Ender 4: Enders Kinder
die neue Netzwerk-Software es mir erlauben, auf die Ressourcen zuzugreifen, die ich brauche, um alle Informationen über ein Sternenschiff und so viele Leute in meinem Bewußtsein festzuhalten? Wird es hinderlich sein, daß ich diesen Körper besitze? Wird meine neue Verbindung zu den Mutterbäumen eine Hilfe oder eine Ablenkung sein?« Und dann die wichtigste Frage überhaupt: »Wollen wir mein erster Testflug sein?«
»Irgend jemand muß es sein«, sagte Ela.
»Ich denke, ich werde es mit einem der Sternenschiffe auf Lusitania probieren, wenn ich den Kontakt mit ihnen wiederherstellen kann«, sagte Jane. »Mit nur einer einzelnen Arbeiterin der Schwarmkönigin an Bord. Damit man sie nicht vermißt, falls sie verlorengeht.« Jane wandte sich um, um der Arbeiterin zuzunicken, die bei ihnen war. »Wenn du entschuldigst, natürlich.«
»Du mußt dich nicht bei der Arbeiterin entschuldigen«, sagte Quara. »In Wirklichkeit ist sie ja sowieso nur die Schwarmkönigin.«
Jane blickte zu Miro hinüber und zwinkerte. Er zwinkerte nicht zurück, aber der Ausdruck von Traurigkeit in seinen Augen war Antwort genug. Er wußte, daß die Arbeiterinnen nicht ganz das waren, was alle glaubten. Manchmal mußten die Schwarmköniginnen sie zähmen, weil nicht alle von ihnen restlos dem Willen ihrer Mutter unterworfen waren. Aber die War-es-eine-oder-war-es-keine-Sklaverei der Arbeiterinnen war eine Frage, mit der sich eine spätere Generation auseinandersetzen mochte.
»Sprachen«, sagte Jane. »Durch genetische Molekülen übertragen. Was für eine Art von Grammatik müssen sie haben? Sind sie mit Klängen, Gerüchen, Bildern verbunden? Wollen mal sehen, wie klug wir alle sind, ohne daß ich in den Computern sitze und helfe.« Das kam ihr so unglaublich komisch vor, daß sie lauthals lachte. Ach, wie wunderbar es war, ihr eigenes Gelächter in ihren Ohren klingen zu hören, während es aus ihren Lungen aufstieg, ihr Zwerchfell verkrampfte und ihr Tränen in die Augen treten ließ!
Erst als ihr Gelächter aufhörte, begriff sie, wie geistlos es für Miro, für die anderen, geklungen haben mußte. »Tut mir leid«, sagte sie verlegen und spürte ein Erröten ihren Hals hinauf und in ihre Wangen steigen. Wer hätte geglaubt, daß es so heiß brennen würde! Es brachte sie fast wieder zum Lachen. »Ich bin es nicht gewohnt, so lebendig zu sein. Ich weiß, ich freue mich, während ihr anderen verbittert seid, aber versteht ihr denn nicht? Selbst wenn wir alle sterben, sobald uns in ein paar Wochen die Luft ausgeht, kann ich nur darüber staunen, wie es sich für mich anfühlt!«
»Wir verstehen«, sagte Feuerlöscher. »Du bist in dein Zweites Leben übergewechselt. Für uns ist das gleichfalls eine Zeit der Freunde.«
»Weißt du, ich habe einige Zeit bei euren Bäumen verbracht«, sagte Jane. »Eure Mutterbäume haben Platz für mich geschaffen. Haben mich aufgenommen und mich ernährt. Macht uns das jetzt zu Bruder und Schwester?«
»Ich weiß kaum, was es bedeuten würde, eine Schwester zu haben«, sagte Feuerlöscher. »Aber wenn du dich an das Leben im Dunkel der Mutterbäume erinnerst, dann erinnerst du dich an mehr als ich. Wir haben manchmal Träume, aber keine wirklichen Erinnerungen an das Erste Leben in der Dunkelheit. Demnach ist das hier im Grunde schon dein Drittes Leben.«
»Dann bin ich also jetzt erwachsen?« fragte Jane, und wieder lachte sie.
Und fühlte wieder, wie ihr Lachen die anderen verstummen ließ, ihnen wehtat.
Aber als sie sich umwandte, drauf und dran, sich erneut zu entschuldigen, geschah etwas Seltsames. Ihr Blick fiel auf Miro, aber statt die Worte zu sagen, die sie im Sinn gehabt hatte – die Jane-Worte, die noch am Tage zuvor aus dem Juwel in seinem Ohr gekommen wären –, drängten sich andere Worte auf ihre Lippen, zusammen mit einer Erinnerung. »Wenn meine Erinnerungen weiterleben, Miro, dann lebe auch ich weiter. War es nicht das, was du zu mir sagtest?«
Miro schüttelte den Kopf. »Sprichst du jetzt aus Vals Gedächtnis oder aus Janes Gedächtnis, als sie – als du – uns dabei zuhörtest, wie wir uns in der Höhle der Schwarmkönigin miteinander unterhielten? Tröste mich nicht, indem du so tust, als ob du sie wärst.«
Aus Gewohnheit – Vals Gewohnheit? oder ihre eigene? – schnappte Jane: »Wenn ich dich tröste, wirst du es schon merken.«
»Und woran werde ich es merken?« schnappte Miro zurück.
»Weil du dich getröstet fühlen wirst natürlich«, sagte Val-Jane. »In
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