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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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haben vor gar nicht so langer Zeit eine lange Reise zusammen gemacht, und ich glaube, während dieses Fluges hat er sich ein wenig in mich verliebt.«
    Wahrscheinlich traf das zu. Ganz bestimmt traf es zu. Miro mußte es zugeben: einige seiner Gefühle für die junge Val waren in Wirklichkeit seine Gefühle für die alte Valentine, von der Frau, die sich für immer außerhalb seiner Reichweite befand, auf diese junge Frau übertragen, die für ihn, so hatte er wenigstens gehofft, erreichbar sein mochte. Jetzt sanken ihrer beider Stimmen auf eine Lautstärke herab, bei der Miro nicht einmal einzelne Worte unterscheiden konnte. Aber trotzdem wartete er immer noch, die Hände gegen den Türpfosten gepreßt, und lauschte auf die lebhafte Melodie dieser beiden Stimmen, die einander so ähnlich, aber ihm beide so wohlvertraut waren. Es war eine Musik, die er bis in alle Ewigkeit hätte hören mögen.
    »Wenn es in diesem ganzen Universum jemanden wie Ender gibt«, sagte die alte Valentine mit plötzlicher Lautstärke, »dann ist das Miro. Er hat sich zugrunde gerichtet, um Unschuldige vor der Vernichtung zu bewahren. Und er ist immer noch nicht geheilt.«
    Sie wollte, daß ich das höre, begriff Miro. Sie hat laut gesprochen, weil sie wußte, daß ich hier stehe, wußte, daß ich zuhöre. Die alte Hexe hat gelauscht, ob meine Tür sich schlösse, und es nicht gehört, daher weiß sie, daß ich sie hören kann, und darum versucht sie, mir eine Perspektive zu geben, mich selbst zu sehen. Aber ich bin kein Ender, ich bin bloß Miro, und wenn sie solche Dinge über mich sagt, so ist das nur ein Beweis dafür, daß sie nicht weiß, wer ich bin.
    Ein Stimme meldete sich in seinem Ohr.
    »Ach, halt die Klappe, wenn du dich nur selbst belügen willst.«
    Natürlich hatte Jane alles gehört. Sogar seine Gedanken, denn wie es seine Gewohnheit war, wurden seine bewußten Gedanken wie ein Echo von seinen Lippen und seiner Zunge und seinen Zähnen wiedergegeben. Er konnte nicht einmal denken, ohne die Lippen zu bewegen. Wenn Jane an seinem Ohr befestigt war, verbrachte er seine wachen Stunden in einem Beichtstuhl, der nie geschlossen wurde.
    »Also liebst du das Mädchen«, sagte Jane. »Warum auch nicht? Also werden deine Motive durch deine Gefühle Ender und Valentine und Ouanda und dir selbst gegenüber kompliziert. Na und? Welche Liebe war denn jemals rein, welcher Liebende war jemals unkompliziert? Stell sie dir als einen Sukkubus vor. Du wirst sie lieben, und sie wird in deinen Armen zerfallen.«
    Janes Spöttelei machte ihn zugleich wütend und amüsierte ihn. Er trat ins Innere seines Zimmers und schloß sanft die Tür. Als sie zu war, flüsterte er: »Du bist ein eifersüchtiges altes Miststück, Jane. Du willst mich doch bloß für dich.«
    »Ich bin sicher, du hast recht«, sagte Jane. »Wenn Ender mich jemals wirklich geliebt hätte, hätte er einen menschlichen Körper für mich erschaffen, als er im Außen so fruchtbar war. Dann könnte ich mich selbst um dich bemühen.«
    »Du besitzt schon mein ganzes Herz«, sagte Miro. »Was immer das wert sein mag.«
    »Was bist du doch für ein Lügner«, sagte Jane. »Ich bin bloß ein sprechender Terminkalender und Taschenrechner, und das weißt du ganz genau.«
    »Aber du bist auch sehr, sehr nett«, sagte Miro. »Deines Geldes wegen würde ich dich heiraten.«
    »Ganz nebenbei«, sagte Jane, »in einem Punkt irrt sie sich.«
    »In welchem?« fragte Miro, während er sich fragte, welche »sie« Jane damit meinte.
    »Ihr seid noch nicht damit am Ende, Welten zu erkunden. Ob Ender noch daran interessiert ist oder nicht – und ich glaube, das ist er, da sie noch nicht zu Staub zerfallen ist –, die Arbeit hört nicht einfach auf, weil es genügend bewohnbare Planeten gibt, um die Schweinchen und die Krabbler zu retten.«
    Jane benutzte häufig die alten diminutiven und pejorativen Begriffe für sie. Miro überlegte sich oft, hatte aber noch nie danach zu fragen gewagt, ob sie auch irgendwelche abwertenden Begriffe für Menschen hatte. Aber er glaubte ohnehin zu wissen, wie ihre Antwort lauten würde: »Das Wort ›Mensch‹ ist eine Abwertung«, würde sie sagen.
    »Wonach halten wir denn dann noch Ausschau?« fragte Miro.
    »Nach allen Welten, die wir finden können, bevor ich sterbe«, sagte Jane.
    Er dachte darüber nach, während er sich wieder auf sein Bett legte. Dachte darüber nach, während er sich ein paarmal herumwarf und umdrehte, dann aufstand, sich wirklich anzog und

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