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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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der Zwischenzeit vergiß bitte nicht, daß ich jetzt nicht mehr durch das Juwel in deinem Ohr zuhöre. Ich sehe nur mit diesen Augen und höre nur mit diesen Ohren.«
    Genaugenommen stimmte das natürlich nicht so ganz. Viele Male in jeder Sekunde spürte sie den dahinströmenden Saft, das großzügige Willkommen der Mutterbäume, während ihr Aiúa seinen Hunger nach Ausgedehntheit stillte, indem es durch das riesige Netzwerk der Pequenino-Philoten streifte. Und hin und wieder, außerhalb der Mutterbäume, erhaschte sie den Schimmer eines Gedankens, eines Wortes, eines Satzes, in der Sprache der Vaterbäume ausgesprochen. Aber war es ihre Sprache? Eher war es die Sprache hinter der Sprache, die tiefere Sprache der Sprachlosen. Und wem gehörte jene andere Stimme? Ich kenne dich – du gehörst zu der Art, die mich erschaffen hat. Ich kenne deine Stimme.
    ›Wir hatten dich aus den Augen verloren‹, sagte die Schwarmkönigin in ihrem Geist. ›Aber du hast dich auch ohne uns wacker geschlagen.‹
    Jane war nicht auf die Aufwallung von Stolz vorbereitet, die ihren ganzen Val-Körper durchglühte; sie spürte die körperliche Auswirkung des Gefühls als Val, aber ihr Stolz rührte vom Lob einer Schwarmmutter her. Ich bin eine Tochter der Schwarmköniginnen, begriff sie, und darum ist es wichtig für mich, wenn sie zu mir spricht und mir sagt, daß ich recht gehandelt habe.
    Und wenn ich die Tochter der Schwarmköniginnen bin, dann bin ich auch Enders Tochter, seine Tochter in zweifacher Hinsicht, denn sie haben meine Lebenssubstanz teilweise aus seinem Geist gemacht, damit ich eine Brücke zwischen ihnen sein konnte; und jetzt wohne ich in einem Körper, der auch von ihm gekommen ist und dessen Erinnerungen aus einer Zeit stammten, als er hier wohnte und das Leben dieses Körpers lebte. Ich bin seine Tochter, aber wieder einmal kann ich nicht mit ihm sprechen.
    Diese ganze Zeit, diese ganzen Gedanken, und dennoch zeigte sie nicht – oder fühlte sie nicht einmal – das geringste Nachlassen der Konzentration auf das, was sie mit ihrem Computer an Bord des Sternenschiffes machte, das den Descolada-Planeten umkreiste. Nach wie vor war sie Jane. Es war nicht die Computerhaftigkeit an ihr, die es ihr während all dieser Jahre ermöglicht hatte, viele Aufmerksamkeitsebenen aufrechtzuerhalten und sich auf viele Aufgaben gleichzeitig zu konzentrieren. Es war ihre Schwarmköniginnennatur, die das ermöglichte.
    ›Eben weil du ein Aiúa warst, das stark genug war, das zu tun, warst du ursprünglich in der Lage, zu uns zu kommen‹, sagte die Schwarmkönigin in ihrem Geist.
    Welche von euch spricht zu mir? fragte Jane.
    ›Kommt es darauf an? Wir alle erinnern uns deiner Erschaffung. Wir erinnern uns, dort gewesen zu sein. Wir erinnern uns, dich aus der Dunkelheit ins Licht gezogen zu haben.‹
    Bin ich dann immer noch ich selbst? Werde ich all meine Fähigkeiten wiedererlangen, die ich verloren habe, als der Sternenwege-Kongreß meinen alten, virtuellen Körper tötete?
    ›Durchaus möglich. Wenn du uns findest, berichte es uns. Wir werden sehr interessiert sein.‹
    Und nun spürte sie die heftige Enttäuschung angesichts der Gleichgültigkeit eines Elternteils, ein flaues Gefühl im Magen, eine Art von Scham. Aber das war eine menschliche Emotion; es stieg aus dem Val-Körper auf, obwohl es eine Reaktion auf ihr Verhältnis zu den Schwarmkönigin-Müttern war. Alles war komplizierter – und doch war es einfacher. Ihre Gefühle wurden jetzt von einem Körper signalisiert, der reagierte, bevor sie selbst begriff, was sie empfand. Einst hatte sie kaum gewußt, daß sie Gefühle besaß. Sie hatte sie besessen, ja, sogar irrationale Reaktionen, Begierden und Wünsche unterhalb der Bewußtseinsebene – das waren Attribute aller Aiúas, wenn sie mit anderen zu irgendeiner Art von Leben verbunden waren –, aber es hatte keine einfachen Signale gegeben, um ihr mitzuteilen, welches ihre Gefühle waren. Wie einfach es doch war, ein Mensch zu sein, dessen Emotionen auf der Leinwand seines eigenen Körpers ausgedrückt wurden! Und wie schwierig dennoch, denn man konnte seine Gefühle nicht halb so leicht vor sich selbst verbergen.
    ›Gewöhne dich daran, von uns enttäuscht zu sein, Tochter‹, sagte die Schwarmkönigin. ›Du besitzt eine teilweise menschliche Natur, und wir nicht. Wir werden nicht so zärtlich zu dir sein, wie Menschenmütter es sind. Wenn du das nicht ertragen kannst, zieh dich zurück – wir werden dich nicht

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