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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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belügen. Gestern mit einem Sternenschiff angekommen? Von Moskva?« Plötzlich sprudelte etwas aus ihr hervor, das wie recht überzeugendes Russisch klang, vielleicht in dem auf Moskva gesprochenen Dialekt.
    Wang-mu hatte keine Ahnung, wie sie reagieren sollte. Aber sie mußte es auch nicht. Peter war derjenige mit Jane im Ohr, und er antwortete ihr augenblicklich: »Ich hoffe, Samoanisch zu lernen, während ich hier auf Pazifika stationiert bin. Das werde ich nicht bewerkstelligen, indem ich auf Russisch schwatze, wie sehr Sie mich auch immer mit böswilligen Bemerkungen über die amourösen Neigungen und den Mangel an körperlicher Schönheit meiner Landsleute zu provozieren versuchen.«
    Grace lachte. »Siehst du, Chinesenmädel?« sagte sie. »Lügen, Lügen, Lügen. Und wie souverän es klingt, wenn er es macht! Natürlich hat er dieses Juwel im Ohr, das ihm hilft. Sagt die Wahrheit – keiner von euch spricht auch nur ein Fitzelchen Russisch.«
    Peter schaute grimmig und auf undefinierbare Weise angewidert drein. Wang-mu erlöste ihn aus seinem Elend – wenn auch auf die Gefahr hin, ihn zu erzürnen. »Natürlich ist es eine Lüge«, sagte Wang-mu. »Die Wahrheit wäre einfach zu unglaublich.«
    »Aber die Wahrheit ist das einzige, was sich zu glauben lohnt, nicht wahr?« fragte Graces Sohn.
    »Wenn man sie erkennen kann«, sagte Wang-mu. »Aber wenn Sie die Wahrheit nicht glauben würden, dann muß jemand einem dabei helfen, plausible Lügen aufzutischen, oder?«
    »Ich kann mir auch meine eigenen ausdenken«, sagte Grace. »Vorgestern haben ein weißer Junge und ein chinesisches Mädchen meinen Freund Aimaina Hikari besucht, auf einer Welt, die mindestens zwanzig Jahre Flugzeit entfernt ist. Sie haben ihm Dinge mitgeteilt, die sein ganzes inneres Gleichgewicht durcheinandergebracht haben, so daß er kaum noch funktionieren konnte. Heute kommen ein weißer Junge und ein chinesisches Mädchen, die natürlich andere Lügen als sein Paar erzählen, aber trotzdem lügen wie gedruckt, diese beiden also kommen zu mir und wollen meine Hilfe oder meine Erlaubnis oder meinen Rat hinsichtlich eines Besuchs bei Malu erlangen –«
    »Malu bedeutet ›ruhig sein‹«, fügte Graces Ehemann freundlich hinzu.
    »Bist du immer noch wach?« fragte Grace. »Hattest du keinen Hunger? Hast du nicht gegessen?«
    »Oh, ich bin satt, aber völlig fasziniert«, antwortete ihr Ehemann. »Also los, weiter, entlarve sie!«
    »Ich will wissen, wer ihr seid und wie ihr hierhergekommen seid«, sagte Grace.
    »Das wäre sehr schwierig zu erklären«, sagte Peter.
    » Wir haben jede Menge Zeit«, sagte Grace. »Stunden, wenn es sein muß. Ihr seid diejenigen, die anscheinend keine Zeit haben. Eure Eile ist so groß, daß ihr über Nacht den Abgrund von Stern zu Stern überspringt. Das strapaziert natürlich die Leichtgläubigkeit, da die Lichtgeschwindigkeit angeblich eine unüberwindliche Barriere darstellt, aber nicht daran zu glauben, daß ihr dieselben Leute seid, die mein Freund auf Götterwind gesehen hat, strapaziert die Leichtgläubigkeit andererseits auch, also sind wir keinen Schritt weiter. Angenommen, ihr könnt wirklich mit Überlichtgeschwindigkeit reisen, was verrät uns das darüber, woher ihr kommt?
    Aimaina sieht es als erwiesen an, daß ihr von den Göttern zu ihm geschickt wurdet, genauer gesagt von seinen Ahnen, und vielleicht hat er ja recht, es liegt in der Natur der Götter, daß sie unvorhersehbar sind und plötzlich Dinge tun, die sie nie zuvor getan haben. Ich für meinen Teil jedoch finde, daß rationale Erklärungen immer besser funktionieren, vor allem in den wissenschaftlichen Aufsätzen, die ich veröffentlichen zu können hoffe. Also lautet die rationale Erklärung, daß ihr von einer wirklichen Welt kommt, nicht aus irgendeinem himmlischen Wolkenkuckucksheim. Und da ihr in einem Augenblick oder einem Tag von Welt zu Welt springen könnt, könntet ihr von überall her kommen. Aber meine Familie und ich glauben, daß ihr von Lusitania kommt.«
    »Ich nicht«, sagte Wang-mu.
    »Und ich stamme ursprünglich von der Erde«, sagte Peter. »Wenn ich überhaupt irgendwo herstamme.«
    »Aimaina glaubt, ihr kommt aus dem Außen«, sagte Grace, und einen Augenblick lang dachte Wang-mu, die Frau müsse herausgefunden haben, wie Peters Existenz begonnen hatte. Aber dann begriff sie, daß Graces Worte eine theologische Bedeutung hatten, keine wörtliche. »Dem Land der Götter. Aber Malu sagte, daß er euch niemals dort

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