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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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von Gnade. Der Mann der Gerechtigkeit und der Mann der Gnade, in einem einzigen Körper koexistierend. Der Mann, dessen Mitgefühl ihn die Schwarmköniginnen sehen und lieben ließ, noch bevor er jemals eine von ihnen mit den Händen berührt hatte; der Mann, dessen grimmige Gerechtigkeit ihn sie alle vernichten ließ, weil er glaubte, sie seien seine Feinde.
    Würde Ender angesichts meiner häßlichen Gefühle an diesem Tag streng über mich richten? Natürlich würde er das – er würde mich nicht schonen, er würde das schlimmste, das in meinem Herzen ist, erkennen.
    Aber dann, nachdem er über mich gerichtet hätte, würde er mich auch lieben. Er würde sagen: Na und? Steh auf und sprich meinen Tod. Wenn wir auf vollkommene Menschen warten, um Sprecher für die Toten zu sein, würden alle Beisetzungen schweigend erfolgen.
    Und so schrieb sie und weinte; und als sie sich ausgeweint hatte, schrieb sie immer noch weiter. Wenn das Haar, das er hinterlassen hatte, in ein kleines Kästchen eingesiegelt und im Gras nahe Menschs Wurzel begraben würde, würde sie dastehen und sprechen. Ihre Stimme würde ihn von den Toten auferstehen lassen, ihn in der Erinnerung wieder lebendig machen. Und sie würde auch gnädig sein; und sie würde auch gerecht sein. So viel immerhin hatte sie von ihm gelernt.

Kapitel 12
›Verrate ich jetzt Ender?‹
     
    Warum tun die Menschen so, als seien Krieg und Mord unnatürlich?
    Unnatürlich ist, sein ganzes Leben zuzubringen,
    ohne jemals die Hand zur Gewalt zu erheben.
     
    aus Der Gott flüstert von Han Qing-jao
     
    »Wir packen das alles ganz falsch an«, sagte Quara.
    Miro fühlte den alten, vertrauten Zorn in sich aufsteigen. Quara hatte ein Händchen dafür, Menschen wütend zu machen, und da half es auch nicht gerade, daß sie zu wissen schien, daß sie die Menschen ärgerte, und es genoß. Jeder andere an Bord des Schiffes hätte genau den gleichen Satz sagen können, und Miro hätte ihm unvoreingenommen zugehört. Aber Quara schaffte es, den Worten eine Schärfe zu geben, die sie so klingen ließen, als glaube sie, alle auf der Welt außer ihr seien dämlich. Miro liebte sie als Schwester, aber er konnte nicht verhindern, daß er es haßte, Stunde um Stunde in ihrer Gesellschaft zubringen zu müssen.
    Da Quara aber tatsächlich diejenige unter ihnen war, die am meisten von der Ursprache verstand, die sie schon vor Monaten im Descolada-Virus entdeckt hatte, gestattete Miro es seinem innerlichen Seufzer der Wut nicht, hörbar zu werden.
    Statt dessen schwang er sich mit seinem Sessel herum, um zuzuhören.
    Das taten auch die anderen, obwohl Ela sich weniger bemühte, ihren Verdruß zu verbergen. Genauer gesagt bemühte sie sich überhaupt nicht. »Tja, Quara, warum waren wir denn nicht schlau genug, unsere Dummheit schon vorher zu bemerken?«
    Quara schien Elas Sarkasmus gegenüber blind zu sein – oder jedenfalls entschied sie sich dafür, so zu wirken. »Wie können wir aus heiterem Himmel eine Sprache entziffern? Wir besitzen keinerlei Bezugspunkte. Aber was wir besitzen, sind vollständige Aufzeichnungen der verschiedenen Versionen des Descolada-Virus. Wir wissen, wie er aussah, bevor er sich dem menschlichen Metabolismus anpaßte. Wir wissen, wie er sich nach jedem unserer Versuche, ihn zu neutralisieren, veränderte. Einige der Veränderungen waren funktional – er hat sich angepaßt. Aber einige von ihnen waren protokollarischer Natur – er führte Aufzeichnungen darüber, was er tat.«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Ela mit vielleicht zu viel Freude daran, Quara zu korrigieren.
    » Ich weiß es«, sagte Quara. »Jedenfalls liefert uns das einen bekannten Kontext, oder nicht? Wir wissen, um was es bei dieser Sprache geht, auch wenn wir noch nicht in der Lage waren, sie zu dekodieren.«
    »Tja, jetzt, nachdem du das alles gesagt hast«, sagte Ela, »habe ich immer noch keine Vorstellung davon, wie diese neue Weisheit uns helfen wird, die Sprache zu dekodieren. Ich meine, ist das nicht genau das, woran du seit Monaten gearbeitet hast?«
    »Ah«, sagte Quara. »Das habe ich. Aber ich habe es nicht geschafft, die ›Worte‹ auszusprechen, die der Descolada-Virus aufgezeichnet hat, und zu sehen, was für Antworten wir darauf erhalten.«
    »Zu gefährlich«, sagte Jane sofort. »Geradezu absurd gefährlich. Diese Wesen sind fähig, Viren herzustellen, die Biosphären vollständig zerstören, und sie sind gefühllos genug, sie einzusetzen. Und du schlägst tatsächlich vor,

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