-mu. »Du sagst immer so gemeine Dinge über dich selbst.«
    »Aber ich habe es nicht gesagt«, sagte Peter. »Ich war im Begriff, es zu tun, aus reiner Gewohnheit, aber ich hielt inne, weil es nicht der Wahrheit entsprach. Ist das nicht sonderbar?«
    »Ich denke, es ist gut.«
    »Es ist plausibel, daß ich mich ganz fühle, anstatt geteilt zu sein – vielleicht zufriedener mit mir selbst oder so. Und dennoch hätte ich das Ganze beinahe wieder verloren. Ich glaube, es war nicht bloß ein Traum. Ich glaube, ich war wirklich dabei loszulassen. Hineinzufallen in … nein, aus allem heraus zufallen.«
    »Du hattest mehrere Monate lang drei Ichs«, sagte Wang-mu. »Ist es möglich, daß dein Aiúa sich nach dem – ich weiß nicht, nach dem Ausmaß dessen sehnt, was du einmal gewesen bist?«
    »Ich war über die gesamte Galaxis ausgebreitet, oder war ich das etwa nicht? Nur, daß ich sagen möchte: ›Oder war er das etwa nicht‹, denn das war ja Ender, oder? Und ich bin nicht Ender, weil ich mich an nichts erinnere.« Er dachte einen Augenblick lang nach. »Außer, daß ich mich jetzt vielleicht doch ein bißchen deutlicher an ein paar Dinge erinnere. Dinge aus meiner Kindheit. Das Gesicht meiner Mutter. Es ist sehr deutlich, und ich glaube nicht, daß es das vorher schon war. Und Valentines Gesicht, als wir alle Kinder waren. Aber daran würde ich mich auch als Peter erinnern, nicht wahr, also bedeutet das nicht, daß es von Ender kommt, oder? Ich bin mir sicher, daß das bloß einfach

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