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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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einer Handbewegung zurück.
    »Ich kann sie nicht vergessen, aber ich kann sie ignorieren. Ich ignoriere die Welt, Miro. Ich ignoriere dich. Ich ignoriere diese beiden wandelnden Psychosen von mir. Im Augenblick versuche ich, alles zu ignorieren – außer eurer Mutter.«
    »Und Gott«, sagte Miro. »Du darfst Gott nicht vergessen.«
    »Nicht einen einzigen Augenblick«, sagte Ender. »Um die Wahrheit zu sagen: Ich kann nichts und niemanden vergessen. Aber, ja, doch, ich ignoriere Gott, außer insoweit, als Novinha mich nötigt, ihn wahrzunehmen. Ich entwickle mich zu dem Ehemann, den sie braucht.«
    »Warum, Andrew? Du weißt, Mutter ist so verrückt, das manche glauben, sie sei reif für die Klapsmühle.«
    »Keineswegs«, sagte Ender mißbilligend. »Aber selbst wenn es wahr wäre, dann … wäre das noch ein Grund mehr.«
    »Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Im philosophischen Sinne bin ich damit einverstanden, aber du weißt nicht, wie es …« Miros Erschöpfung schlug über ihm zusammen. Ihm wollten keine Worte mehr einfallen, mit denen er hätte sagen können, was er sagen wollte. Er wußte, das lag daran, weil er versuchte, Ender zu erklären, wie es sich in diesem Augenblick anfühlte, Miro Ribeira zu sein. Und Miro hatte nicht einmal Übung darin, seine eigenen Gefühle zu erkennen, geschweige denn sie auszudrücken. »Desculpa«, murmelte er, ins Portugiesische wechselnd, weil das die Sprache seiner Kindheit war, die Sprache seiner Emotionen. Er stellte fest, daß er sich Tränen von den Wangen wischte. »Se não posso mudar nem você, não há nada que possa, nada.« Wenn ich nicht einmal dich dazu bringen kann, dich zu bewegen, dich zu verändern, dann gibt es nichts, was ich tun kann.
    »Nem eu?« echote Ender. »Im ganzen Universum, Miro, gibt es niemanden, der schwerer zu ändern wäre als ich.«
    »Mutter hat es geschafft. Sie hat dich verändert.«
    »Nein, das hat sie nicht«, sagte Ender. »Sie hat mir nur ermöglicht, das zu sein, was ich sein mußte und sein wollte. So wie jetzt, Miro. Ich kann nicht alle glücklich machen. Ich kann mich nicht glücklich machen, ich tue auch nicht viel für dich , und was die großen Probleme angeht, so bin ich auch da völlig nutzlos. Aber vielleicht kann ich eure Mutter glücklich machen, oder wenigstens ein bißchen glücklicher, wenigstens für eine Weile, oder wenigstens kann ich es versuchen.« Er nahm Miros Hände in seine, drückte sie an sein eigenes Gesicht, und als Miro sie fortnahm, waren sie keineswegs trocken.
    Miro sah zu, wie Ender von der Bank aufstand und davonging, auf die Sonne zu, in den schimmernden Obstgarten. So hätte sicher Adam ausgesehen, dachte Miro, wenn er nicht von der Frucht gegessen hätte. Wenn er immer weiter und weiter und weiter und weiter im Garten geblieben wäre. Dreitausend Jahre lang ist Ender über die Oberfläche des Lebens dahingeglitten. Es war meine Mutter, an der er schließlich hängenblieb. Ich habe meine ganze Kindheit damit zugebracht, mich von ihr zu befreien, und er kommt daher und entscheidet sich dafür, sich an sie zu binden und …
    Und an was hänge ich, außer an ihm? Ihm, in Gestalt einer Frau. Ihm, mit einer Handvoll Haaren auf dem Küchentisch.
    Miro war dabei, sich von der Bank zu erheben, als Ender sich plötzlich umwandte, ihn ansah und ihm zuwinkte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Miro wollte auf ihn zugehen, aber Ender wartete nicht; er wölbte die Hände um den Mund herum zu einem Trichter und rief.
    »Erzähl es Jane!« schrie er. »Wenn sie eine Lösung findet! Wie man es macht! Kann sie diesen Körper haben!«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Miro begriff, daß er von der jungen Val sprach.
    Sie ist nicht bloß ein Körper, du egozentrischer alter Planetenzerschmetterer. Sie ist nicht bloß ein alter Anzug, den man weggibt, weil er nicht mehr paßt oder weil der Stil sich geändert hat.
    Aber dann verrauchte sein Zorn, denn er begriff, daß er genau das mit seinem alten Körper gemacht hatte. Ihn weggeworfen, ohne einen Blick zurück.
    Und die Idee faszinierte ihn. Jane. War es wohl möglich? Wenn ihr Aiúa sich irgendwie dazu bewegen ließ, sich in der jungen Val niederzulassen, konnte ein menschlicher Körper genug von Janes Bewußtsein aufnehmen, um ihr das Überleben zu ermöglichen, wenn der Sternenwege-Kongreß sie abzuschalten versuchte?
    »Ihr Jungs seid so langsam«, wisperte Jane in seinem Ohr. »Ich habe schon längst mit der Schwarmkönigin

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