Ender 4: Enders Kinder
ehrlichen zu kaufen? Spenden, die Drohung, einen Gegenkandidaten zu unterstützen, Schenkungen für edle Ziele, Anstellungen, die man Verwandten oder Freunden zuschustert – muß ich die ganze Liste herbeten?«
»Ihr wollt ernsthaft, daß Tsutsumi-Geld dazu benutzt wird, die Lusitania-Flotte aufzuhalten?«
Aimaina trat wieder ans Fenster und breitete die Arme aus, als wolle er alles umfassen, was von der Welt draußen sichtbar war. »Die Lusitania-Flotte ist schlecht fürs Geschäft, Yasujiro. Wenn das Molekular-Detachier-Gerät gegen eine Welt eingesetzt wird, wird es auch gegen eine andere eingesetzt werden. Und das Militär … wenn es noch einmal eine solche Macht in die Hände gelegt bekommt, wird es sie diesmal nicht mehr loslassen.«
»Werde ich die Oberhäupter meiner Familie überzeugen, indem ich Eure Prophezeiung zitiere, Meister?«
»Es ist keine Prophezeiung«, sagte Aimaina, »und sie stammt nicht von mir. Es ist ein Gesetz der menschlichen Natur, und die Geschichte ist es, die es uns lehrt. Haltet die Flotte auf, und die Tsutsumi werden als Retter nicht nur des Yamato-Geistes, sondern auch des Menschengeistes dastehen. Laßt diese schwere Sünde nicht auf den Häuptern Eures Volkes lasten.«
»Vergebt mir, Meister, aber mir scheint, als seid Ihr derjenige, der sie dort ablädt. Bis Ihr es heute hier ausgesprochen habt, hat niemand bemerkt, daß wir die Verantwortung dafür tragen.«
»Ich lade die Sünde nicht dort ab. Ich nehme nur den Hut ab, der sie verdeckt hat. Yasujiro, Ihr wart einer meiner besten Schüler. Ich habe Euch vergeben, daß Ihr das, was ich Euch lehrte, auf so komplizierte Art umgesetzt habt, weil Ihr es um Eurer Familie willen tatet.«
»Und das, was Ihr jetzt von mir verlangt – das ist vollkommen einfach?«
»Ich habe den kürzesten Weg beschritten – ich habe offen und ehrlich mit dem einflußreichsten Vertreter der reichsten unter den japanischen Handelsfamilien gesprochen, den ich heute erreichen konnte. Und worum ich Euch bitte, ist das Minimum an Handeln, das erforderlich ist, um das zu tun, was notwendig ist.«
»In diesem Fall bringt das Minimum meine Karriere in große Gefahr«, sagte Yasujiro nachdenklich.
Aimaina sagte nichts.
»Mein größter Lehrer erklärte mir einmal«, sagte Yasujiro, »daß ein Mann, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, weiß, daß Karrieren wertlos sind, und daß ein Mann, der seine Karriere nicht aufs Spiel setzen will, ein wertloses Leben führt.«
»Werdet Ihr es also tun?«
»Ich werde meine Botschaften vorbereiten, um Eure Sache allen Tsutsumi-Familien vorzutragen. Sobald die Verkürzer wieder angeschlossen sind, werde ich sie abschicken.«
»Ich wußte, Ihr würdet mich nicht enttäuschen.«
»Besser noch«, sagte Yasujiro. »Wenn man mich aus meiner Stellung wirft, werde ich kommen und bei Euch leben.«
Aimaina verneigte sich. »Ich wäre geehrt, Euch in meinem Haus zu beherbergen.«
Das Leben aller Menschen fließt durch die Zeit, und ungeachtet dessen, wie brutal der eine Augenblick sein mag, wie sehr von Kummer oder Schmerz oder Angst erfüllt, fließt die Zeit durch alle Leben gleich. Minuten verstrichen, in denen Valentine den weinenden Miro hielt, und dann trocknete die Zeit seine Tränen, die Zeit lockerte ihre Umarmung, und die Zeit war es schließlich auch, die Elas Geduld ein Ende machte.
»Laßt uns wieder an die Arbeit gehen«, sagte Ela. »Ich bin nicht gefühllos, aber wir stecken nach wie vor unverändert in der Klemme.«
Quara war überrascht. »Aber Jane ist nicht tot. Bedeutet das nicht, daß wir nach Hause zurückkehren können?«
Sofort stand Val-Jane auf und ging zurück an ihr Computerterminal. Aufgrund der Reflexe und Gewohnheiten, die das Val-Gehirn entwickelt hatte, waren alle ihre Bewegungen mühelos; aber das Jane-Bewußtsein empfand jede Bewegung als unverbraucht und neu; sie staunte über den Tanz ihrer Finger, die die Tasten drückten, um die Anzeige zu steuern. »Ich weiß es nicht«, sagte Jane als Antwort auf die Frage, die Quara in Worte gefaßt hatte, die aber alle stellten. »Ich bin in diesem Fleisch noch unsicher. Die Verkürzerverbindungen sind noch nicht wiederhergestellt. Allerdings verfüge ich über eine Handvoll Verbündeter, die ein paar meiner alten Programme wieder mit dem Netzwerk verbinden werden, sobald es wiederhergestellt ist – einige Samoaner auf Pazifika, Han Fei-tzu auf Weg, die Aborigines-Universität auf Outback. Werden diese Programme ausreichen? Wird
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