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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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war etwas ganz anderes.
    Sie war jetzt ein Mensch mit Gefühlen, die man in Rechnung stellen mußte.
    Jane hat schon die ganze Zeit über Gefühle gehabt, dachte Miro. Aber ich habe nicht viel darüber nachgedacht, weil … weil ich es nicht mußte. Weil ich sie nicht vor mir gesehen habe. Weil sie in gewissem Sinne nicht real für mich war.
    »Ich meinte bloß …«, sagte Miro. »Ich meine bloß, gut gedacht.«
    »Danke«, sagte Jane.
    Es lag keine Spur von Ironie in ihrer Stimme, aber Miro wußte, daß die Ironie trotzdem da war, da sie der Situation innewohnte. Miro, dieser eingleisig denkende Mensch, erklärte diesem genialen Geschöpf, daß sie ›gut gedacht‹ hatte – als ob er fähig gewesen wäre, sie zu beurteilen!
    Plötzlich war er wütend, nicht auf Jane, sondern auf sich selbst. Warum sollte er auf jedes Wort achten müssen, das er sagte, nur weil sie nicht auf dem normalen Wege an diesen Körper gekommen war? Vorher mag sie vielleicht nicht menschlich gewesen sein, aber jetzt war sie es ganz gewiß, und man konnte zu ihr sprechen wie zu einem Menschen. Wenn sie sich irgendwie von anderen menschlichen Wesen unterschied, na und? Alle menschlichen Wesen unterschieden sich voneinander, aber um anständig und höflich zu sein, mußte er da nicht jeden grundsätzlich gleich behandeln? Würde er nicht zu einem Blinden sagen: »Siehst du das ein?«, weil er erwartete, daß die metaphorische Verwendung von ›sehen‹ akzeptiert wurde, ohne daß der Betreffende Anstoß daran nahm? Warum also nicht »Gut gedacht« zu Jane sagen? Bloß weil ihre Denkprozesse für einen Menschen unergründlich tief waren, hieß das nicht, daß ein Mensch nicht einen gebräuchlichen Ausdruck der Zustimmung und Anerkennung verwenden konnte, wenn er mit ihr sprach.
    Als er sie jetzt anschaute, konnte Miro eine Art von Traurigkeit in ihren Augen sehen. Zweifellos resultierte sie aus seiner offensichtlichen Verwirrung – nachdem er mit ihr gescherzt hatte, wie er es immer getan hatte, war er plötzlich verlegen geworden, hatte er plötzlich einen Rückzieher gemacht. Das war der Grund, warum ihr »Danke« ironisch geklungen hatte.
    Weil sie wollte, daß er ihr gegenüber unbefangen war, und er es nicht sein konnte.
    Nein, er war nicht unbefangen gewesen, aber er konnte es ganz bestimmt sein.
    Und was machte es überhaupt für einen Unterschied? Sie waren hier, um das Problem der Descoladores zu lösen, nicht um die Schwachstellen in ihren persönlichen Beziehungen nach dem massenhaften Körpertausch aufzuarbeiten.
    »Kann ich davon ausgehen, daß wir uns einig sind?« fragte Ela. »Botschaften zu senden, die mit der im Descolada-Virus enthaltenen Information verschlüsselt sind?«
    »Nur die erste«, sagte Jane. »Um wenigstens einen Anfang zu machen.«
    »Und wenn sie antworten«, sagte Ela, »werde ich versuchen, eine Simulation laufen zu lassen, was passieren würde, wenn wir das Molekül, das sie uns übermitteln, konstruierten und in uns aufnähmen.«
    »Falls sie uns eines übermitteln«, sagte Miro. »Falls wir auch nur auf der richtigen Spur sind.«
    »Du bist ja ein richtiger Herr Wohlgemut«, sagte Quara.
    »Ich bin Herr He-ich-hab-Schiß«, sagte Miro. »Wohingegen du ganz einfach das alte Fräulein Arsch bist.«
    »Können wir uns nicht alle vertragen?« sagte Jane, scherzhaft jammernd. »Können wir nicht alle Freunde sein?«
    Quara fuhr zu ihr herum. »Hör zu, du! Es ist mir egal, was für ein Superhirn du mal gewesen bist, halt dich einfach aus unseren Familiengesprächen heraus, hörst du?«
    »Schau dich doch um, Quara!« fuhr Miro sie an. »Wenn sie sich aus unseren Familiengesprächen heraushielte, wann könnte sie dann überhaupt noch etwas sagen?«
    Feuerlöscher hob die Hand. »Ich habe mich aus euren Familiengesprächen herausgehalten. Werde ich dafür jetzt gelobt?«
    Jane machte eine Gebärde, um sowohl Miro als auch Feuerlöscher zu beschwichtigen.
    »Quara«, sagte sie ruhig, »ich werde dir den wirklichen Unterschied zwischen mir und deinem Bruder und deiner Schwester hier erklären. Sie sind an dich gewöhnt, weil sie dich ihr ganzes Leben lang kennen. Sie verhalten sich dir gegenüber loyal, weil du und sie gemeinsam ein paar schlimme Erlebnisse in eurer Familie durchgemacht habt. Sie haben Geduld mit deinen kindischen Ausbrüchen und deiner eselhaften Sturheit, weil sie sich immer und immer wieder sagen, sie kann nicht anders, sie hat eine so schwere Kindheit gehabt. Aber ich bin kein Mitglied eurer

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